D. JACKMAN: Steadfast / JACKMAN: Scilence

Jetzt kommt die umfangreiche Organum Electronics /David Jackman-Subskriptionsreihe auf Die Stadt, die mit „Quietude“ Ende 2023 begonnen hatte, mit der Doppel-CD „Steadfast“ zu einem Ende. Bei vielen Besprechungen von Jackman-Material der letzten Jahre haben wir immer wieder thematisiert, dass die Hintergründe von seinen Arbeiten oftmals opak bleiben. „Jackman’s work is one clouded mystery“, schrieb der umtriebige Frans de Waard einmal passenderweise. Zudem ähnelte sich das Material der letzten Jahre klanglich wie auch vom Design: „These works are connected with each other and form part of an ever evolving greater piece David Jackman has been creating since his return to compose new music back in 2018.”

Betrachtet man jetzt auf den Abschluss, kann man sich fragen, ob die Titelgebung „Steadfast“ ein Verweis auf eine früh(re) Veröffentlichung ist, wenn man bedenkt, dass auf der 1985 erschienenen 12” „In Extremis“ von Organum die Buchstaben auf dem das Cover zierenden tibetischen Holzschnitt „steadfast“ bedeuten. Soll hier ein Bogen zum Frühwerk geschlagen werden oder ist es Zufall?

Eine weitere Rätselhaftigkeit ist die musikalische Ausrichtung von “Steadfast”. Jackmans Material der letzten Jahre ließ sich in zwei Gruppen einteilen: Die unter eigenem Namen gemachten Aufnahmen, auf denen flirrende Drones, das Krähen von Raben, Glocken und Gongs variiert, permutiert wurden (ähnlich der unterschiedlichen Schreibweisen des Namens: Jackman, David Philip Jackman, David Jackman, jetzt eben D Jackman), und dann die als Organum Electronics veröffentlichten harschen Aufnahmen, die partiell an ältere Musik anknüpften. Seltsamerweise klingen die auf „Steadfast“ zu findenden Aufnahmen, pro CD je ein langes Stück, wie ein Album von Organum Electronics.

Auf dem ersten Stück ertönen Gongschläge inmitten der elektronischen Noisekaskaden, es gibt immer wieder leichte Änderungen in der Textur, unter der Oberfläche eine gewisse Unruhe. Nach 45 Minuten endet der Track mit dem einmaligen Schlagen einer Kirchenglocke. Eine Glocke läutet dann passenderweise das Stück auf der zweiten CD ein: Man hört Gongschläge, wuchtige Noisepassagen, die dann nach acht Minuten aber plötzlich leiser werden und dann wieder anschwellen. Zum Abschluss kann man dann wieder eine Glocke hören.

Das lediglich für die Abonnenten der gesamten Reihe erhältliche „Scilence“, Jackman setzt die Reihe eigenwillig geschriebener Titel fort, besteht aus einem 36-minütigen Stück und knüpft an vorherige Alben an: Das Krähen von Raben, Gongschläge, Glocken, sirrende Drones, diesmal kommt als weiteres Klangmaterial noch das Zwitschern von Vögeln dazu.

Ich denke, es ist auch nach Abschluss der Reihe kaum mögich, eine finale Deutung zu formulieren, und wahrscheinlich ist das auch nicht erwünscht. Ich habe an anderen Stellen Jackmans Musik als “absolut” bezeichnet, man kann auch sagen, dass die Aufnahmen der letzten Jahre letztlich völlig autark sind, jenseits von offensichtlichen Anknüpfungspunkten. Das ist wirklich nicht das Schlechteste, was man über Musik sagen kann. (MG)

Label: Die Stadt