TWELVE THOUSAND DAYS: Field’s End

Man erkennt eine Twelve Thousand Days-Platte in der Regel sobald sich der hochstürmende, ornamentale und immer jung wirkende Gesang Martyn Bates’ über den fließenden, doch nie zu lieblichen Gitarrenmustern von Alan Trench ausbreitet. Auf ihrem jüngst erschienenen neuen Album “Field’s End” erkennt man aber auch, wie vielgestaltig das Konzept des Eyless in Gaza-Gründers und des von Orchis, Temple Music und den Weiterlesen

Basically I make music that I like to listen to. Interview mit Alan Trench

Als der heuten in Griechenland lebende Alan Trench noch zusammen mit zwei Kollegen den bekannten World Serpent-Vertrieb leitete, bekamen viele erst nach und nach mit, dass er auch Musiker war. Um seine Folkband Orchis, von der 1994 der erste Longplayer herauskam, machte er wenig Wind, und so avancierte das geheimnisvolle Trio zu einem Geheimtipp, der halbherzigen Musikkonsumenten meist entging. Als diese Ära um die Jahrtausendwende zuende ging, hätten wahrscheinlich wenige damit gerechnet, dass Weiterlesen

Basically I make music that I like to listen to. An Interview with Alan Trench

When Alan Trench, who currently lives in Greece, co-headed the well-known record distributor World Serpent, many people only gradually realized that he was also a musician. He made little fuss about his folk group Orchis, whose first CD came out in 1994, and so the mysterious trio became an insider tip, mostly missed by casual music consumers. When this era ended at the turn of the millennium, only few would have expected that Weiterlesen

BLACK LESBIAN FISHERMEN: The Metaphysics of Natron

Es gibt Musik, deren geheimnisvolles, mitunter okkultes Charisma daher rührt, dass sie wenig von sich preisgibt und sich ausgesprochen kryptisch und reduziert zeigt. Ohne den vielen gelungenen Beispielen dafür unrecht tun zu wollen, muss man sagen, dass diese Masche mittlerweile schon etwas zu gängig ist und außerdem leicht umzusetzen, wenn die Ansprüche dabei nicht allzu hoch sind. Die in Athen und auf der benachtbarten Insel Euböa ansässigen Black Lesbian Fishermen, trotz des Ortes im Namen eine Weiterlesen

TEMPLE MUSIC: The Unquiet Mind

Evia – oder wie man auf deutsch sagt: Euböa – ist die zweitgrößte Insel der griechischen Ägäis unweit der Provinz Attika und dem mittelgriechischen Festland. Es ist somit Teil einer unruhigen Region, in der sich seit Jahrtausenden die Wege vieler Kulturen und Machtfaktoren kreuzten. Evia ist auch die Wahlheimat des englischen Folk- und Psych Rock-Musikers Alan Trench, der seit Jahren mit Gruppen wie den Black Lesbian Fishermen, Howling Larsens und noch einigen anderen (siehe Tags) seine bis dato produktivste Phase ausfüllt. Weiterlesen

TEMPLE MUSIC: Εποχές (Vol. lI)

Vor knapp zwei Jahren haben Temple Music bereits zwei Tracks, die auf rituellen Performances basierten, unter dem Titel “Εποχές”/”Epoxes” herausgebracht – Stücke, die ganz auf den jeweiligen Darbietungsort und die okkulten Implikationen des Zeitpunktes zugeschnitten waren und in ihrer musikalischen Gestalt ausladender und abstrakter ausgefallen sind als die meisten Aufnahmen, die man von ihren meist zwischen Psych Folk und Space Rock rangierenden Alben her kennt. Nach dem derben und Weiterlesen

TWELVE THOUSAND DAYS: Insect Silence

Man neigt gerne dazu, Bands, die sich nur alle Schaltjahre oder seltener zu neuen Aktivitäten zusammentun, als klammheimlich aufgelöst zu betrachten, erst recht dann, wenn es sich dabei um noch anderweitig aktive Musiker handelt – so wie Sänger Martyn Bates mit Eyeless in Gaza und seinem Soloprojekt und Instrumentalist Alan Trench mit seinen Folk- und Psychedelic-Gruppen Temple Music, Orchis und Black Lesbian Fishermen. Nachdem mit ihrem Duo Twelve Thousand Days wahrscheinlich nur noch wenige gerechnet hätten, steht Weiterlesen

TEMPLE MUSIC: Further, Faster, Closer, Slower

Temple Music entstand 1995 als eine Art Pendant der Folkband Orchis, kurze Zeit später stieg Steve Robinson mit ein und bildete fortan zusammen mit Alan Trench den Kern der Band. Was von Journalisten, auch hier, gern als leicht abstrahierte Psychedelia mit zerfleddertem Folktouch und einem stets magischen Unterton beschrieben wird, entpuppt sich auf den einzelnen Veröffentlichungen, unter denen die Konzertmitschnitte keineswegs eine Nebenrolle spielen, als ein sehr wandlungsfähiges Gebräu. Man Weiterlesen

TEMPLE MUSIC: Εποχές (Vol. l)

Temple Music, die rituell arbeitenden Psychedeliker aus der Nachbarschaft von Orchis, Howling Larsens und den Black Lesbian Fishermen, geben nicht einfach Konzerte an beliebigen Orten mit der Auswahl ihrer besten Stücke, sondern lassen den Ort und den Zeitpunkt selbst in die Rolle des Dirigenten schlüpfen, der den Musikern – in Form seiner Symbolik und seiner atmosphärischen Wirkung – die finale Struktur ihrer vorbereiteten Motive vorgibt. Der Ansatz, den Alan Trench, Steven Robinson und ihre jeweiligen Kollaborateure verfolgen, ist pragmatisch und Weiterlesen

HOWLING LARSENS / NICOLAOS LYMPEROPOULOUS: Parmenides Proem

Vor zirka zweieinhalb Jahrtausenden befasste sich im süditalienischen Elea, das damals dem griechischen Kulturraum angehörte, ein Weiser namens Parmenides mit Reflexionen, die man später, vielleicht aber auch schon damals Philosophie nannte. Wie viele Aufzeichnungen es von ihm oder über ihn gegeben hat, ist ungewiss, ein (eventuell fragmentarischer) Text allerdings existiert und zählt bis heute zu den wichtigsten Traktaten der Geistesgeschichte. Unter dem Titel „Über die Natur“ Weiterlesen

If you’re writing music, you write what’s inside of you. Interview mit der Musikerin und Kuratorin R. Loftiss

Als im vergangenen Jahrzehnt grade Folkmusik in aller Munde war, gerieten neben den großen Hypes und dem obligatorischen Mittelmaß auch ein paar obskure Gewächse in den Fokus, denen aufgrund ihrer Sperrigkeit und ihrer Unscheinbarkeit die Aufmerksamkeit großer Magazine versagt blieb. Zu diesen Gewächsen zählte auch das Projekt mit dem mysteriösen Namen The Gray Field Recordings, dessen Musik nur schwer einzuordnen war: Neben filigranen Melodien auf der Weiterlesen

V.A.: In The Cities Of Your Eyes

Im Booklet der vorliegenden Compilation findet sich ein Gedicht, in dem die Zeile „In the Cities of your Eyes“ vorkommt, der Verfasser ist der syrische Dichter Nizar Qabbani, und man kann kaum umhin, diese wenigen Zeilen über die Heimatlosigkeit und die Suche auf die Menschen in den Flüchtlingscamps auf den griechischen Dodekanes-Inseln zu übertragen, denen der Sampler gewidmet ist. Um welche Städte es da wohl geht – kündet der Vers von der Erinnerung an die Orte der Herkunft, die sich unverkennbar in die Gesichter der Geflohenen eingebrannt hat? Oder eher von der Sehnsucht nach den unbestimmten Orten der Zukunft, falls man sie denn je erreichen wird? Manchmal hat es sicher mehr Weiterlesen

BLACK LESBIAN FISHERMEN: ectopic apiari

Vom Namen her stapeln die Black Lesbian Fishermen zunächst einmal ziemlich hoch, denn von den vier Bandmitgliedern ist nur einer wirklich lesbisch, nämlich der Bassist Stratis Sgourellis, der auf der Insel Lesbos zur Welt kam und dort lebte, bis er sich an einer Uni in Padmos einschrieb. Der Rest des Quartetts ist entweder auf dem griechischen Festland oder auf der Insel Euböa unterwegs, zu allem Überfluss sind die vier nicht einmal durchgehend männlich, auch wenn die einzige Frau an Bord ihren Namen dezent mit R. abkürzt. Doch nur soviel zur – um im Bildbereich griechischer Geografie zu bleiben Weiterlesen

DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND: Joyride

Dass die Musik von Albin Julius seit den 90ern große Veränderungen durchlaufen hat, ist ein Gemeinplatz und sollte sich mittlerweile bis in die letzten Winkel der etwas eigenwilligeren Musikwelten herumgesprochen haben. Noch interessanter vielleicht ist die Tatsache, dass die Entwicklung von Der Blutharsch And The Infinite Church Of The Leading Hand auch im Kleinen, z.B. von einem Album zum nächsten, kaum vorherzusehen ist und stets Überraschungen bereithält. „Joyride“ folgt – abgesehen von einer Compilation und zwei EPs – auf das vor gut anderthalb Jahren erschienene Weiterlesen

DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND: All To Pieces

Viele Musiker verändern ihren Stil im Laufe der Zeit, doch längst nicht alle schaffen es, dabei ein gleichbleibendes Popularitätsniveau zu halten bzw. dieses trotz aller Wandlungen noch in kleinen Schritten zu steigern. Irgendetwas muss dran sein an diesem Albin Sunlight Julius, das von all seinen Liebäugeleien mit Musikrichtungen unberührt bleibt, das sich in mittelalterlichen Soundscapes ebenso wiederfindet wie in martialischer, rockiger oder psychedelischer Gestalt. Ist es einfach nur gute PR und das Talent, das Richtige zur rechten Zeit zu machen? Ein Händchen auch für Entertainment? Weiterlesen

ORCHIS: A Dream

Die Geschichte des World Serpent-Vertriebes ist eine Geschichte von Licht und Schatten, in deren Verlauf so manche musikalische Wegmarke gesetzt wurde, aber auch eine Reihe an mittelmäßigen Erzeugnissen zu Ruhm gelangten. Im Schatten der großen Namen, mit denen jeder Musikinteressierte heute etwas verbindet, gediehen auch eine Reihe an unscheinbareren Geheimtipps, die musikalisch oft etwas spröder waren und sich schwerer zuordnen ließen. In diese Gruppe gehörte auch die Folkband Orchis, die mit WSD besonders verknüpft war, da Mitinhaber Alan Trench zugleich eine ihrer treibenden Kräfte war. Weiterlesen

HOWLING LARSENS: Fool of Sound and Furry

Stellt man die Howling Larsens als eine Band vor, deren Hauptbesetzung ansonsten bei Orchis und The Gray Field Recordings aktiv ist, dann rechnen viele wohl erst einmal mit akustischen Gitarren, ätherischem Gesang und allen möglichen Begleiterscheinungen, die dunkle, entrückte Folkmusik so mit sich bringt. Bei den hörspielartigen Dialogen, die vor kunstvoll arrangierten Klanglandschaften voll plastischer Alltagsgeräusche geführt werden, denkt man vielleicht sogar an die berühmte falsche Platte, die man versehentlich im Player hat. Selbst ab dem Moment, wenn Weiterlesen

ORCHIS: Chimaera

Orchis ist ein englisches Folktrio um den ex WSD-Mitbegründer Alan Trench und steht nicht nur für glasklaren weiblichen Gesang, sondern auch für ein improvisiertes Saitenspiel, das immer etwas unberechenbar wirkt und manchmal, zusammen mit den Rasseln und Trommeln, auch ordentlich scheppert und knarzt. Wer erst durch den medialen Folkhype vor rund zehn Jahren sein Interesse an solcher Musik entdeckt hat, ist eventuell noch nicht auf die Gruppe aufmerksam geworden, denn die Zeit ihrer regelmäßigen Aktivitäten lag in den 90ern und wurde durch eine kreative Diaspora abgelöst, in der Weiterlesen

TEMPLE MUSIC: Children Of The Sun

Wer mit Temple Music lediglich Alte Musik und eine relativ abstrakte Neuinterpretation von Folklore in Verbindung bringt, der darf beim aktuellen Longplayer ein paar Überraschungen erleben. Orchis-Gründer Alan Trench und Bandkollege Stephen Robinson sind nicht nur Experten und Virtuosen des Folk, sondern auch Kinder der Punk- und New Wave-Ära, und nichts schlägt einem mehr entgegen als dies, wenn man ohne besondere Erwartung die ersten Takte von “Children of the Sun” vernimmt. Temple Music überraschen hier nämlich mit einem Weiterlesen