Die Diskographie von Six Organs of Admittance war schon immer von Veränderungen bestimmt und oszillierte zum einen zwischen folkigen Akustiksongs und lärmigem Feedback, zum anderen zwischen Lofi und Aufnahmen von fast indietauglicher Qualität. Was dann so unterschiedliche Platten wie „Dust & Chimes“, „The Sun Awakens“ oder „Shelter from the Ash“ verband, war der Hang zur Improvisation und der damit verbundene Verzicht auf allzu gute Arrangements, die locker gespannten Gitarrensaiten und einige Eigenschaften mehr, die dutzende von Schreibern dazu bewogen, auch hier den Begriff „Psychedelic“ zu verwenden.
All dem zum Trotz sticht das aktuelle „Hexadic“ aufgrund seiner rauen, ätzenden Unverblümtheit heraus, und der Vergleich zu Ben Chasnys anderer Band, den Noiserockern Comets on Fire, würde sich auch dann aufdrängen, hätte Chasny nicht ohnehin zwei Comets-Kollegen mit ins Studio genommen. Eine verkappte Comets on Fire-Platte also? Das wäre sicher übers Ziel hinaus geschossen, aber es sind schon falschere Sachen über Six Organs geschrieben worden.
Wollte man das Album anhand seiner Alleinstellungsmerkmale fassen, dann würden einem wohl als erstes die schweren, grobkörnigen Noisebretter einfallen, die sich – einmal von Chasny aus den dickeren Saiten der elektrischen Gitarre gezaubert – über erratisch herumtastende oder in Speedmetalmanier losgalloppierende Drums ins Gehör fräsen. Zum anderen müsste man die Surfrockzitate anführen, ultracoole Twangs, die „Future Verbs“ in seiner hallunterlegten Räumlichkeit für einen von Lynch inspirierten Western prädestinieren und in „Hesitant Grand Light“ mit orientalischen Fingerpickings a la Sir Richard Bishop verschmelzen, als wäre es das Normalste der Welt.
Überhaupt ist das Fehlen von Unstimmigkeit bei derart kantiger Musik beeindruckend: Die verfremdeten Vocals, die stellenweise grindcoreartigen Drums, die schneller dekonstruiert sind als der Metaller „blastbeat“ stammeln kann – all dies sind perfekt miteinader integrierte Syntagmata einer Sprache, die Chasny, wenn auch in stets anderer Tonlage, auf all seinen Alben spricht.
Label: Drag City