DREW MCDOWALL: A Thread, Silvered and Trembling

Drew McDowall hat seit 2015 auf insgesamt vier Soloalben, die letztes Jahr auf dem umfangreichen „Lamina“-Boxset auf sechs CDs mit Bonusmaterial wiederveröffentlicht wurden, gezeigt, dass er jenseits seiner Arbeiten mit anderen (am prominentesten sicher mit Coil, zu deren Spätwerk er erheblich beigetragen hat, aber ebenfalls Compound Eye, zusammen mit dem viel zu früh verstorbenen Tres Warren) auch alleine unglaublich spannende (Geräusch-)Musik machen kann. Weiterlesen

THE GRAY FIELD RECORDINGS: The 9 of Knifes

Vor gut einem Jahr erweckte die in Griechenland lebende Folk- und Experimentalmusikerin R.Loftiss, die sich in den vergangenen Jahren an zahlreichen, zum Teil selbst mitgegründete Projekten wie Howling Larsens und den Black Lesbian Fishermen beteiligte, ihr in den Nullerjahren ausgesprochen aktives Projekt The Gray Field Recordings aus einem elfährigen Dornröschenschlaf. “She Sleeps to the Sound of Knifes”, das in seinem hörspielartigen, experimentierfreudigen Folksound so sehr an die früheren Werke anknüpfte, dass man ihm die lange Weiterlesen

RUDOLF EB.ER / CONTROLLED DEATH: Serenita Per I Morti Viventi

Auf der gerade bei Phage Tapes erschienenen 12” “Serenita Per I Morti Viventi” kommen mit Rudolf Eb.er und Maso Yamazaki zwei Personen zusammen, die seit Jahrzehnten Grenzen sprengende (Geräusch-)Musik machen und sich (vor allem in den letzten Jahren) immer wieder – wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen – mit dem (Thema) Tod beschäftigt haben. Weiterlesen

CAMERATA MEDIOLANENSE: Atalante Fugiens

Das nach der leichtfüßigen Atalante, deren Name viele wahrscheinlich schon assoziativ in der Welt der antiken Mythen verorten, benannte neue Album von Camerata Mediolanense beginnt mit einem Kracher: Schon die lateinischen Verse, mit denen Sängerin Desiree Corapi das Werk in einem hellen und zugleich kraftvollen Sopran in hymnenhaftem Ton eröffnet, bündelt trotz Molltonart und einer liturgischen Melodieführung eine wache, forsche Energie, in die sich die Weiterlesen

ALAN VEGA: Insurrection

Es gibt wahrscheinlich wenige Debütalben, die einen solchen übermächtigen Schatten auf das restliche Werk werfen, wie Suicides selbtbetiteltes erstes Album mit seinen insgesamt gerade einmal sieben Stücken, von denen aber fast jedes eine wahnsinnige Resonanz erzeugt hat. Dabei gibt es natürlich auch im restlichen Werk des Duos einiges zu entdecken, exemplarisch etwa die fantastische Ballade „Surrender“ Weiterlesen

ÜMLAUT: Zephyrs, Streams, Birds, and Bees

Was einen in “Zephyrs, Streams, Birds, and Bees” als erstes in Bann zieht, ist die helle geloopte Frauenstimme, die irgendwann aus dem Bett einer pulsierenden Synthielandschaft auftaucht und wie kleine Tupfer kurze Silben in simplen Tonfolgen repetiert. Bald kommt ein Chor männlicher Stimmen hinzu, die in anderen Tonfolgen und mit anderen Lauten etwas ganz ähnliches machen, und den ganzen etwas Dialoghaftes, aber auch Weiterlesen

NOVÝ SVĚT: DeGenerazione

Wir haben schon oft auf diesen Seiten angesprochen, welch reiches Füllhorn verschiedenster Musiken das aus Jürgen Weber und Frl. Tost bestehende (und am 5.5.22 wohl endgültig aufgelöste) Duo über dem Hörer ausschüttet(e). Nový Svět bedienten sich all die Jahre an so vielen Genres, dass man wohl eher fragen müsste, was bisher noch nicht von ihnen berührt wurde.

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GREY MALKIN / FOGROOM: Shoreline Ritual

Wäre “Shoreline Ritual”, das erste gemeinsam aufgenommene Album das Schotten Grey Malkin und des Deutschen Fogroom, ein Film, so wäre es wahrscheinlich einer dieser Streifen, die einen mit ihren geheimnisvollen atmosphärischen Bildwelten ungemein in den Bann zu ziehen vermögen, auch wenn man wahrscheinlich nur sehr bedingt sagen könnte, was sich in dem Film und seinen von diffusen Andeutungen lebenden Szenenfolgen eigentlich ereignet. Weiterlesen

ORGANUM ELECTRONICS: Noughwhere

Das neue, 2023 in den RMS Sudios aufgenommene, Organum Electronics-Album ist ein weiteres Mosaikteil in der extensiven Subskriptionsreihe von Die Stadt und setzt die Reihe der orthographisch eigenwilligen Titel fort: Nach „Quietude“ und „Darcknes“ jetzt also „Noughwhere“ Da steckt jetzt das Nichts, die Null im Nirgendwo – „mas que nada“, kann man bei Hemingway lesen. Weiterlesen

DAVID JACKMAN: A Cloud Of Light

„A Cloud Of Light“ ist eine weitere Veröffentlichung aus der umfangreichen David Jackman-/Organum Electronics-Subskriptionsserie auf Die Stadt . Zuletzt waren hier Ende letzten Jahres mit „Quietude“ und „Darcknes“ die ersten beiden Releases dieser Reihe besprochen worden. Es ist schon an vielen Stellen darauf hingewiesen worden, dass insbesondere Jackmans Aufnahmen der letzten Jahre ähnlich klingen, so in etwa wie Teile einer einzigen (großen) Aufnahme. Diese Ähnlichkeit spiegelt sich vielleicht auch bei den Weiterlesen

JAD ATOUI / JAWAD NAWFAL / SHARIF SEHNAOUI: Modern Individual

Auf “Modern Individual”, dem for kurzem erschienenen ersten gemeinsamen Longplayer der drei libanesischen Musiker Jad Atoui, Jawad Nawfal und Sharif Sehnaoui, beschleicht einen immer wieder das Gefühl, etwas Unberechenbares braue sich zusammen. Vor einem unruhigen Hintergrund aus Rattern, Knacken und schrill rauschendem Feedback irren bereits in den ersten Minuten hohe Sinustöne durch den Raum, kollidieren mit Weiterlesen

CONSUMER ELECTRONICS: Surge

Seit Philip Best sein in den frühen 80ern begonnenes Projekt Consumer Electronics 2007 rekativierte, entstanden eine Reihe von Alben. Musikalisch entfernte er sich von den brachialen analogen Dissonanzen, die noch auf dem 2009 veröffentlichten „Crowd Pleaser“ zu hören waren: Die Musik wurde reduzierter, (ziemlich) kaputte Rhythmen bestimmten das Klangbild und irgendwann überließ er – dem hier attestiert wurde, dass seine “Vocals [...] mit zum Beeindruckensten gehören, was man in welchem Genre auch immer hören kann” – das Schreien und Brüllen seiner (damaligen) Frau Sarah, er selbst rezitierte seine Texte. Weiterlesen

EKIN FIL: Sleepwalkers

Es ist der Eindruck von etwas Verwehtem, das den Klanglandschaften auf Ekin Fils neuem Album “Sleepwalkers” immer wieder die Aura von etwas traumhaftem oder, wie es der Titel schon sagt, somnambulem gibt. Wie zwei Substanzen, die sich nicht abstoßen, die sich aber auch nicht zu einer vollkommenen Einheit vermischen lassen, durchdringt sich dunkles Grollen und Brummen und melodische Hochtöner in dem Weiterlesen

KEELEY FORSYTH: The Hollow

Vor einiger Zeit kam bei einer Diskussion im weiteren Bekanntenkreis die Frage auf, ob es heute noch (neue) Musik ge(/ä)be, die einen noch genauso begeistert, wie man das früher erlebt habe. Da klang so eine gewisse Art der musikalischen Erschöpfung und Ernüchterung gepaart mit etwas Kulturpessimismus an. Dass es noch neue Musik gibt, die es wert ist, entdeckt und gehört zu werden, zeigen wir auf diesen Seiten hoffentlich jede Woche wieder aufs Neue, aber insbesondere Keeley Forsyths „The Hollow“ sollte man all denen ans Herz bzw. Ohr legen, die glauben, heutzutage könne einen Musik nicht mehr so tief treffen, wie das mit 18 etc. der Fall war. Weiterlesen

LIMPE FUCHS: Amor

Auf Lampe Fuchs’ neuem Album “Amor” dreht sich, wie der Titel bereits vermuten lässt, alles um die Liebe, ein Thema, das öfter mal und vermutlich zurecht als das meist besungene Thema in der populären Musik bezeichnet wird. Aufgrund dieser Popularität und der damit verbundenen großen Präsenz ist es natürlich auch ein Thema, mit dem man grandios scheitern kann, indem man ganz unbeabsichtigt schon oft gehörtes auf ermüdende Weise reproduziert, oder, vielleicht schlimmer, betont Weiterlesen

GENETIC TRANSMISSION: Kapuke / Music For Vienna Aktionists

Seit vielen Jahren schon sind Genetic Transmission dabei, ihre einigermaßen üppigen Archive zu öffnen und vergriffenes älteres Material neu zugänglich zu machen. Die vorliegende Wiederveröffentlichung, erschienen bereits vor einigen Jahren, beinhaltet gleich zwei Releases aus den frühen Jahren des polnischen Industrial-Duos, die damals in keinem Zusammenhang zueinander standen und auch auf der vorliegenden CD – trotz des typischen GT-Sounds zwischen Musique Concrete und Maschinenlärm – recht heterogen wirken. Weiterlesen

L’EGLISE DU MOVEMENT PÉRISTALTIQUE INVERSÉ: Le Peintre du Soir

Bekannt vorkommen wird der Bandname L’Eglise du Mouvement Péristaltique Inversé hierzulande wahrscheinlich wenigen, denn eine zuverlässige Erinnerung ist ein rares Gut, und wirklich angekommen ist das einzige bereits 2002 erschienene Album des französischen Cold Wave-Duos diesseits des Rheins kaum. Für mehr als zwei Jahrzehnte gingen die beiden Mitglieder Charles Pietri (Gitarre) und Nick Grey (Gesang und alles elektronische) musikalisch getrennte Wege, und wer unsere Weiterlesen

ELKKS: Dawn Heart Dawn

Als ginge es nur darum, mit der Tür ins Haus zu fallen, startet “Realtree Fleece”, der Opener von Elkks’ Solodebüt “Dawn Heart Dawn”, mit perkusiven Donnerschlägen. Hat man diesen Türbereich durchquert und ist im Inneren des Gebäudes angelangt, entfaltet sich schnell ein ganz anderes Szenario – elektrifiziertes Gitarrenstrumming bildet den Teppich für eine auf den ersten Eindruck erschöpft wirkenden Stimme, die zumindest dem Weiterlesen

LAIBACH: Opus Dei

Es gibt wohl keine Band, bei der das Konzeptionelle, der Diskurs über den Überbau bei der Rezeption eine größere Rolle einnimmt als bei den Slowenen. Über sie wurde viel geschrieben (etwa zuletzt noch in umfangreicherer Form hier). Inzwischen sind sie natürlich trotz ihrer an Provokationen nicht armen Vergangenheit auch in ihrer Heimat längst fester Bestandteil der dortigen Kultur, Weiterlesen