Paradiesvorstellungen finden sich in beinahe jeder Form nicht nur von Spiritualität, sondern unter der Hand letztlich in jeder Philosophie, sobald darin eine Utopie auch nur vage anklingt. Oft entstehen solche Vorstellungen gerade in bitteren Zeiten des Verlusts und der Vergänglichkeit. Wenn alles verwittert und verdorrt, entsteht der Wunsch nach dem Grünen, dem Immerneuen, wenn man den vegetativen Aspekt der Farbmetapher im neuen Album “Evergreen – Walk To Paradise Garden” von Trappist Afterland mit in Weiterlesen
AK’CHAMEL: Rawskulled
Die Texaner von Ak’chamel haben in den letzten Jahren auf zahlreichen Tapes und der nun dritten Vinylveröffentlichung unter verschiedensten Beinamen agiert, so z.B. The Giver of Illness, The Divinatory Monkey And The Sovereign Plumed Serpent oder The Crazed and Sunchalked Bones of the Vanished Herds. Sie schafften es sogar mal in die Top Ten der schlimmsten Bandnamen. Weiterlesen
MAJA OSOJNIK: Doorways
Einige der interessantesten Werke nicht nur der Musik entstehen produktionsästhetisch aus einem Szenenwechsel heraus, auch dem Bedürfnis nach einer Art Heterotopie, in der man dem gewohnten Alltag mit seinen Verpflichtungen, seiner Produktivität, seinen Routinen und Betriebsblindheiten entkommen kann. Der in Wien lebenden Musikerin und Komponistin Maja Osojnik war durchaus bewusst, dass ein solcher Weiterlesen
BALDRUIN: Mosaike der Imagination
Johannes Scheblers Projekt Baldruin hatte uns zuletzt mit dem Album „Relikte aus der Zukunft“ begeistert, er selbst war uns in einem etwas anderen Zusammenhang erst letzte Woche als ein Drittel des Projekts Yayoba, dem hier attestiert wurde, „surreale Exotica“ zu spielen, erneut begegnet. Weiterlesen
YARA ASMAR: Stuttered Music
Jeder, der einmal sein Zuhause – sein Land oder seine Stadt – für längere Zeit verlassen hat, wird wohl beim Zurückkehren einige der am wenigsten erwarteten Veränderungen festgestellt haben, während andere Dinge unerwartet gleich geblieben sind. Zwar beginnt “Stuttered Music”, das neue Album der libanesischen Klang- und Marionettenkünstlerin Yara Asmar, mit spacig pfeifenden Hochtönern, als erstes fällt aber zumindest in der digitalen Version ein beigefügtes Prosagedicht ins Auge, das wie ein Weiterlesen
TREPANERINGSRITUALEN: Septentrional
Ein unerbittliches Rumoren bildet den abgedunkelten Hintergrund für das bedrohliche Knarren, das Trepaneringsritualens “Septentrional” wie eine verzerrte Perkussion einleitet. Weitere knarrende Laute fügen sich ein und erinnern mit der Zeit immer mehr an den Atem einer Bestie. Doch plötzlich wird klar: Es handelt sich um menschliche, entmenschlichte Stimmen – bedrohliches Growlen, das fast wie das Weiterlesen
SCHNEIDER / SERRIES: s/t
Es kratzt und drescht und rumpelt derart zu Beginn des eröffnenden “Muscle Steam”, dass unmissverständlich klar ist, dass man sich mit der ersten Kollaboration von Drummer Jörg A Schneider und Gitarrendröhner Dirk Serries auf eine Reise durch steiniges Gelände mit allerlei struppigem Wurzelwerk eigelassen hat. Wenig ist hier von den entspannten Ambientwelten Vidna Obmanas und dem eher luftigen Jazz zu hören, für die Weiterlesen
TABERNACLE: II
Warum betitelt jemand sein Albumdebüt nach er römischen Ziffer II? Vielleicht weil die darin enthaltenen Songs – zumindest die, die der Verfasser dieser Zeilen kennt – hier alle ein neues Leben eingehaucht bekommen, und genau das war ja auch von Beginn an Programm der kalifornische Band Tabernacle um die Folksolisten Walker Phillips und Caira Paravel, die mit tatkräftiger Unterstützung von Camilla Saufley am Bass und Adam Weaver am Schlagzeug klassische englische Weiterlesen
MAJA ELLIOTT / MARCO GIACCARIA: Girovagabondo
Vor einigen Jahren machte sich die Pianistin und Sängerin Maja Elliott, die viele unserer Leser vielleicht über ihre Arbeit mit Current 93 oder Simon Finn kennen, auf eine Reise ins italienische Piemont. Schnell schienen die in Nebel gehüllten mittelalterlichen Burgen, die Paläste der Metropole Turin und die Straßenkünstler und Geschichtenerzähler, die sie in ihrem Bericht erwähnt, mit ihren Weiterlesen
YAYOBA: A Maze of Glass
Mit “A Maze of Glass” entführt das von den Soundbastlern Paul Wilson (F.Ampism, Bolide, Triple Heater), Jani Hirvonen (Uton, Grykë Pyje) und Johannes Schebler (Baldruin, Freundliche Kreisel, ebenfalls Grykë Pyje) gegründete Trio Yayoba seine Hörer mit einem Mosaik aus modularen Synthiesounds, vielgestaltiger Perkussion und bearbeiteten Field Recordings auf eine klangliche Odyssee durch ferne Regionen. Dass es sich dabei Weiterlesen
THE CURE: Songs Of A Lost World
Unter den Künstlern, die in den 80ern erfolgreichst dunkle Musik spielten und Kultstatus erreichten, haben es nicht viele souverän in das neue Jahrtausend geschafft. The Cure hatten zwischen 1980 und 1989 eine phänomenale Phase mit teils makellosen Alben: von dem kargen „Seventeen Seconds“ mit dem signature tune „A Forest“ über den Trauermarsch, der „Funeral Party“, von „Faith“ bis hin zur Apotheose und dem gleichzeitigen Endpunkt der Finsternis mit „Pornography“ (1982), wo die letzten Worte konsequenterweise nur noch „I must fight this sickness, find a cure“ heißen konnten und nach dem Robert Smith eine Popphase einläuete. Weiterlesen
NOISE CLUSTER / CRISTIANO BOCCI: To the Moon and Back
Noise Cluster bzw. die hinter dem Namen stehenden Flavio Derbekannte und Arianna Degni Lombardo hatten schon seit jeher ein Faible für das All, für Raumfahrt, Aliens und alles Extraterrestrische. Beim Blick auf den Titel des neuen Tapes “To the Moon and Back” fühlt man sich also gleich auf vertrautem Boden. Das Tape wurde mit dem toskanischen Musiker Cristiano Bocci eingespielt, der das Gerüst aus Synthies, Glocken und postindustriellen Trompetenklängen mit Weiterlesen
JULIA SABRA: Natural History Museum
Julia Sabra, bekannt als Stimme der libanesischen Dreampopcombo Postcards und unter ihrem persönlichen Namen bereits auf dem Album “Snakeskin” in Erscheinung getreten, eröffnet mit ihrem Solodebüt “Natural History Museum” ein neues und sehr persönliches musikalisches Kapitel. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Songs, die zwischen 2020 und 2024 inmitten der schwierigen Weiterlesen
CURRENT 93: Sketches Of My Nightmares And Dreams Occurring
Neben den regulären Studioalben „The Light Is Leaving Us All“ und „If A City Is Set Upon A Hill“, die sicher zum stärksten Material Current 93s seit Jahren zählen, erschienen immer wieder weniger songorientierte Veröffentlichungen, wie etwa „If A Star Turns Into Ashes“ oder auch die zwei Soloalben Tibets. Diese waren geprägt von somnambulen Klanglandschaften, die weitgehend auf Text/Vocals verzichteten. Auch die massive 7CD-Box „The Long Shadow Falls“ knüpfte von der Stimmung her daran an. Weiterlesen
V.A.: Invisible Comma
Dass Italien einige der produktivsten Communities für experimentierfreudige Musik und Klangkunst hat, ist weitgehend bekannt, und um dies zu belegen, muss man nicht einmal bis zu Luigi Russolos Rumorarmonio zurückgehen, es genügt schon – und das sage ich in gebührender Bescheidenheit aus Ehrerbietung vor dem Thema – ein Blick auf unsere Seiten. Ein großer Bereich innerhalb dessen war stets die Produktion von Filmmusik (wer kennt sie nicht, die Werke aus der Weiterlesen
BLAKE HORNSBY: A Village of Many Springs
Das von freundlichen Hügellandschaften geprägte Watauga-Gebiet liegt im ländlichen Nordwesten des amerikanischen Bundesstaates North Carolina an den östlichen Ausläufern des Appallachengebirges und ist auch eine Region, die für ihre vielen Gewässer, für ihre Bäche, Flüsse, Wasserfälle und Seen bekannt ist. Die Bezeichnung geht auf verschiedene Ureinwohnersprachen zurück und soll, unterschiedlichen Weiterlesen
SLOW SLOW LORIS: Hiding From Ghosts
Die Doppel-CD “Hiding From Ghosts” des Berliner Duos Slow Slow Loris ist eine recht groß angelegte Retrospektive, die die letzten zehn Jahre ihres Schaffens zusammenfasst. Die Anthologie vereint neu abgemischte und gemasterte Stücke von verschiedenen Alben und Samplern und bietet so einen tiefen Einblick in die intensive und – das wird meist schon nach einem kurzen Eindruck deutlich – genreübergreifende Musik von Angela Nina Yeowell und Robert Heim. Ihr Sound bewegt sich Weiterlesen
MARC ALMOND: I’m Not Anyone
Marc Almonds neues Album “I’m Not Anyone” knüpft an seine lange Tradition an, Songs mit einer ganz persönlichen Note neu zu interpretieren, ohne dabei ihre grundsätzlichen Charakteristika allzu stark zu verändern. Schon immer hat Almond mit seinen Coverversionen auch weniger bekannte Stücke ins Rampenlicht geholt und ihnen damit im besten Fall neues Leben eingehaucht. Diese Fähigkeit beweist er erneut auf Weiterlesen
CONTROLLED DEATH / BLACK MOUNTAIN TRANSMITTER: Horror Rises From The Tomb
Als Hommage an den 1973 erschienenen „Horror Rises From The Tomb“ – in ziemlich geschnittener/verstümmelter Version hier anzusehen (und trotz des deutschen Titels ohne Zombies) – gedacht, gibt es je knapp 15 Minuten unheimliche und irritierende Musik von zwei Projekten, die sich in den letzten Jahren musikalisch auf ganz unterschiedliche Weise mit Grauen und Horror auseinandergesetzt haben, dabei aber durchaus (auch) mit einer B-Movie-Sensibilität und -Ästehtik. Weiterlesen