Obwohl M. Grig auf seinem mittlerweile vierten Album „Mount Carmel“ keine ethnografischen Aufnahmen verwendet, bringt er die meist auf Steelgitarren basierenden Dronestücke mit seinem Studium der Musikethnologie und seinem Interesse an Feldaufnahmen in Verbindung. Die acht Tracks versuchen, die Aura der Orte seiner Kindheit im ländlichen Kalifornien einzufangen, und Grig setzt dabei primär auf die Art von Empathie, die es braucht, wenn man sich in die Feinheiten einer Kultur und ihrer Ausdrucksformen versetzen will.
Die Feinheiten, um die es sich auf „Mount Carmel“ dreht, könnten der Stimmung nach die eher halbbewusst wahrgenommenen Details eines Ortes sein, die der Erwachende in den frühen Morgenstunden durch die Augenwinkel und die Ritzen des Rolladens wahrnimmt. Alles, das verbummelte Dröhnen, die schabenden und räuseligen Details, das noch ungeordnete Gitarrenspiel, ist noch in die Watte scheuer Intimität gehüllt, bis das irgendwann die aufgehende Sonne Kaliforniens den Raum durchflutet.
Die Musik, mit der Grig die Kindheitsorte neu erkundet, ist eine ruhige, oft weltentrückte und angenehm langsame Art des Drone, die nur selten nach Earth-Manier dunkel gerät, hier und da ganz leicht in jazzige oder shoegazige Gefilde abbiegt und, durch den Slide-Effekte von Lap Steel- und Pedal Steel-Gitarren fast unumgänglich, das Erbe zahlreicher Americana-Spielarten mit sich führt. Lauf der einzelnen Tracks ändert sich oft nur wenig, doch ein provisorisch wirkender Zug, der manchmal an einen Soundcheck denken lässt, verleiht der Musik eine Offenheit, die letztlich nur durch die Kleinteiligkeit der Motive davon absieht, die Weite des mittleren Westens heraufzubeschwören.
Label: 12k Music