Unterstützung für Timothy Renner (Stone Breath, Strange Familiars)

In einem Interview hatte Timothy Renner vor etlichen Jahren seine Erkrankung an Multipler Sklerose öffentlich gemacht. Im Moment scheint es, als sei er gesundheitlich sehr angeschlagen. Das künstlerische Wirken Renners ist in den vergangenen Jahren auf diesen Seiten immer wieder beleuchtet worden. Seit Mitte der 90er hat er in unzähligen Inkarnationen (Timothy, Timothy Revelator, timeMOTHeye) und Formationen (Mourning Cloak, Stone Breath, Breathe Stone, The Spectral Light and Moonshine Firefly Snakeoil Jamboree, Black Happy Days, Moth Masque, Crow Tongue, Forest Beggars, Albatwitch, Wildnisgeist) Musik (ein)gespielt, die (auch immer) seine spirituelle Entwicklung und seine persönlichen Obsessionen widerspiegelte.

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Deeat Palace auf einer neuen Anthologie von Commando Vanessa

Das italienische Tapelabel Commando Vanessa wurde erst vor gut einem Jahr gegründet, einem ausgesprochen ereignissreichen allerdings, in dem liebevoll gestaltete Releases von Yuko Araki, John Poubelle, Mother, Christoph Clébard, J. Zunz sowie dem Duo aus Valentina Magaletti und Marlene Ribeiro das Licht der Welt erblickten. Zur Feier des kleinen Jubiläums bringen die Betreiberinnen in Kürze den Sampler “Mansplained!” heraus – in den Worten der Betreiberinnen “a diverse, colorful, exaggerated, intimate, political, sexy compilation”. Vorab zu hören ist der Track “HYSOPE” der in Paris lebenden Künstlerin Deeat Palace. Weiterlesen

TEMPLE MUSIC: Εποχές (Vol. lI)

Vor knapp zwei Jahren haben Temple Music bereits zwei Tracks, die auf rituellen Performances basierten, unter dem Titel “Εποχές”/”Epoxes” herausgebracht – Stücke, die ganz auf den jeweiligen Darbietungsort und die okkulten Implikationen des Zeitpunktes zugeschnitten waren und in ihrer musikalischen Gestalt ausladender und abstrakter ausgefallen sind als die meisten Aufnahmen, die man von ihren meist zwischen Psych Folk und Space Rock rangierenden Alben her kennt. Nach dem derben und Weiterlesen

The Moons at Your Door: Current 93, Hypnopazūzu und Alasdair Roberts in Berlin

Current 93 zählen nicht zu den routinierten Live-Bands, bei denen sich über die Jahre fast unvermeidlich gewisse Vorhersehbarkeiten einschleichen. Konzerte gibt es seit jeher eher sporadisch und meist einzeln organisiert, nur selten gibt es so etwas wie Ansätze zu einer kleinen Tour. Zudem verändert sich das Line-up der beteiligten Musiker oft sehr stark, so dass Sound und Songauswahl fast zwangsläufig immer wieder anders ausfallen. Wenn Current 93 mal wieder in der eigenen Stadt auftreten, kann man also alles mögliche erwarten. Dass David Tibet und seine aktuelle Besetzung jüngst in der Berliner Apostel Paulus-Kirche nicht etwa wie beim letzten Auftritt vor rund drei Jahren überwiegend Weiterlesen

Kim Myhr, Christian Wallumrød, Geir Sundstøl, Laurence Crane, Super Heavy Metal: Aktuelles auf Hubro Music

In den vergangenen Jahren haben wir wiederholt über Releases aus dem Hause Hubro Music berichtet, dem in Oslo beheimateten Label, das sich seit seiner Gründung vor knapp acht Jahren als erste Adresse für skandinavische, primär norwegische Musik im Spannungsfeld von Jazz, freier Improvisation und verschiedenen soundorientierten Wagnissen etabliert hat. Bemerkenswert ist, dass das von Andreas Meland kuratierte Unternehmen trotz einer soliden Bandbreite die Bezeichnung Label im Sinne von „Marke“ mit einigem Recht tragen kann, denn typische Stilmerkmale und nicht zuletzt das verspielte und zugleich unprätentiöse Design aus dem Studio Yokoland tragen ihren Teil bei zu einer spezifischen Identität aller Releases. In den Arbeiten von Künstlern Weiterlesen

Schleifengesänge: Damo Suzuki mit Kamakiri, 5te Kraft und Ai am 15. Juni im Musikzimmer in Düsseldorf

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Damo Suzuki, über weite Teile Künstler einer unverwüstlichen Musik unter der Fahne CAN, an einem Abend mit drei Bands im Musikzimmer auftritt und der erste Teil äußerst bizarr wirkt. Kamakiri, japanisches Duo, bieten etwas dar, das sich wie eine Parodie von Experimentalmusik manifestiert, zahllose „Hurz!“ Augenblicke aneinandergereiht. Zwischen völligem Dilettantismus und zugleich seriöser Miene oszillieren sie; da halte ich mir bei der Betrachtung den Bauch vor Lachen. Meinen die das ernst? Weiterlesen

Zeitlos frei: Ai im FFT Düsseldorf am 24.05.2013

Ai fliegen unter dem Radar, noch. Die wichtigste Frage für eine Band ihres Formats, letztendlich: Kann eine Band wie Ai, deren Einflüsse des Soundentwurfs doch recht offen daliegen, mit ihrer Musik trotzdem überzeugen, auf Platte wie bei einem Konzert? Ist da mehr als nur eine Retroschleife, die gerade heute ausgiebig überstrapaziert wird? Erstere Aufgabe ist vorerst aufgeschoben; noch liegt außer einem Compilationbeitrag bei dem kleinen Düsseldorfer Label Slowboy nichts Amtliches vor. Das ist bedauerlich, denn ihr Konzert gelingt – von kleinen Abstrichen abgesehen – mit Bravour. Weiterlesen

Vibrant Demons: Andrew Liles als Zeichner der organischen Groteske

Andrew Liles ist vor allem als Musiker bekannt. Schon in den 90ern ein unermüdlicher Bastler, machte er zunächst eher sporadisch mit minimalistischen Soundexperimenten von sich reden, meist in kleineren Auflagen auf CDr. Durch stetes Experimentieren vergrößerte sich sein Renommee recht bald, und die vor sechs Jahren erschienene „Vortex Vault“-Reihe ist aus der Geschichte soundorientierter Musik längst ebenso wenig wegzudenken wie seine Arbeiten mit Nurse With Wound, Liles’ wohl bekanntestem Nebenschauplatz zusammen mit Current 93. Die Zahl seiner musikalischen Kollaborationen ist groß, mit Daniel Menche, Bass Communion und Jean-Hervé Peron sind nur die bekanntesten genannt.  Weiterlesen

Tinkebell rettet die Welt. Porträt der Künstlerin Katinka Simonse

Katinka Simonse alias Tinkebell ist seit rund sieben Jahren in der Kunstszene bekannt, oder besser noch: berüchtigt. Kontinuierlich arbeitet sie an einem zusammenhängenden Werk, das seine aufsehenerregendsten Eigenschaften oft erst im Nachhinein preis gibt – in den Reaktionen eines äußerst emotionalisierten Publikums. Jetzt könnte man natürlich betonen, dass das im Grunde bei jeder Kunst so sei. Doch es rechtfertigt eine besondere Hervorhebung, wenn ein Großteil der Publikumsreaktionen aus ironiefreien Kommentaren wie „evil motherfucker“, „sadist“, „I hope you burn in hell“ oder „they should skin you alive“ bestehen – und das unverändert seit Jahren. Weiterlesen

You Killed Me First: The Cinema of Transgression

Es wird immer noch gelegentlich behauptet, die 80er wären generell verklemmter und weniger freizügig gewesen als die 70er. Sicher mag das in vielen Fällen auch so gewesen sein, und warum sollte das in einer Kultur, die in vielerlei Hinsicht nach den Gesetzmäßigkeiten von Konjunkturzyklen funktioniert, auch verwundern. Relevanter ist die Beobachtung, dass das Enthemmte, Dionysische, das man mit vielen Phänomenen der Jahre um 1970 in Verbindung bringt, ein Jahrzehnt später zu einem Großteil in die Subkulturen abgewandert ist, und dort weniger die Liebe und den Frieden feiert, sondern vielmehr Weiterlesen

Hallucinatory Mahdis and Æons. Andrew Gilbert & David Tibet in Berlin

Die Maler Andrew Gilbert und David Tibet sind ein ungleiches Gespann, und doch verbunden durch einige interessante Gemeinsamkeiten. Beide sind Kinder des British Empire, und auf je eigene Weise prägte das auch ihr Werk. Tibet, der als Sänger von Current 93 eines der interessantesten und eigenwilligsten Kapitel alternativer Musikgeschichte schrieb, kam in der ehemaligen Kronkolonie Malaysia zur Welt und verbrachte dort seine Kindheit. In „England’s Hidden Reverse“ äußerte er, wie sehr ihn das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen und Religionen beeindruckte. Weiterlesen

“The Hip Killers Are Burning Like Devil”. Current 93 in der Berliner Volksbühne

Über CURRENT 93, die nächstes Jahr ihr dreißigjähriges „Band“-Jubiläum feiern, ist viel geschrieben worden, und das zurecht. In den ganzen Jahren gab es für David Tibet nie größere Ruhephasen, einige Alben sind wichtige Wegmarken für Vieles: Für zeitgenössische Musik mit religiösem Überbau. Für schwer greifbare Stilkombinationen und überraschende Zusammenarbeiten. Für eine Gegenkultur, die sich nicht geniert und es vor allem auch schafft, etabliertere Kontexte für sich zu nutzen. Zu guter Letzt auch für eine Entwicklung, die man bei ganz unterschiedlichen Bands wahrnimmt, deren Anfänge in der Zeit um 1980 liegen Weiterlesen

Angura – Experimentelle Kunst und Musik aus Japan

Dass Staalplaat auch eine deutsche Dependence besitzt, hat sich mittlerweile sicher bis in die entferntesten Winkel der Subkultur herumgesprochen. Mit seinem Umzug von Berlin-Mitte erst nach Kreuzberg und schließlich nach Neukoelln ist der Laden wie viele weitere idealistische Unternehmen dieser Art Gentrifizierungsflüchtling und -vorhut zugleich und würde ausreichend Stoff für ein kleines Kapitel urbaner Kulturgeschichte abgeben. Weiterlesen

SEX OFFENDER BOYFRIEND – Neue Kollagen von Philip Best

Auf der Eröffnung zu Philip Bests aktueller Ausstellung in Berlin hatte ich den Eindruck, dass die knapp vierzig Besucher mit dem musikalischen Werk des Künstlers weitgehend vertraut waren, also mit seinen Arbeiten unter der Flagge von CONSUMER ELECTRONICS und WHITEHOUSE. Und auch wenn die Veranstaltung ein bisschen wie der Anlass zu einem Klassentreffen wirkte, bei dem mehr Konversation geführt als Bilder bestaunt wurden, hatte ich doch den Eindruck, dass „Crowd Pleaser“ Best das Publikum auf seiner Seite hatte, und dass seine rund dreißig Fotokollagen durchweg Anklang fanden. Weiterlesen