ROBIN CRUTCHFIELD: Into The Dark Wood

Zum inzwischen fünften Mal widmet sich der ehemalige Dark Day-Musiker seinen „acoustic glissando and drone soundscapes for the daydreamers of the world “, seinen minimalistischen und repetetiven Harfenminiaturen für „fairie folk“, „friends in the enchanted otherworld“ und „hidden folk“, die gerne auch einmal „toadstool soup“ zu sich nehmen. Nach Ausflügen zu Dark Holler und Important Records veröffentlicht Crutchfield seine Reise „in den dunklen Wald“ im Eigenverlag auf seinem Minilabel Nigh Eve Recordings lediglich als Download.

Crutchfield knüpft musikalisch an die bisherigen Alben an, spielt kurze Stücke auf Harfe oder Leier. Besonders gelungen sind der getragene, von leichter Perkussion durchzogene Opener „Daleth Greenfoot“ (der vielleicht noch am ehesten an ein konventionelles Songformat denken lässt), „Mother May 1“, bei dem die spärliche Harfenklänge im Hintergund von einen dunklen Drone untermalt werden und „Siren Song“, auf dem zur Harfe ein Theremin hinzukommt, das die titelgebende „Sirene“ zu illustrieren scheint.

Das Cover des Albums spiegelt auf gewisse Weise die Ambivalenz der Stücke wider, schließlich hat der tanzende Zwerg einen Gesichtsausdruck, der sich vielleicht am besten mit dem schönen englischen Wort „mischievous“ beschreiben ließe und auch die Stücke lassen beim Hörer eine Unsicherheit entstehen, ob er wirklich so gerne an „den Ort zwischen hier und dort“ ge- bzw. entführt werden möchte. Auch das Niesen, das das minimalistische „That Faerie Flew Right Up My Nose“ beendet, lässt sich zwar (vor allem bezogen auf den Titel) als ein Moment des comic reliefs lesen, gleichzeitig möchte man aber nicht wirklich wissen, wem genau da eine Fee in die Nase geflogen ist.

Würde man das Album lediglich unter dem Faktor der Skurrilität und Idiosynkrasie betrachten, dann würde man ihm (und Crutchfield) Unrecht tun, denn diese 14 verrauschten, kurzen Stücke, von denen kaum eines länger als zwei Minuten ist, sind von einer beeindruckenden atmosphärischen Dichte und schaffen es, den Hörer für insgesamt 24 Minuten (eine Länge, die dem Sujet durchaus angemessen ist) in eine Welt zu schicken, in denen andere Gesetze zu gelten scheinen. (M.G.)

Label: Nigh Eve Recording