RESINA: s/t

Der Name Resina, den die in der Nähe von Danzig geborene Cellistin Karolina Rec für ihr Musikprojekt gewählt hat, basiert auf dem lateinischen resin, was ein Extrakt aus dem Harz bestimmter Bäume bezeichnet. Auf eine gewisse Art passt das ganz gut zu dem naturbelassenen, spontanen Charakter ihrer Kompositionen. Doch Harz tritt bekanntlich bei einer Verwundung der oberen Holzschichten hervor, weswegen man es etwas poetisch auch gerne als das geronnene Blut der Bäume bezeichnet. Vielleicht passt es daher auch ganz gut zu Weiterlesen

COMANDO SUZIE: Principios Y Salidas

Ganz sicher gibt es einige gute Electro- oder Synth Pop-Alben, aber meist gehen diese Sachen unbemerkt an uns vorbei, schlicht aufgrund anderer musikalischer Schwerpunkte. Manchmal jedoch will es der Zufall oder das Schicksal, dass uns doch noch eine echte Ausnahmeband aus dieser Sparte erreicht, und ein Faktor, der dazu führen kann, ist die personelle Verbandelung zu stilistisch anders gelagerten Musikern. Comando Suzie aus Barcelona, die bereits Alben auf Punch Records und dem Madrider Autoreverse-Label herausbrachten, bewegen sich im von uns aus betrachtet nach wie vor obskuren Weiterlesen

V.A.: DRONE-MIND // MIND-DRONE Vol. 5

Auf diesen Seiten sind schon mehrfach die Veröffentlichungen der “Drone-Mind/Mind-Drone”-Reihe besprochen worden, die es sich u.a. zum Ziel gesetzt hat, Drones aus verschiedensten Teilen der Welt zu präsentieren. Dabei ist der Ansatz eine Betonung geographischer Diversizität, bei der aber gleichzeitig die Verbundenheit mit- und untereinander herausgestellt wird: „DRONEMIND and MIND-DRONE build a circle of diverse interrelations.The Drone as a metaphor for everything that vibrates, that releases energy – from atoms and elementary particles to the hum of Weiterlesen

MARTA DE PASCALIS: Anzar

Marta de Pascalis, die aus Rom stammende und heute in Berlin lebende Soundkünstlerin, ist schon seit beinahe zehn Jahren aktiv, hat sich aber mit Veröffentlichungen bisher eher zurückgehalten. In ihren zahlreichen Performances, die früher auch unter dem Pseudonym Maesia stattfanden, verbinden sich analoge und digitale Klangquellen, Synthesizer und Tapes, Polyrhythmen und vielschichtige, gerne auch vom Zufall generierte Klangkollagen zu feinsinnig gestalteten Soundscapes, die nicht ganz zu Unrecht mit der soganannten Weiterlesen

HEART BEAT EAR DRUM. A Film About Z’ev. Directed by Ellen Zweig

Die Feststellung, dass eine Musik auf Platte oder im Livekontext ein ganz unterschiedliches Erlebnis bietet, ist je nach Beispiel von unterschiedlicher Relevanz. Von Stefan Joel Weiser alias Z’ev gibt es großartige Platten, und doch hat man von seiner Musik nur ein marginales Abbild rezipiert, wenn man sie nur in Zimmerlautstärke und ohne die räumlichen und visuellen Komponenten hört. Dass es dem Perkussionisten seit jeher nicht nur um den Klang seiner in der Mehrzahl metallenen Objekte geht, sondern auch um den Anblick der oft raumgreifenden Gegenstände selbst, ist eine der wesentlichen Aussagen, die der Amerikaner in “Heart Beat Ear Drum” macht, einer Weiterlesen

STARCLUSTER AND MARC ALMOND: Silver City Ride

Unberechenbar ist er, dieser Mann, der in den Hochzeiten des New Wave die Popmusik um eine frische, romantische Note bereicherte, der mit seiner damaligen Band einen Song coverte, der daraufhin so berühmt wurde, dass er unzählige weitere Versionen nach sich zog – Marc Almond, einziger Popstar des England’s Hidden Reverse, der über die Jahre vom glamourösen Coverstar zum schwermütigen Torch Singer mutierte und seinen Mojo Avard vielleicht auch ein bisschen für seine Unverwüstlichkeit bekam – damit ist nicht nur gemeint, dass er seine Karriere so manchen Widrigkeiten zum Trotz nie aufgegeben hat, sondern auch Weiterlesen

GOAT: Requiem

Einige wenige westliche Musiker schaffen es, sich traditionelle Musik fremder Länder anzueignen und auf eigene Art zu interpretieren, ohne dabei in die Exotismusfalle zu tappen. Bei vielen anderen schnappt sie schon nach wenigen Schritten zu. Ganz selten schafft es jemand, alle Klischees so sehr zu bedienen, dass es schon wieder Spaß macht. Die schwedischen Goat zählen dazu, und sie machen das Ganze auch noch musikalisch sehr gut. Weiterlesen

KEIKO SHICHIJO: Komitas Vardapet (Six Dances)

Komitas war der zweite Taufname des armenischen Komponisten Soghomon Soghomonyan, der 1869 im anatolischen Kütahya zur Welt kam. Als Waise kam er mit elf Jahren in die Obhut eines Priesters, der dem musikalisch begabten Jungen sowohl eine geistliche als auch eine musikalische Laufbahn nahelegte. Mit knapp zwanzig Jahren war er ordinierte Priester (sein Titel “Vardapet” bedeutet wörtlich “Gelehrter”) der Armenisch-Apostolischen Kirche, kurze Zeit später leitete er einen Chor und ein Ensemble für alte armenische Musik. Weiterlesen

LEONARD COHEN: You Want it Darker

Es gibt wohl wenige (ursprünglich) der ökonomischen Notwendigkeit geschuldeten Comebacks – die Veruntreuung von Cohens Ersparnissen durch seine Managerin während seines Aufenthaltes im buddhistischen Kloster ist gut dokumentiert  -, die künstlerisch so ertragreich gewesen sind wie das des inzwischen 82-jährigen Kanadiers – und zwar qualitativ wie quantitativ: Schließlich hat Cohen seit 2012 alle zwei Jahre ein neues Studioalbum veröffentlicht, etwas, das ihm seit seinen ersten drei Alben nicht mehr gelungen ist. Weiterlesen

ARTICO CVLTO / NOISE CLUSTER: Icy Drones

Artico Cvlto und Noise Cluster haben gemein, dass es sie in ihren Arbeiten immer wieder in eine diffuse Ferne zieht, in filmreifen Parallelwelten geografischer oder astronomischer Art, Parallelwelten, die auch immer mal aneinander grenzen. Noise Cluster, die neue Band der unseren Lesern nicht ganz unbekannten Römer XxeNa und DBPIT, zog es schon immer in menschenleere Weiten, ins Weltall nostalgischer Scifi-Streifen und in die Tiefen des Meeres. Auf einer Islandreise entstand die Idee zu ihren „White Stories of Black Whales“,  und die Leidenschaft für den abgelegenen Inselstaat teilen sie mit den beiden Turinern, die ihr Ambient-Duo gleich nach ihrer Liebe zum Norden benannten. Weiterlesen

ASHER LEVITAS: Lit Harness

Man muss eine Einführung in das Werk Asher Levitas’ nicht mit namedropping beginnen, aber man kann: Mit den Formationen Old Apparatus und Harem hat er seit Beginn dieses Jahrzehnts eine seltsam etherische Art harter Elektronik gespielt, mit Sängerin Linn Carin Dedal bilete er das Duo Saa. „Lit Harness“ ist nun sein erstes Solowerk, an dem allerdings noch weitere Künstler beteiligt sind, so der Multimedia-Künstler Michael Crowe und die Sängerin Marina Elderton, bekannt von den Psychedelikern Kull. Weiterlesen

GNAWED: Pestilence Beholden

Im weiten Feld der Geräuschmusik gibt es verschiedene Möglichkeiten ein Werk zu auratisieren, so kann z.B. manchmal ein Hinweis auf das verwendete Klangmaterial dazu beitragen. In seinem Text „Der Böttger-Effekt“ hat sich Asmus Tietchens dazu wenig begeistert geäußert: „Worüber werden wir aufgeklärt, wenn wir abstraktes Schnarren wahrnehmen, das laut credits aus dem Soundscape eines nordafrikanischen Marktes abgeleitet ist? Gut, wir lernen, dass so etwas technisch möglich ist. Und weiter? Vielleicht noch, dass wir uns auch mal an solchen Übungen versuchen könnten. Immerhin.“ Weiterlesen

EVEREST MAGMA: Gnosis

Als der für amaricanalastige Folkvariationen bekannte Rella The Woodcutter vor zwei Jahren mit einem rhythmusbasierten elektronischen Album überraschte, wurde das hier und da noch als Experiment betrachtet, doch wie heißt es so schön: Das beste Mittel gegen das Image als Eintagsfliege besteht darin, einfach konsequent weiterzumachen, und Everest Magma tat dies mehrfach live, u.a. im Vorprogramm einer Soloshow von Thighpaulsandra, und seit kurzem auch auf einer neuen LP, die sich im Weiterlesen

RUSALNAIA: Time Takes Away

Als nach dem Debüt von Sharron Kraus’ und Gillian Chadwicks Rusalnaia-Projekt zunächst keine weiteren Lebenszeichen mehr kamen, neigte man zunächst mal dazu, das ganze als eine einmalige Sache abzutun, hatten die beiden Folksängerinnen mit ihren eigenen Solo- und Bandprojekten doch genug zu tun. Als der Erstling jedoch vor ein paar Monaten neu herauskam, war zum ersten mal von einem Nachfolger die Rede, der nun seit einigen Wochen in den Regalen steht. Weiterlesen

PALE THORNS: Somberland

Bei dem sanften Morgennebel, der noch über der von ruhigen Gezeiten gestreichelten Küste liegt, und den anderen Bildern, die das melancholische Artwork zieren, könnte man schöngeistigen Ambient erwarten. Doch „Somberland”, das Debüt von Magnus Lindhs Soloprojekt Pale Thorns, beginnt eher rau und entpuppt sich schnell auch als einigermaßen schwer – so rau und so schwer, wie man es von einem Skin Area-Musiker vielleicht auch erwartet hätte. Weiterlesen

PHOEBE KILLDEER & THE SHIFT W/ MARIA DE MADEIROS: The Piano’s Playing The Devil’s Tune

Keine Frage, die Interpreten dieser LP bringen gerne eine Menge an Details auf kleinem Raum unter und schätzen überdies die Eleganz der Umständlichkeit – an letzterem lässt schon die merkwürdig krumme Aufzählung im Interpretennamen keinen Zweifel. Auch auf rein musikalischer Seite passiert enorm viel und für’s erste wirkt es, als ändere sich die Richtung im Minutentakt. Nun sind Detailreichtum, spontane Wendungen und der vom Label angeführte ausufernde Klangraum ja Weiterlesen

SVEN KACIREK: The Kenya Encores 7”

Als Sven Kacirek vor ein paar Jahren nach Kenia reiste und mit einheimischen Musikern in Kontakt trat, schien es ihm vor allem um Synthese zu gehen, um ein Verschmelzen unterschiedlicher Stilrichtungen und Techniken, bei dem die einzelnen Komponenten im Idealfall eine nur noch analytisch entwirrbare Einheit bilden. Den Kollegen, die er dort traf, ließ er freie Hand mit ihrem Gesang und ihrem (meist perkussiven) Instrumentenspiel, erst danach spürte er die Stellen auf, an die seine elektronischen Weiterlesen

V.A.: Synthesis Vol. 2

In der doch recht breit gefächerten Berliner Szene für undergroundige Elektronik hat die unter dem Namen Urban Arts Berlin firmierende Veranstalterin eine eigene Nische gefunden – an der Schnittstelle von Improv, Noise, Wave und technoiden Klängen und gerne mit Erweiterung in Richtung Performance Art finden regelmäßig kleine und mittelgroße Konzertevents statt, in denen Electronica ganz nebenbei auch keineswegs als Männerdomäne erscheint. Das zeigte sich auch bereits auf einigen Weiterlesen

THE STARGAZER’S ASSISTANT: Remoteness of Light

Ging es auf dem letzte Woche hier besprochenen Lustmord-Album noch um die dunkle Materie, um das All, so thematisiert das neue Album des die Begeisterung für den Blick auf die Sterne im Bandnamen tragenden Projekts einen anderen Ort, der aber ebenso wenig erforscht ist wie der Kosmos – und zwar die Tiefsee. Im Booklet weist das Projekt aber darauf hin, dass es dort inmitten der „endlosen Schwärze“ Kreaturen gebe, die einen „carnival of light in this kingdom of darkness“ schaffen, nur um dann den Blick in den Himmel zu richten: Weiterlesen