Veröffentlichungen aus der 10‘‘-Reihe „Substantia Innominata“ von Drone Records, die grob gesagt, „works inspired by or related to ‘the Unknown‘ around or within us“ zum Thema haben, sind auf diesen Seiten schon häufig besprochen worden. Von Labelseite wird darauf hingewiesen, dass diese 10” von dem deutschen, aus Jakob Diehl und Sven Pollkötter bestehenden, Duo für Drone eine verhältnismäßig ungewöhnliche Veröffentlichung sei („the most unusual“), was vielleicht damit zu tun hat, dass trotz der beeindruckender Heterogenität aller bisher teilgenommenen Künstler der Drone im weitesten Sinne eine musikalisch-thematische Klammer gebildet hat. Taumel entfernen sich davon, wie gleich noch deutlich werden wird.
Es heißt, dass die auf dieser 10‘‘ enthaltenen Stücke einer „dream-logic“ folgen. Dies zielt vielleicht auf den assoziativen, fragmentarischen Charakter dieser Veröffentlichung ab, denn im Traum bzw. in dessen inhärenter Logik sind Überginge zwischen Orten, Handlung(sträng)en, Perspektiven (von erster Person, die teilnimmt, zu einem Beobachtenden) fließend, (Ver-)Änderungen erscheinen ganz normal – erst wenn es einem beim Aufwachen gelingt, Momente der flüchtigen Träume kurzzeitig im Bewusstsein zu (er)halten, wird einem klar, dass fortwährend Grenzen und Schwellen überschritten wurden.
Taumels letztes Jahr veröffentlichtes Debütalbum „There Is No Time To Run Away From Here“ ließ sich vielleicht noch am ehesten einem minimalistischen Dark Jazz zuordnen, die Herangehensweise auf dieser 10” ist eine andere. „Volume One“ gehört zu einer Reihe namens „off the record“, in der das Duo mit anderen Künstlern zusammenarbeitet; auf dieser 10‘‘ ist es die in Berlin ansässige deutsch-isländische Gruppe Ensemble Adapter, die auf Neue Musik spezialisiert ist. Beide Gruppen improvisierten 2016 einige Male zusammen, danach wurde das entstandene Material von Taumel im Studio bearbeitet.
Pro Seite hört man vier lose zusamenhängende Stücke. Die A-Seite beginnt mit einer Schreibmaschine, man hört ein irres Schreien, gedämpfte Stimme(n) , „What is it“ wird gerufen, ein Klavier wird kurzzeitig gespielt, ein Saxophon setzt ein, Perkussion, Verkehrsgeräusche, Saxophondissonanzen; gegen Ende meint man, man habe eine Krimiserie aus den 60ern untermalen wollen und es entwickelt sich fast wirklich so etwas wie ein Song. Auf der B-Seite gibt es zu Beginn heftige Perkussion, Hundebellen, dann ein Innehalten, getragene Passagen und ein Zurücknehmen der Hektik, ruhige Klaviermomente, Gesangspassagen. Trotz dieses fragmentarischen Charakters verspürt der Hörende auch im Wachzustand durchaus ein Gefühl des Zusammengehörens. (MG)
Label: Drone Records