MOON DUO: Mazes

Das MOON DUO gibt es schon ein paar Jahre und wurde oft wie ein Ableger der WOODEN SHJIPS gehandelt, bei denen Gitarrist Ripley Johnson schon etwas länger die Saiten bearbeitet. Das Duo gründete er 2009 zusammen mit seiner Partnerin Sanae Yamada, und auf der aktuellen Tour der beiden wurde schnell klar, dass es sich bei ihrer Musik keineswegs nur um ein randständiges Experimentierfeld handelt.

Irreführend ist auch der Titel des gerade erschienenen Albums „Mazes“, denn die Musik der beiden ist ungefähr so labyrinthisch wie ein pfeilgerade Landstraße, auf der Yamada und Johnson mit frisierten Zweirädern von Küste zu Küste brausen. „Motorbike, I Love You“ hieß ein früherer Song des Duos, und was sie von den beiden Küsten mitbringen und zusammenführen ist freilich musikalischer Natur. Die morbide Coolness von Factory und No Wave von der einen Seite, der lebensbejahende Frohsinn direkt von Ashbury Hights. „Die Hippies kommen, die Hipster gehen“ betitelte die aktuelle Spex vorwitzig die Ankündigung ihres Konzertes mit MUERAN HUMANOS – ein Slogan, der nur bei einem untypischen Hippiebild funktioniert, das auch im Texas der BLACK ANGELS oder in der Garage der FUZZTONES Bestand hätte. Die meisten Stücke des Albums drängen ohne Umschweife nach vorn, gefallen sich im rauen, dröhnenden Bassound, der vom geradlinigen Rhythmus der punkigen Drummachine getragen und mit wabernden Orgelsounds umwickelt wird. Aufgeregt und hektisch wirkt die Musik dabei allerdings nie, exponiert sogar eine Gelöstheit, die dem kraftvollen Klang eine ausgesprochen souveräne Note beimischt. Ein besonderes Markenzeichen: Johnsons mit viel Halleffekten unterlegte Stimme, die vielleicht noch mehr Protopunk ist als die Rhythmen und die elektronischen Loops. „When You Cut“ ist beispielhaft für die Post-Hippie-Seite des Duos, seine rotzige Gitarre erinnert unweigerlich an frühe SUICIDE, deren Zeit noch nicht reif war für die heterogenen Psychrock-Elemente, die Moon Duo hier wie selbstverständlich beizugeben wissen. „Seer“ oder das Titelstück stehen für die zurückgenommene, genügsame Seite des Albums, „On The Run“ dagegen beginnt fast wie eine frohsinnige RAMONES-Nummer. „Goners“ besinnt sich am Ende wieder auf die Moon Duo-typische Qualität des genügsamen, nonchalanten und doch niemals zynischen Driftens, und wird doch von einer unterschwelligen Wut am Leben gehalten, wie man sie von Gruppen wie A PLACE TO BURY STRANGERS kennt.

Spötter könnten „Mazes“ als Retroplatte bezeichnen, doch sei’s drum. Das MOON DUO gehört zu denjenigen Bands, die unterschiedliche ästhetische Traditionslinien zusammenführen und es dabei schaffen, kohärent und stimmig zu klingen. Epigonal würde ich das nicht nennen, und die Popularität solcher kreativen Rückbesinnungen erscheint mir begrüßenswert. (U.S.)