CULT OF YOUTH: Final Days

Auch in einer Zeit, in der es eigentlich keinen Neofolk mehr gibt, gilt für die Restbestände des Phänomens die gleiche alte Unterscheidung – es gibt die sentimentalen Schöngeister, die zum Schwulst neigen, und die Bösartigen, die mit viel Spaß an der Sache einem gehässigen Pessimismus frönen. Idealismus oder Nihilismus, um es mit einem der besten deutschen Musikkenner zu sagen. Cult of Youth schreiben ihre Texte im Knast und ergänzen ihr Instrumentarium durch Körperteile toter Menschen, womit die Zugehörigkeit geklärt sein sollte. Das passt dann auch gut zu ihrer Musik, die sich in den Zeiten der großen Weiterentwicklung eben nicht in Richtung Psychedelic, Country oder Cabaret bewegte, sondern hin zum Postpunk mit einer gehörigen Brise Oi! und einem Hauch von Männerschweiß aus englischen Arbeiterstädten. Überhaupt klangen sie für eine US-Band immer schon auffallend englisch, und nur zum Teil liegt das an Sänger Sean Rogans kehligem Gröhlen, das an einen frostigen Ian Curtis auf Amphetaminen erinnert.

Ihr viertes Album „Final Days“ wartet mit einigen Neuerungen auf, zu denen neben einem erneuerten Line-up auch ein noch stärkerer Fokus auf tribale Rhythmen gehört, der sich natürlich auch den schon angedeuteten Knochentrommeln verdankt. Beim Opener „Todestrieb“ klingen die endzeitlichen Rhythmen noch nach einem trunkenen Landsknecht, eine kaputte Trompete ruft schnell die frühen DIJ in Erinnerung. Wie auf vorigen Alben gibt es Songs, auf denen Cult of Youth ihr Stilrepertoire ausweiten, „Empty Faction“ zitiert mit seiner kreischenden Leadgitarre ausgiebig Gothic – hier wird der Einfluss von Gitarrist Christian Kouns anderer Band The Hunt deutlich. Die vielen „Fuckyous“im Text, die allerhand heiligen Kühen entgegen geschmettert werden, wirken dann wieder eher ungruftig, aber das Zusammenfügen von scheinbar weit Entferntem mochte man bei Cult of Youth ja schon immer. Die stärksten Momente des Albums sind allerdings auch die typischen, und die leben primär vom monotonen Geschrammel auf der Lagerfeuergitarre, die in den furiosesten Augenblicken jeder Romantik entledigt wird und voller Schmiss nach vorn prescht, während das Schlagwerk rumpelt, als gelte es, Theatre of Hate in einer schnellebigeren Zeit wiederzubeleben. Ebenso begegnet einem die Klampfe im morricone’schen Easy Tempo, wobei die darüber jaulende Slide Guitar und das Glockenspiel in „Dragon Rouge“ fast schon etwas zu viel an heimeligem Kontrast zu Rogans monotonem Krächzen bereithält.

Das Label nennt „Final Days“ das opus magnum der Band, ich würde es etwas bescheidener als gelungen bezeichnen und dabei noch die eine oder andere Länge anführen. Dies bei einer Musik, die so entschieden mit dem Mittel der Monotonie arbeitet, zu vermeiden, ist auch wirklich kein leichtes Unterfangen. (U.S.)

Label: Sacred Bones