URNA: Devours Me

Wer im letzten Jahr gut aufgepasst und die Ohren nach gutem Ambient offen gehalten hat, dem ist sicher Urnas „Couchemar“-Tape nicht entgangen, auf dem Mastermind Gianluca Martucci doomige Schwere mit dem archaischen Flair des Rituellen zusammenbrachte, um, wie er sagte, Alpträume zu exorzieren. Dass sich Elektronisches und raue Gitarrenklänge die Waage halten, mag ein Grund sein, warum Urnas dröhnende Soundscapes nie nach Gruftieambient klingen.

Das jüngst erschienene Tape „Devours me“ knüpft schon inhaltlich an den Vorgänger an und baut das morbide Angstthema weiter aus. Kindliche Fantasmagorien, Traumgebilde über Monster bevölkern die beiden Stücke, bleiben vage und schemenhaft, was ihre Bedrohlichkeit nur steigert. Dass sie als Teufel oder dessen pagane Vorläufer daherkommen, ahnt man nur nach einem Blick auf das Artwork, und so gibt es auf „Hooves and Bells“ zunächst auch keine Hufe und Glocken zu hören, dafür eine sublim hallende Dröhnfläche, bei der man nicht weiß, ob sie einen in der nächsten Minute niederdrücken oder doch eher emporheben will. Es bleibt eine ganze Zeit bei diesem unsicheren Schwebezustand, der lediglich von markanten Triangelanschlägen akzentuiert wird. Erst wenn man gelernt hat, sich in dieser Dunkelheit zu orientieren und die Klarheit der Klänge erkennt, strömen seltsam grummelnde Gesichte auf einen zu, folkige Instrumente aus Orient und Okzident schaffen ein altertümliches Setting, das Rauschen von Luft und Wasser steigert sich zu einem prasselnden Lärm, der einen am Ende aus dem Traum aufschrecken lässt. Mit seinem angedeuteten Bassknarzen ist „Devours me“ auf der zweiten Seite organischer, und begleitet von leichtem Pulsieren zeichnet sich etwas ab, dass menschlichen Stimmen ähnelt. Noch könnte sich das Stück als eher gefällig entpuppen, doch das weiträumige Plateau aus schweren Gitarren holt einen schon bald zurück in die Welt der nächtlichen Chimären.

Urnas monströse Traumgebilde vermögen gelegentlich zu ängstigen, in jedem Fall aber eine anheimelnde Gänsehautatmosphäre zu erzeugen. Das gelingt schon deshalb gut, weil die Musik nicht nur auf Pathos setzt, sondern stets auch eine coole Note anklingen lässt. Falls das Monsterthema länger auf dem Plan stehen sollte, wäre eine Zusammenarbeit mit Andrew Liles fantastisch. (U.S.)

Label: Mask Of The Slave