Etwas rauscht, als wäre es schon immer da gewesen. Ein leises Flirren, das an der Schwelle zwischen Luftzug und Erinnerung liegt. Aus dieser Szenerie nahe an der Stille entsteht “Til Vinden I Dine Øjne”, das neue zwei lange Stücke umfassende Album des in Kopenhagen lebenden Künstlers øjeRum. Zwei lange Kompositionen entfalten sich in einem kreisenden Fluss, der keine Weiterlesen
Archiv der Kategorie: Reviews
ABUL MOGARD: Quiet Pieces
Das neue Album “Quiet Pieces” des italienischen Komponisten Abul Mogard basiert auf einem Prozess der Wiederaneignung: Der Künstler arbeitete mit älterem, bislang unbearbeitetem Archivmaterial und kombinierte es mit neu entstandenen Stücken, die auf Samples aus klassischen Schallplatten seines verstorbenen Onkels beruhen. Diese spielte er in verlangsamter Geschwindigkeit ab, bearbeitete sie mit Effekten und ließ sie in die neuen Kompositionen einfließen. Dabei entstand Weiterlesen
TRAPPIST AFTERLAND: Collected Solo Works
Der australische Folksänger und Mehrfachinstrumentalist Adam Geoffrey Cole hat in den vergangenen knapp zwanzig Jahren eine ganze Reihe an Alben aufgenommen und meist als Trappist Afterland, vor einigen Jahren aber auch unter seinem eigenen Namen veröffentlicht. Die Entscheidung für den einen oder den anderen Interpretennamen hat wenig mit der Anzahl eventuell beteiligter Gäste zu tun, vielmehr wohl dagegen mit Fragen nach einer Weiterlesen
THE VOMIT ARSONIST: To What End
Nicht etwa, dass in Genres wie Power Electronics oder Death Industrial Subtilität eine weitverbreitete Eigenschaft ist, aber der Name des Einmannprojekts aus Rhode Island klingt schon in besonderem Maße infantil. Andrew Grant meinte dann auch vor etlichen Jahren in einem Interview: „It was a stupid name I came up with 10 or so years ago, when the project was supposed to be nothing more than the most unlistenable garbage I could come up with. “ Weiterlesen
SPANO.: Spano II
Mit “Spano II” setzen Stefano Fano, auch bekannt als Stefano Roman, und Paolo Spaccamonti ihre Zusammenarbeit fort, die sich schon auf dem Vorgänger als feinsinnige, aber zugleich kompromisslose Auseinandersetzung mit instrumentalem Hip-Hop und den Möglichkeiten elektronischer Texturen gezeigt hat. Auch diesmal steht nicht die klare Form im Vordergrund, sondern die Spannung zwischen Fragment und Weiterlesen
SWANS: Birthing
Es dürfte wenige Bands geben, die nach ihrer Reformierung, oder – wie es Michael Gira damals formulierte – „reconstitution“ so aktiv wie die Swans waren/sind. Zuerst mag man Giras Insistieren auf der Begrifflichkeit als semantische Spitzfingerei abgetan haben, aber die Jahre seit dem Erscheinen von „My Father Will Guide Me up a Rope to the Sky“ im Jahr 2010 waren beeindruckend – Weiterlesen
TIMBER RATTLE: The Den
Bereits im Winter vor anderthalb Jahren igelten sich die mysteriösen Timber Rattle um Adam Parks a.k.a. Lightning White Bison in Hillsville am Fuße der Blue Ridge Mountains in Virginia ein, um in einem vermutlich DIY eingerichteten Studio ein Album einzuspielen, das feierlicher dröhnt und ergriffener tönt als vielleicht alle seine Vorgänger. Sein Titel “The Den” scheint gut gewählt, denn um es zu erkunden, taucht man tatsächlich wie in eine tief dunkle, aber keineswegs leere Höhle ein. Weiterlesen
CONTROLLED DEATH: Death Church Organ Tapes
Auf Subtilität hat Maso Yamasaki mit seinem LoFi-Death Industrialprojekt Controlled Death bisher noch nie Wert gelegt und auch das neue Tape macht im Titel direkt Thema sowie genutztes Instrumentarium deutlich. In den ersten Jahren waren die zahlreichen Controlled Death-Aufnahmen eine wilde Melange aus LoFi-Analogsynthgewummer und kreatürlichem Gegurgel: Weiterlesen
RG ROUGH: 80
Die populäre Ästhetik der 80er, das wissen natürlich v.a. die reiferen Semester unter unseren Leserinnen und Lesern, war in weiten Teilen geprägt von auffälligen Farben, futuristischen Designs oder was man damals so betrachtete und einer Mischung aus Künstlichkeit und einem High-Tech-Optimismus, der sich in gebrochener Form auch in den zahlreichen der meist weniger farbintensiven Subkulturen der Ära spiegelte. In Weiterlesen
SANTACRUZ: Respiración
Mit der Single Respiración präsentiert der in Berlin lebende Künstler Alberto Santacruz zwei Versionen eines Tracks, der – mit Artwork von Tomás Nochteff (Mueran Humanos) und Layout von Sophie Marshalova – das Echo elektronischer und postindustrieller Musik er Achtziger und auch das subkulturelle Erbe seiner Stadt hörbar aufgreift. Weiterlesen
MUNSHA: The Fall of the Astronauts
Mit “The Fall of the Astronauts” legt die in Berlin lebende Komponistin, Cellistin und Sängerin Munsha ein Werk vor, das sich nicht in gewohnte musikalische Kategorien einordnen lässt. Das Album basiert auf dem vor einigen Jahren von ihr verfassten Musiktheaterstück “Alices Geschwister”, das psychische Ausnahmezustände im Spiegel gesellschaftlicher Normierungen thematisiert. Lewis Carrols Roman Alice im Wunderland dient hier nicht als Weiterlesen
IE: Reverse Earth
Im aktuellen Wire beklagt ein Leserbriefschreiber die (angenommene) Fokussierung auf Metal in all seinen (für den Schreibenden zu) düsteren Spielarten und fordert stattdesssen „uplifting, righteous and positive subject matter“. Abgesehen davon, dass diese Forderung vielleicht (allzu)viel über den Schreiber verrät, würde er vielleicht an dem (hervorragenden) aktuellen Album des Quintetts aus Minneapolis Gefallen finden, was allerdings nicht gegen dieses Album spricht. Weiterlesen
NEIL TENNANT / MARK SPRINGER / SACCONI STRING QUARTET: Sleep Of Reason
In dem 2017 erschienenen Buch „Fantasyland“ skizziert Kurt Andersen, wie der Hang zum Irrationalen in der Geschichte, in der Genese von „God’s Own Country“ angelegt ist. Die Konsequenzen manifestieren sich augenblicklich in verschiedensten Ausprägungen, von denen die wenigsten erfreulich sein dürften. Die Zusammenarbeit des britischen Komponisten und Pianisten Mark Springer mit Neil Tennant von den Pet Shop Boys und dem Sacconi Quartet, einem Streichquartett, hat insofern damit zu tun, als dass sie sich Weiterlesen
HAUSFRAUEN EXPERIMENT: The End Of The World
Es gibt eine Menge an Alben mit einer apokalyptischen Schlagseite – dramatische, weinerliche, abgeklärte und alles Mögliche und Unmögliche dazwischen. Auf “The End of the World”, dem neuen Longplayer der mysteriösen englischen Band Hausfrauen Experiment, endet die Welt, wie wir sie immer gekannt haben, auch und vor allem für die bisherige Aura von zehn ausgewählten Songs aus der Geschichte der Weiterlesen
THE RIGHT HAND IS DOOMED TO BLACKEN: Greenbridge 12.11.24
Mit “Greenbridge 12.11.24″ legt das multinationale Trio The Right Hand Is Doomed to Blacken – bestehend aus dem Australier Michael Plater sowie den beiden Europäern Massimiliano Gallo und Tasos Koromilas – ein Live-Debüt vor, das sich zwischen melancholischem Songwriting, experimenteller Elektronik und cinematischer Dichte bewegt. Das Album entstand im Rahmen einer Improvisationsperformance während Platers Residency im griechischen Weiterlesen
KITCHEN CYNICS / MARGERY DAW / GREY MALKIN: To The Green Round
Die drei Schotten Alan Davidson alias Kitchen Cynics, Margery Daw und Grey Malkin sind mittlerweile fast so etwas wie ein eingespieltes Trio, und so entpuppt sich der aktuelle Longplayer – ein Tape, das das Attribut “long” tatsächlich verdient – “To The Green Round” als eine stimmige Mixtur aus avantgardistischem Folk, entrückten Klangtexturen und leiser, teils verstörender Magie, die sich über sechzehn Stücke hinweg Weiterlesen
MIKI YUI: As If
Miki Yui ist eine in Düsseldorf lebende japanische Musikerin und Künstlerin, die mit ihrem aktuellen Album “As If”, erschienen einmal mehr beim Schweizer Label Hallow Ground, erneut ihre seit Jahrzehnten beeindruckende Fähigkeit unter Beweis stellt, subtil hypnotische Klangtexturen zu entwerfen. Yuis Werk bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Sounddesign, elektronischer Komposition und Weiterlesen
D. JACKMAN: Steadfast / JACKMAN: Scilence
Jetzt kommt die umfangreiche Organum Electronics /David Jackman-Subskriptionsreihe auf Die Stadt, die mit „Quietude“ Ende 2023 begonnen hatte, mit der Doppel-CD „Steadfast“ zu einem Ende. Bei vielen Besprechungen von Jackman-Material der letzten Jahre haben wir immer wieder thematisiert, dass die Hintergründe von seinen Arbeiten oftmals opak bleiben. „Jackman’s work is one clouded mystery“, schrieb der umtriebige Frans de Waard einmal passenderweise. Weiterlesen
9T ANTIOPE: Horror Vacui
Vor einigen Monaten bereits brachten 9T Antiope, das in Paris lebende Duo, das bekannt ist für seine dunklen desolaten Lärmwelten, in die in den letzten Jahren immer mehr klassische Instrumente Einzug gehalten haben, ein Konzeptalbum heraus, das sich dem Horror Vacui, dem Schrecken der Leerheit widmete. Dass das Cover so etwas wie ein heimelig-unheimliches Spukhaus nach Puppenhausmanier zeigt, und das ein solches auch immer wieder in den einzelnen Songs auftaucht, mag einen zunächst verwundern, denn bei der Frage nach dem, was einen in Weiterlesen