JOHN DUNCAN / MASAMI AKITA: The Black Album

John Duncan, der früher für seine spektakulären Performances berüchtigt war und heute mit eklatant kurzen Konzerten mehr und mehr seine Fans vergrault, umreißt den Grundcharakter seiner Kollaboration mit Masami Akita als etwas, das man tatsächlich von den wenigen kursierenden Merzbow-Interviews her kennt: “Masami’s and my conversations look like heroin addicts talking: A phrase. A five minute silence. Another phrase. A five minute silence. A question.“ u.s.w. „The Black Album shows what’s going on in our heads.” Es war wohl eine für Soundart-Kollaborationen nicht untypische Mailart-Geschichte, die bei den beiden immer mal ins Stocken geriet.

Das Basismaterial der drei Stücke stammt wohl durchweg von Duncan, der im vorigen Jahr zahlreiche Aufnahmen im nuklearen Forschungslabor im italienischen Gran Sasso gemacht hatte. Man könnte spitzfindig sein und die Langsamkeit, mit der sich die gegenseitige Bearbeitung und die Korrespondenz zwischen Japan und Duncans Wahlheimat Italien in dem Track, der die komplette erste Seite ausfüllt, gespiegelt sehen, denn das Stück braucht eine ganze Zeit, um sich von seiner eigenen Statik zu lösen. Die ersten Minuten sind geprägt von digitalem Glitch-Gefrickel, bei dem sich nur im Kleinen etwas tut, wenn leichte Perkussionsansätze, sinusartige Geräusche und schrille Hochfrequenzen kurz an der Oberfläche erscheinen, um in Sekundenschnelle wieder abzutauchen. Doch selbst wenn sich nach einiger Zeit technoide Rhythmen andeuten, ist von Dynamik und klanglicher Entgrenzung keine Spur auszumachen. Erst gegen Ende bricht für kurze Zeit das entlastende Chaos in das ansonsten recht ohrenfreundlich gestaltete Stück ein. Dass die beiden ihr Gespür für Klangdesign auch kurzweilig einbringen können, beweisen sie v.a. auf dem ersten Track der zweiten Seite, denn der bietet geschliffenen digitalen Harsh Noise mit allem, was dazu gehört: Rauschen, Prasseln und ein kontinuierlicher Fluss, der sich auch durch vorübergehende Tempowechsel und hektische Brüche nicht aus der Richtung bringen lässt. Nach diesem kurzen, aber intensiven Sturm bildet das ambiente Drone gegen Ende einen geerdeten Gegenpart.

Die Zusammenarbeit erschien auf grasgrünem Vinyl in einem im Schrotsalvenstil ganz individuell traktierten schwarzen Cover. (A. Kaudaht)

Label: Tourette