Neben seinen zahlreichen Alben unter eigenem Namen hat der Hamburger Asmus Tietchens im Laufe der Jahrzehnte immer wieder mit einer ganzen Reihe von anderen Musikern Aufnahmen gemacht. Tietchens selbst sagte schon vor Jahren, dass es bei seinen Zusammenarbeiten „eigentlich immer um das Verändern von Sounds“ gehe, er „Material angeliefert bekomme und es dann bearbeite.“ Einer, mit dem er über die Jahre schon mehrfach zusammengetroffen ist, ist Dirk Serries, der ebenfalls einen umfangreichsten Katalog vorzuweisen hat: Er hat als Vidna Obmana eine originelle Form von Ambient gespielt, sich als Fear Falls Burning Gitarrendrones gewidmet und in den letzten Jahren ein immer stärker werdendes Interesse an Jazz und Improvisation gezeigt, das sich auch in seinem Label A New Wave Of Jazz widerspiegelt.
In der erweiterten Neuausgabe der Tietchens-Monographie spricht Serries über ihre Zusammenarbeit: „Both our visions are unique and different from each other, sometimes hard to bring into harmony but otherwise it delivers us an individual melange that sounds so apart from the other collaborations that we do.” Er schließt mit den Worten: „It’s an ongoing story that hopefully will last for a long time as I’m sure we both can still cover many unexplored aspects of our recycling techniques together“.
Während auf der vor einigen Jahren erschienenen Zusammenarbeit „Air“ Serries eine ganze Reihe akustischer Instrumente spielte (u.a. Akkordeon, Klarinette), findet auf „Die Höfner Akten“ eine Reduktion auf den Klang eines Instruments statt: die akustische Gitarre, auf der Serries improvisierte – daher auch der Name des Albums.
Zur Herangehensweise schreibt Tietchens, dass er bei der Bearbeitung des Ausgangsmaterials darauf geachtet habe, dass der Charakter von Serries’ Improvisationen erhalten geblieben sei, er aber gleichzeitig die Klangpalette habe erweitern wollen.
Das Ergebnis fällt dann auch durchaus heterogen aus: Auf “Höfner Akte 1a” lässt sich die Gitarre anfangs eigentlich nur erahnen, mn hört ein entferntes Schaben, dann vernimmt man das Rutschen der Finger über die Seiten. Der Klang der Gitarre auf “Höfner Akte 2″ erinnert dagegen fast an ein Cello, “Höfner Akte 3b” lässtt an knarzende Türen denken, man glaubt Atmen zu hören. “Höfner Akte 3c” klingt hektisch flirrend, “Höfner Akte 7a” erweckt den Eindruck, es sei in einer Höhle eingespielt worden. Auf insgesamt 16 Stücken wird das Ausgangsmaterial mal dezent, mal stärker bearbeitet und die vor Jahren gemachte und oben zitierte Äußerung Serries’, er hoffe auf viele unerforschte Aspekte, hat sich durchaus bewahrheitet. (MG)
Label: Auf Abwegen