Psalm’n'Locker ist das Soloprojekt von Luca Garino, der in der doomigen Folkband mit dem einprägsamen Namen How Much Wood Would A Woodchuck Chuck If A Woodchuck Could Chuck Wood? für düster vor sich hingrummelnde Vocals zuständig ist. Auf seinem komplett im Alleingang eingespielten Tapedebüt folgt er den Spuren Brion Gysins und Ian Summervilles, die mit ihrer in den 50er Jahren entwickelten Traummaschine halluzinogene Wirkungen durch optische Flickereffekte erzielten – vorausgesetzt, der Benutzer verfügte über die entsprechende Empfänglichkeit für repetitive optische Reize dieser Art. Ähnlich wie das 1989 von The Hafler Trio und Thee Temple Ov Psychick Youth eingespielte Konzeptalbum kann Garinos „Music for Dreamachine“ als akustische Ergänzung zu diesem Gerät verstanden werden, aber auch als Versuch, etwas ähnliches auf auditivem Wege zu erreichen.
Das einseitig bespielte Tape enthält eine 28minütige Komposition, die einzig aus zwei Tönen in unterschiedlichen Frequenzen besteht und auf den klanglichen Effekten basiert, die sich ganz natürlich aus ihrem Zusammenspiel ergeben. Als Instrumente dienten dabei zwei leicht verstimmte Orgeln, die die beiden Töne jeweils wiederholt anklingen lassen. Das Ergebnis ist ein überraschend eintönig wirkendes Drone, das etwas an die Sounds in Current 93s „Sleep has his house“ erinnert und sich kaum beim beiläufigen Hören ohne Konzentration erschließen lässt. Nicht einmal primär, weil einem die Musik als bloßes Hintergrunddröhnen schnell auf die Nerven gehen muss, sondern vor allem weil einem dann das subtile Vibrato, die kleinen rhythmischen Ansätze und weitere Momente verborgen bleiben, die die Monotonie als Illusion entlarven. Doch wer weiß, vielleicht sind ja gerade diese kleinen Veränderungen und Unregelmäßigkeiten auf der Seite der Illusion zu verbuchen, und „Music for Dreamachine“ teht doch eher in der Tradition der Musik Yves Kleins? An manchen, aber bei weitem nicht allen Stellen, erwartet man regelrecht den Einsatz eines Chores, was erneut nahelegt, dass hier mehr im Gange ist, als man vordergründig zu hören glaubt.
Eine gewisse Hypnotik will ich dem Track nicht absprechen, doch so gesehen gibt es einige Musik, die sich in den Fußstapfen dieses Geräts bewegt, an das die Kassette in jedem Fall eine Hommage darstellt. Das limitierte Tape ist soeben bei Yerevan erschienen und wartet auf 54 Hörer, die unter Drone keine Unterhaltungsmusik zum Chillen verstehen.
A. Kaudaht
Label: Yerevan Tapes