Geräusche einer dichtbefahrenen Straße bilden den Auftakt einer mysteriösen Szenenfolge, deren Richtung merkwürdig unklar bleibt. Auf Claudio Rocchettis Single “Thy Eyes, The Betrayal” entstehen bewegte Bilder in verschwommenem Halbdunkel, in der hier und da ein Sprachfetzen, eine Hupe und das Bellen eines Hundes dringt. Doch die Stimme einer Erzählerin lässt in klarem, fast heiterem Französisch aus dem Off anklingen, dass der Hörer sich auf einem Gang durch das Museum der eigenen Erinnerungen befindet. Durch gewundene Gänge wandernd, begegnet einem Belangvolles wie Triviales.
Tatsächlich gelangt der Sound schon bald zu einer konzentrierten Ruhe und lässt die Straße hinter sich, impliziert eine langsame Fahrt in einen tiefen Tunnel. Stets angenehm in seiner Beschaffenheit intensivieren sich die Ereignisse stetig, werden bohrender, durchdringender, für Momente dringen verhalten aufwühlende Streicher recht weit in den Vordergrund.
Auf der zweiten Seite huschen leichte, aber hektische Soundklingen durch den Raum, sanft durchdrungen von angetupften Akkorden einer scheuen Harmonie, die immer wieder in den Vordergrund dringt und von den atonaleren Sounds irgendwann wieder nach hinten gedrängt zu werden. Keine der Stationen, die hier gestreift werden, ob einmal oder wiederholt, lässt etwas zurück, und auch die erzählende, sinngebende Stimme ist verschwunden, doch die verwehte Klage eines liturgisch anmutenden Counter Tenors scheint all dies wie der Chor in einer griechischen Tragödie zu kommentieren, bevor auch der, am Ende des zehnminütigen Winter-Journals, im Nebel verschwindet.
“Thy Eyes, The Betrayal”, das im Kontext eines Multimedia-Projektes entstanden ist, ist der dritte Teil einer 7″-Reihe, mit denen der Soundartist Rochetti, den einige dem Noise zurechnen, andere von seiner Mitgliedschaft bei den Psych-Rockern In Zaire her kennen, dem Panorama menschlicher Erfahrungen und Erinnerungen gewidmet hat. Die beiden ersten Teile, die früher in diesem Jahr erschienen sind, sind hier und hier zu hören.
Label: Zen Hex