NOVÝ SVĚT / SPETTRO FAMILY: Split (7′)

Es ist vielleicht ganz passend, dass Nový Svět sich eine 7′ mit Spettro Family teilen – erst einmal ganz unabhängig von eventuellen musikalischen Querbezügen. Denn in den Jahren nach der Auflösung des österreichischen Duos gab es immer wieder bislang unveröffentlichte Aufnahmen, mal waren es die kurzen, auf englisch gesungenen minimalistischen Folksongs auf „Into Your Skies“, mal die auf drei limitierten Tapes versammelten verrauschten Ambientminuaturen der „Selected Ambient Works“ oder aber die unveröffentlichte, überraschenderweise aus den Sessions zum unveröffentlichten Album „Desde Infiernos De Flores“ stammende Dubstepnummer „Yo No“ auf der kürzlich erschienenen Zusammenstellung „Doce“  – und so waren Nový Svět zwar nie ganz weg, aber eben auch nicht mehr da, waren Schemen, Schatten, geisterten durch den Äther. Selbst die Comebacksingle mit Suzy24 war aufgrund der Limitierung kaum greifbar.

Das Einmannprojekt Spettro Family hat auf seinen bisherigen Veröffentlichungen – einige Tapes, eine 7′ und die 10′ „La Famiglia Spettro” – gezeigt, dass es seinem Namen alle Ehre macht, seine Musik der perfekte Soundtrack für Filme ist, die den Einbruch des Unheimlichen thematisieren und vielleicht werden in einem Paralleluniversum gerade die Aufnahmen Spettro Familys als verschollener Soundtrack von Death Waltz Records veröffentlicht. Dabei verzichtet Stefano Iannone, der das kleine Label Vade Redo Records betreibt, auf Grelles, auf allzu billige Schockeffekte, setzt stattdessen auf Atmosphäre (und verweist damit recht leicht (fast) jede Witchhousecombo auf ihre Plätze).

„En Soledad Perfecta“ zeigt Nový Svět von ihrer dunklen Seite: an eine Orgel erinnernder Synth, dezenter, verhallter Rhythmus, dazu klingt Jürgen Weber, als singe er in einem Eispalast, zwischendurch wird die Stimme runtergepitcht. Ich habe vor Jahren mal geschrieben, dass sich der textliche Kosmos von Nový Svět zwischen den beiden Polen corazón und nada bewegt. Die (perfekte) Einsamkeit ließe dies dann vielleicht zu einer Trias des Schmerzes werden.

Spettro Family eröffnen „Hotel Del Salto “mit dem Geräusch gackernder Hühner, bevor eine Folkmmelodie einsetzt, bei der man den Eindruck hat, als habe sich Timothy Renner dazugesellt (der schließlich einmal vom „Schlafen mit Skeletten“ sang”),  bevor wie schon auf anderen Stücken des Projekts Pianomotive und Synthspuren hinzukommen, dazu kaum verständliche Stimmsamples, dann endet das Stück abrupt. Was nicht verwundert, schaut man sich den titelgebenden Ort einmal an.

Auf dem Cover der 7′ sind Jarboe und Jessica Way abgebildet, aufgenommen während des letztjährigen Stella Natura-Festivals und  – wie man erfährt – auf Ingmar Bergmans Persona verweisend ein Film, dessen Traumatmosphäre zu den beiden Stücken mehr als passt. Vor mehr als zwei Jahrzehnten hieß es in einer Rezension der „She is Dead and All Fall Down“-7′ von Current 93, dass eine Single natürlich nicht das ganze umfangreiche Wissen dieser Band zeigen könne – gleiches ließe sich uneingeschränkt für diese Veröffentlichung der beiden Projekte sagen.

M.G.

Label: Black Horizons