HEXN: Al-Khimiyya

Das italienische Projekt HEXN ist noch recht jung an Tagen und trat erstmals im letzten Winter in das Halbdunkel einer interessierten Nische. Dort präsentierte es seine streng limitierte CD-EP “Alpha Omega”. Jüngst erschien im Tape-Format und ebenfalls in geringer Stückzahl das erste Album der mysteriösen Formation, bei der man genau genommen nicht wirklich weiß, ob es sich überhaupt um eine solche handelt, oder ob der seltsame Lo Fi-Sound nicht doch von einer einzelnen Person ausgebrütet wurde.

Nach einem jahrzehntelangen subkulturellen Dasein wurde Okkultes erstmals vor Jahren durch die Witch House-Welle populär und ordentlich verhipstert, und ganz ohne den Bezug zu diesem Hype kann man HEXNs Musik bei allem Wohlwollen nicht besprechen. Aber das muss nichts schlechtes heißen, und im Falle von “Al-Khimiyya”, zu dessen Titel noch die arabische Schreibweise “الخيمياء” gehört, fühlt man sich mit den besten Ingredienzien solcher Musik konfrontiert: Verzerrte Noiseloops schlängeln sich aus grummeligem Rumoren empor, bei dem man kaum erahnen kann, ob es menschliche Stimmen oder – vielleicht noch gruseliger – etwas Maschinelles ist.

Verfremdetes Saitengeklirre erscheint auf der Bildfläche und wird soweit durch den futuristischen Fleischwolf gedreht, dass man die orientalische Melodie noch zur Kenntnis nimmt, die auf dem lautenartigen Instrument erklingt. Immer wieder führen einen die schlichten Takte von Handclaps durch die Dunkelheit, in deren Schoß hinter jeder Ecke neue, seltsame Überraschungen warten: Enervierende Hochtöner, vertrackter Rhythm Noise, aggressive Shouts, basslastiges Dröhnen, Kakophonien von der Qualität eines schwindelerregenden Strudels.

Die Texte sind kaum aufs Verstehen hin angelehnt, denn die meist verwehten Vocals fungieren nur als ein weiterer Bestandteil des Instrumentariums. In den Titels ist jedoch vom Gebet und von heiligen Ringen die Rede. Ob dies zum Repertoire eines Gruselkabinetts gehört oder Ausdruck eines ernsten Interesses an den entsprechenden Traidionen ausdrückt, sei dahin gestellt – so wie die orientalisch anmutenden Melodien sind sie stets unterschwellig da, was ein Titel wie “Still praying in the chapel” ganz gut zum Ausdruck bringt. (J.G.)

Label: Old Bicycle Records