EVELYN EVELYN: Evelyn Evelyn

Über EVELYN EVELYN sind im Vorfeld schon viele Worte verloren worden, für Neueinsteiger sei der Stand der Dinge noch einmal kurz rekapituliert: Evelyn Evelyn sind Amanda Palmer und Jason Webley, erstere auch als Sängerin bei THE DRESDEN DOLLS bekannt, letzterer ein Folkvirtuose an verschiedenen Instrumenten und vielleicht so etwas wie die amerikanische Antwort auf POEMS FOR LAILA. Unterstützt werden sie von einer ganzen Reihe an Backgroundsängern und anderen Musikern, zu denen auch „Prominenz“ wie Andrew WK und Cobain-Tochter Frances Bean zählt. Weiterlesen

TREMBLING BELLS: Abandoned Love

Alex Neilson ist ein Drummer vom Kaliber eines Emil Amos, und Lesern des Black ist er wahrscheinlich noch am ehesten vom jüngeren CURRENT 93-Lineup her bekannt. Neben seinen zahlreichen Beiträgen zu anderen renommierten Künstlern (zu nennen wären außerdem BABY DEE, JANDEK, THE RED KRAYOLA und das menschliche Theremin JOSEPHINE FOSTER) hat Neilson eigene Gruppen ins Leben gerufen. Nach dem Glasgower Folkkollektiv SCATTER ist dies vor allem das weniger experimentelle Songprojekt TREMBLING BELLS, welches im vorigen Jahr mit dem Album “Carbeth” debütierte. Weiterlesen

SIEBEN: Star Wood Brick Firmament

Es gibt diese Platten, die man kaum greifen kann – greifen in dem Sinne, dass man sich ihnen begrifflich annähern und eventuell das, was man für das Wesentliche daran hält, klar umreißen und definieren könnte. Nicht selten handelt es sich gerade dabei um Musik, die einen besonders gefangen nimmt, die verführerisch, einschmeichelnd und dennoch auf Langzeit herausfordernd ist. Der Name des Violinisten Matt Howden steht für eine Art von Musik, die immer wieder eine solche Wirkung erzielen kann. Dies gilt besonders für sein recht eigenwilliges Hauptprojekt SIEBEN. Weiterlesen

CARTA: An Index Of Birds

Kyle Monday scheint es nicht sehr eilig zu haben, mit seiner in der Besetzung häufig wechselnden Band CARTA eine umfangreiche Diskografie vorweisen zu können. Schon kurz nach der Jahrtausendwende in der kalifornischen Bay Area gegründet, dauerte es ein halbes Jahrzehnt, bis der erste Longplayer „The Glass Bottom Boat“ das Licht der Öffentlichkeit erblickte. Es war die Zeit, als Begriffe wie Postrock (noch immer) und Shoegaze (erneut) in aller Munde waren, weshalb sie jenseits des großen Wassers auch mit Handkuss von Kritikern und Publikum empfangen wurden. Vielleicht ist die Tatsache, dass im deutschsprachigen Popdiskurs seit Jahren ein Abgrund zwischen Subkultur und progressivem „Indie“-Mainstream konstruiert wird, ein Grund, dass CARTA in unseren Breiten bislang der Empfang mit Pauken und Trompeten verwehrt blieb. Weiterlesen

LITTLE ANNIE & PAUL WALLFISCH: Genderful

Little Annie, vormals Annie Anxiety, zählt zu denjenigen Künstlerinnen, bei denen man eine seitenlange Biografie voranschicken könnte. Man könnte zahlreiche Medien und Genres benennen, in denen die Wahl-New Yorkerin in den letzten dreißig Jahren tätig war, unzählige Kollegen aufzählen, mit denen sie neben MARC ALMOND, COIL und CRASS noch gearbeitet hat und – potentielle Neu-Fans damit hoffnungslos verschrecken. Annie Bandez verfügt über eine großartige Soulstimme in Alt, und hat in Paul Wallfisch, bekannt von den Gruppen BOTANICA und FIREWATER, einen virtuosen Pianisten gefunden, dessen Spielweise bestens mit ihrem Gesang fusioniert – zur nicht unwesentlichen Bereicherung jenes musikalischen Feldes, das der gängige Jargon gerne Torch-Song nennt. Weiterlesen

WALTON FORD: Pancha Tandra

Der aus Neu-England stammende Künstler Walton Ford ist einer der wenigen gegenwärtigen Tiermaler, die den Sprung aus den Naturkundemuseen in die “Welt der Kunst” geschafft haben – wobei man gleich zu Beginn auf die Unsinnigkeit dieser Gegenüberstellung verweisen muss, denn Kunst mit den Gewohnheiten des Feuilletons und dem gängigen kunsthistorischen Lehrprogramm gleichzusetzen, kann nur auf einfallslosen Vorstellungen beruhen. Weiterlesen

VLOR: Six Winged

Im Unterschied zu einem festen und aufeinander eingeschworenen Bandgefüge gibt es in der Musikwelt immer wieder Konstellationen, die geradezu angelegt sind auf überraschende Wirkungen. Das Remixen zählt natürlich dazu, ebenso spontane Jams eigentlich unbekannter Kollegen, und nicht zuletzt auch die sogenannten All Star-Bands, die meist aus dem Umfeld eines bestimmten Labels oder Freundeskreises stammen, und sich durch den Zusammenfluss unterschiedlichster Qualitäten auf die Probe der Kompatibilität stellen. Weiterlesen

THE GREAT PARK: The Cellar

Bereits vor einigen Wochen stellten wir den zwischen England, Irland und dem deutschsprachigen Raum pendelnden Sänger Stephen Burch und sein Folkprojekt THE GREAT PARK in einem Interview vor. Wie seine ausgiebigen Konzerttourneen sind auch seine Tonträger, die alle auf seinem eigenen Label Woodland Recordings erscheinen, von einem sympathischen Do it Yourself-Esprit durchzogen. So erschien sein aktuelles Album „Cellar“ auch wie die vorausgegangenen Arbeiten in einfacher aber stilvoll-handgemachter Verpackung und limitiert auf hundert Exemplare. Weiterlesen

AARKTICA: In Sea Remixes

Ein Remixalbum zu besprechen ohne das Original zu kennen ist immer eine etwas heikle Sache, und im Falle von AARKTICAS „In Sea Remixes“ landete der Tonträger auch eher zufällig auf meinem Tisch. Dass ich das Thema dennoch nicht unter selbigen fallen lassen möchte ist, soviel vorweg, der Qualität der Arbeiten geschuldet, und immerhin wurde die Band des Amerikaners Jon DeRosa im deutschsprachigen Blätterwald bislang auch sträflichst vernachlässigt. Grund genug, das Werk etwas provisorisch wie ein Phänomen zwischen Album und Compilation zu betrachten und dennoch unter die Lupe zu nehmen. Weiterlesen

KAL CAHOONE: Built The Fire

In dem vor einigen Monaten geführten Interview mit Kal Cahoone konnte man sich bereits ein Bild davon machen, wie umtriebig die aus Denver stammende Sängerin schon seit Jahren ist. Das Debütalbum ihrer derzeit auf Eis gelegten Band TARANTELLA kann man als ihren bisher größten Erfolg ansehen, zugleich auch als ein Werk, dass ihren Hauptmotiven den adäquatesten Ausdruck verleiht. Spanische und englische Vocals, Emotionalität und Coolness, Country und Worldmusic, Temperament und Melancholie – all diese Dinge reichen sich die Klinken in die Hand, Kal und ihr Kollege John Rumley scheinen wirklich am ehesten zwischen all diesen Orten zuhause zu sein. Vor kurzem ist Kals Solo-Debüt in Form einer fünf Songs umfassenden EP erschienen. Weiterlesen

XIU XIU: Dear God, I Hate Myself

Um es ganz klischeehaft zu sagen: Dunkle, melancholische Popsongs sind seit Jahren wieder in. Etwas differenzierter kann man festhalten, dass vor einiger Zeit in gewissen Independent-Kreisen das Potenzial waveinspirierter Klänge mit 80er-Jahre-Referenz wiederentdeckt wurde und nun eine neue Würdigung erfährt. Wenn dabei so Unterschiedliches wie EDITORS, ZOLA JESUS, BLESSURE GRAVE oder A PLACE TO BURY STRANGERS herauskommt, ist das eine dankenswerte Bereicherung, ganz zu schweigen von dem Kontrapunkt, den so etwas darstellt gegenüber all den nach Jahrzehnten kaum noch zu ertragenden DEPECHE MODE-Partys und anderen Seniorentreffs, die mehr mit Festgefahrenheit als mit Rückbesinnung zu tun haben. Weiterlesen

SLIM CESSNA’S AUTO CLUB: Buried Behind The Barn

Das Schöne am sogenannten „Denver Sound“ ist, dass die gut zwei handvoll Exponenten, die man unter diesem Sammelbegriff zu fassen sucht, alle sehr unterschiedlich klingen. Wenn man neben der lokalen noch die musikalische Komponente mit einbringen will, dann klingen weit gefasste Genrekonstruktionen wie „Dark Alternative Hillbilly Gothic“ und dergleichen derart nach Begriffsungetüm, dass man sich schon gar nicht mehr vor der Klischeefalle zu fürchten braucht. Weiterlesen

CTEPHIN: Duad 7″

Knapp 100 Singles oder auch „Drone-Bombs for your Dream-Mind“ sind bisher bei dem kleinen Label aus Bremen erschienen. Singles, die mit liebevollen und humorvollen Gattungsbeschreibungen versehen wurden, und die trotz unterschiedlicher musikalischer Ausrichtung(en) immer ins Konzept, ins weite Feld des Drones pass(t)en. Ctephin – ein Duo aus Oklahoma City, das dem „Umbrella Noize Collective“ angehört – zitieren im Inlay Frater Perdurabo (vulgo: Mr Crowley)  und scheinen sich, was Titel, Zitat („For I am divided for love’s sake, for the chance of union.“) und Artwork nahe legen, mit dem Verhältnis von Trennung und (Ver-)Einigung zu beschäftigen. Weiterlesen

EVERYTHING BUT THE GARGOYLE: Four Flies on Grey Velvet

Diese Veröffentlichung ist ein Beispiel dafür, wie Bandname und Albumtitel ein weites, teils zufälliges Referenznetz knüpfen können. Der Name spielt  (sehr wahrscheinlich) bewusst auf das britische Popduo an, das statt des Wasserspeiers das Mädchen im Namen trug und gibt (damit) einen Hinweis auf die Besetzung: In diesem Fall zeichnet sich Ferrara Brain Pan, dessen eigenes Projekt Forms of Things Unknown vor einigen Jahren mit einem großartigen, von verschiedenen Blasinstrumenten stark geprägten Minialbum debütierte, für die gesamte Musik verantwortlich Weiterlesen

ZOLA JESUS: Stridulum

Der Name der jungen Amerikanerin Nika Roza Danilova, die ihre künstlerische Inkarnation ZOLA JESUS nennt, raunte in den letzten zwei Jahren in zuverlässiger Regelmäßigkleit durch internationale Medien. Was hat es auf sich mit dieser merkwürdig retromäßigen Wave-Musik, die gerade einem Szene-Schuppen der frühen 80er entsprungen sein könnte und schon deshalb heute, wo die Eighties-Welle doch vor einiger Zeit erfolgreich abgeklungen ist, der letzte Schrei sein müsste? Vielleicht ist es die Ernsthaftigkeit der Philosophiestudentin aus dem provinziellen Wisconsin, die ihrer vordergründig so altbekannten Musik die verdiente Aufmerksamkeit beschert. Weiterlesen

BABY DEE: A Book of Songs for Anne Marie

Die meisten dürften wissen, dass „A Book of Songs…“ nicht der wirkliche Nachfolger zu dem 2008 auf Drag City erschienenen „Safe Inside the Day“ ist, handelt es sich doch um eine Überarbeitung und Neuinterpretation – und nicht um eine Wiederveröffentlichung, wie in einigen Rezensionen fälschlich zu lesen war – des 2004 auf Durtro in einer Miniauflage von 150 Exemplaren veröffentlichten gleichnamigen Albums. Weiterlesen

THOMAS LIGOTTI: Teatro Grottesco

“Eines Nachts, in längst vergangenen Zeiten, erwachte der Mensch und sah sich selbst. Er sah, dass er nackt war unter dem Kosmos, unbehaust in seinem eigenen Körper.“

Peter Wessel Zapffe, Der letzte Messias

Schon seit einigen Jahren angekündigt, erscheint bei David Tibets Kleinverlag Durtro die neueste Sammlung mit Kurzprosa des Amerikaners. Neu muss allerdings relativiert werden, denn einige der Geschichten wurden ursprünglich schon 1996 in der Sammlung “The Nightmare Factory“, der Anthologie Ligottis, die im angloamerikanischen Raum sicher die verbreitetste ist, unter dem Titel “Teatro Grottesco“ publiziert. Weiterlesen

ROBIN CRUTCHFIELD: The Hidden Folk

Vor kurzen beklagte ein bekannter Musikjournalist in der konkret den “Hang zum Irrationalen und zur Neoromantik“ in der zeitgenössischen Popmusik. Für den Autor dürfte Robin Crutchfields neues (Solo-)Album ziemlich ungenießbar sein, widmet der ursprünglich aus der New Yorker No Wave-Szene stammende Crutchfield nun zum insgesamt vierten Mal (s)ein Album Gnomen, Zwergen, Kobolden, sprich: “seinen Freunden in der verzauberten anderen Welt“ – Weiterlesen

SARAH JUNE: In Black Robes

„It was another world altogether…a twisted paradise of danger and derangement…of crumbling houses packed extremely close together…of burned-out houses  leaning towards utter extinction…of houses with black openings where once there had been doors and windows“(Thomas Ligotti, Purity)

Auf ihrem 2008 auf Hand/Eye erschienenen Debüt sang Sarah June mit einer an Alison Shaw erinnernden Stimme nur von ihrer Akustikgitarre begleitet davon, dass sie ein „ghostly girl“, eine „radio wave“ sei.  Weiterlesen