TANZ OHNE MUSIK: Between Our Body Shapes

Bei dem Boom elektronischer Retromusik der letzten Jahre wundert man sich fast, dass das Zufallsprodukt Angst Pop, das seit Ende der 90er auf unzähligen Flyern auftauchte, nicht hip geworden ist. Kühle Analogsounds in spartanischer Gestaltung, exponierte Taktschläge aus der Eismaschine, viel Vibrato und monotone Vocals zwischen Sekretärinnenerotik und nihilistischer Abgeklärtheit – es war schon ein sehr eigenes Konglomerat, das ein deutsches Paar auf einem längst renommierten Seitenprojekt entwarf, und das in seiner Reinform doch nie über die Clubs der Post Industrial-Gemeinden hinauswachsen konnte. Zum Glück, mag man kontern, und letztlich haben trotz allem immer wieder Musiker diesen Stil aufgegriffen, so z.B. der Rumäne Dan Serbanescu, der auf dem letzten Schlagstrom-Festival sein gerade neu aufgelegtes Debüt präsentieren konnte.

“Between our Body Shapes” bewegt sich zwischen frostiger Tanzmusik und kurzen Momenten von entgrenztem Powernoise. Bei all dem hat Serbanescu ein Händchen für spartanisch ausgestaltete Klangräume, deren Leere er mit viel Spaß am Detail mit einer Menge an ungewöhnliche Geräuschen füllt. In originellen Momenten erinnern diese an angsterfüllte (und so gleichsam furchteinflösende) Frauenschreie, dann und wann klingen sie wie ein Hinweis an den DJ zum Drücken des Trockeneis-Buttons. Ebenso verspielt wirkt sein Faible für fast schlagerhafte Texte, die in betont zombiefizierter Unterkühltheit dargeboten werden. Es ist diese in der Reduktion aufscheinende Unwirklichkeit, die an Pantomime erinnert und – wenn man so will – den Bogen zum Projektnamen schlägt.

Das Album erschien ursprünglich als Tape bei den rumänischen Red Cavity Records und ist lange vergriffen. Die neue CD-Version enthält zwei neu überarbeitete Tracks und erscheint in 500er Auflage. (J. Glück)

Label: Sleepless Records