SLEEP CHAMBER: Satanic Sanction

Der Amerikaner John Zewizz ist seit Ende der Siebziger (mit Sleep Chamber seit Anfang der 80er) musikalisch aktiv und gehört zur zweiten Industrialgeneration: Mit Sleep Chamber (und einer Reihe von Seitenprojekten) und seinem Label Inner-X-Musick (auf dem neben eigenen Projekten auch Werke von u.a. Controlled Bleeding und Hunting Lodge veröffentlicht wurden) bewegte er sich thematisch am Nexus zwischen Magie (was durch die an TOPY angelehnte eigenwillige  Orthographie und das Artwork sehr offensichtlich wird) und Sex (Auftritte wurden oftmals durch die spärlich bekleideten Leder-/Latexdamen mit dem bezeichnenden Namen Barbitchuettes unterstützt), musikalisch zwischen eigenwilligem und eigenartigem Rock (ihre Interpretation von Magazines „The Light Pours Out Of Me“ von dem Album „Sleep, Or Forever Hold Your Piece“ dürfte einigen bekannt sein) und ritueller, „okkultureller“ Musik.

Wenn man sich Bilder der Auftritte mit den Barbitchuettes heutzutage anschaut, hat das rückblickend den etwas unschönen Beigeschmack von Big Brother-Prolos, die ihre vermeintlich Grenzen überschreitende Sexualität (und ungewollt ihre eigene Beschränktheit) penetrant zur Schau stellen –  wohlwollend(er) könnte man auch sagen, dass das die Band für Orkus und andere Postillen interessant machen könnte. Die Band erlebte allerdings einige herbe Rükschläge. In ihrem Umfeld starben einige Personen eines nicht immer natürlichen (und trotz des Namens des Verursachers wenig „heldenhaften“ Todes). Auch John Zewizz ist nach jahrelangem Heroinabusus gezeichnet und sieht inzwischen aus wie eine Mischung aus Mark E. Smith und  Michael Berryman, hat aber Sleepchamber (wie sie jetzt geschrieben werden) und sein Label nach etlichen Jahren reaktiviert.

„Satanic Sanction“ ist nach dem vergangenes Jahr ebenfalls bei Klanggalerie erschienenen Comebackalbum „Sorcery, Spells And Serpent Charms“ die Wiederveröffentlichung einer ursprünglich auf Musica Maxima Magnetica herausgekommenen 12″, die aber um eine Reihe von Tracks ergänzt wurde und zu den rituellen Arbeiten der Band gehört. Die das Cover zierenden Drolerien von Notre Dame, die in leicht anderer Form auch schon Current 93s „Dogs Blood Rising“ schmückten, geben die Ausrichtung des Werks vor, das laut Zewizz innerhalb von einer Nacht eingespielt wurde: Man wird an Current 93 zur Zeit von „LAShTal“ und die Veröffentlichungen rund um das Wiener Label Necrophile Records erinnert, insbesondere an deren „Hausband“ Zero Kama. Man hört Glocken, Knochenflöten (?), Perkussion, flüsternde und (re-)zitierende Stimmen. Dabei changiert die Stimmung zwischen Bedrohung  und Ekstase, zwischen schamanischen Trommeln („Reality Revealed“) und finsteren Klangflächen („Mandrax & Styrax“), wobei das Ekstatische eindeutig dominiert, findet sich schließlich auch auf der Rückseite des Albums die Aufforderung zur Befreiung und Selbtsverwirklichung: „Find your true will“.

(M.G.)