Mit dem bereits vor einigen Monaten erschienenen “The Bloom of Performance” hat der heute in Paris lebende amerikanische Komponist, Sänger und Soundartist Mark Trecka vielleicht eines der überraschendsten Alben des Jahren produziert. Dass experimentierfreudige Avantgarde und Reminiszenzen einer pulsierenden postpunkigen Subkulturalität in den Aufnahmen eine ganz eigene Synthese und Symbiose eingehen, ist eine Sache – mehr noch fällt vielleicht ins Gewicht, dass Trecka mehr und überzeugender de je eine Rolle als charismatischer Vokalist einnimmt und damit nicht nur das Songformat stärker betont, sondern den Stücken damit – weit mehr als noch auf dem all seiner Aufgewühltheit um Trotz doch zaghafteren Vorgänger “Acknowledgment” – ihr extrovertiertes Gepräge gibt.
Trecka hat das Werk im Laufe eines Jahres in Zusammenarbeit mit Sam Skarstad (Yellow Eyes) aufgenommen und ein emotional aufgeladenes Soundgebilde geschaffen, das von Gastbeiträgen von Martin Courtney (Real Estate), Evan Hydzik (Pillars and Tongues) sowie hierzulande noch unbekannteren Leuten wie Andrew Petzold-Eley, Audra Wolowiec, Claire Deane, Sienna Blaw, Erin Landers und Jacki Calle Hernandez zusätzlich bereichert wird. Stilistisch, v.a. als Sänger, könnte man Treckas Signatur irgendwo im Überschneidungsbereich der Welten des David Bowie der Jahre um 1980, von Brendan Perry und dem späten Scott Walker lokalisieren. Aber das sollte nur als grober Wegweiser verstanden werden.
Der Opener “Utter Fallen Bloom Things” wirft den Hörer mit perkussivem Poltern und Pochen und rasselnden Klängen direkt in das Geschehen. Treckas entspannter Gesang ist begleitet von einem spannungsgeladenen Wechselspiel aus tribalistischen Drums und eindringlich an den Nerven zerrendem Gitarrenstrumming. Diese scheinbar zufälligen Elemente fügen sich zu einem reichhaltigen, vielschichtigen Sound zusammen, der einen von Anfang in den Bann zu ziehen versteht. “Staying Desire” beginnt ruhig, a cappella, bevor sich bedrohliche, brummende Soundlandschaften materialisieren. Hier baut sich eine düstere Atmosphäre auf, die von donnernden Detonationen und Treckas unnachgiebigem Gesang getragen wird. Trotz der dramatischen Soundentwicklung bleibt der Track zugänglich und offenbart gegen Ende fast poppige Strukturen.
“Clarity Demand” entfaltet mit pow-wow-artigen Trommeln und nostalgischen Synthies eine cinematische Aura, das Zusammenspiel von Percussion, Wummerbass und hochtönendem Gesang lässt einen hypnotischen Sog entstehen. Ein herausragender Moment des Albums ist „Epiphanic Crush“: Hier treffen tiefe Klaviertöne auf flüsternde Säufzer, die dunkle, filmische Atmosphäre weckte beim Rezensenten – vielleicht wegen des Säufzens – Erinnerungen an Argentos Suspiria. Doch trotz der gruseligen Stimmung entfaltet sich der Track im Verlauf eine berührende Melodik. Im Vergleich zur Andersweltlichkeit dieses Stücks wirkt das folgende, no-wavig schleppende “Wrestled to Regard” beinahe wie eine Studie in hell durchleuchtetem Realismus.
Mit „Go Through“, dem abschließenden Track, führt Trecka den Hörer in eine düstere Klangwelt aus dröhnenden Bässen, Velvet-Underground-Gitarren und einem gekonnt eingesetzten monoton-funkensprühenden Rhythmus. Die repetitiven Strukturen schaffen eine beklemmende Atmosphäre, die dieses in all seiner dunklen Vielgestaltig strahlende Album eindrucksvoll abschließt.
Trecka war die Sommermonate über kaum untätig, und so entstand neben einigen kleineren Veröffentlichungen bereits ein Album zusammen mit Cindytalk und seinem alten Weggefährten Mkl Anderson, wozu auf diesen Seiten bald mehr zu lesen sein wird.
Label: Beacon Sound