Unter dem Namen Simonel veröffentlicht der in Mexiko geborene Joan Obed Márquez mit „Cartographies Of Silence“ nach dem 2023 erschienenen „Colmena“ das zweite Album auf Line. Konzeptionell will das Album verstanden werden als Antidot zum ubiquitären Lärm: „’Cartographies of Silence’ is an intentional space. A place to listen deeply, to contemplate, and to discover the resonant beauty held within the quiet corners of our experience.“, schreibt das Label.
Die Herangehensweise, das gewählte Instrumentarium und die Klangsprache spiegeln sich zum Teil in der Titelgebung wider, so etwa bei (dem metaphorisch oder wörtlich zu lesenden?) „Drowned Tape Loop“, der Rauschen und Knistern mit melodischen Klavierpassagen kombiniert. Das Stück endet abrupt, so als werde das Tape abgeschaltet. „Memory Of A Piano“ besteht konsequenterweise aus verrauschten Klaverloops, die sich aufzulösen scheinen, die Auflösungsprozesse überlagern fast schon die Melodie. Auch ein Titel „wie Fourtrack Tape Experiment“ verdeutlicht die Herangehensweise. Das großartige „Hidden Path“ besticht mit wunderschön kristallinen Orgelklängen und in der Ferne zu erahnenden Stimmen. „Whisper Of A Mountain“ lässt an im Nebel erklingende Blasinstrumente denken, „Frozen Lake“ versetzt den Hörer mit flächig-traurigen Passagen in die Tiefen der Melancholie.
Sucht man Verweise, dann mag sowohl der Einsatz des Tapes als auch die erzeugte Stimmung an Ian William Craig, William Basinski oder The Caretaker erinnern. Man kann sicher auch mit Begriffen wie Hauntology hantieren, letztlich kommt “Cartographies Of Silence” aber auch ohne Vergleiche aus. (MG)
Label: Line