Wenn man inzwischen auf Langstreckenflügen Episoden von The Walking Dead sehen kann, dann merkt man, wie weit man inzwischen von der Video Nasties- und „Mama, Papa, Zombie“-Hysterie der frühen 80er entfernt ist. In den letzten Jahren sind vermehrt, u.a. über Death Waltz, Soundtracks von Filmen auf Vinyl veröffentlicht worden, die früher Betroffenheitsfanatiker zum Klo hätten rennen lassen.
Ein Teil der Verkultung von „The Last House On Dead End Street“ hat sicher damit zu tun, dass nicht erst seit Truman Capotes In Cold Blood die (scheinbare) Vermischung von Realität und Fiktion, das Auflösen fester Grenzen zwischen „Fiktion und Tatsächlichkeit“ (K.L. Pfeiffer) noch immer ein Kunstwerk zumindest partiell auratisieren kann; man denke daran, wie viele Straight-to DVD-Produktionen der Z-Klasse durch den Zusatz „based on a true story“ zu nobilitiert versucht werden. Das hat insofern mit dem 1977 entstandenen „The Last House On Dead End Street“ (ursprünglich „The Cuckoo Clocks From Hell“, knapp drei Stunden lang und mit seinem neuen Titel natürlich auf Wes Cravens garstiges Debüt plagiierend anspielend) zu tun, als erst etwa drei Jahrzehnte später bekannt wurde, wer den Film gedreht hatte, was natürlich in den Jahren zuvor zur (vielleicht durchaus beabsichtigten) Mythisierung und Mystifizierung beitrug und es immer wieder hieß, es seien echte Morde auf Zelluloid gebannt worden, ganz so, als habe es tatsächlich Snuff Videos vor den Clips mexikanischer Drogenkartelle oder bärtiger Vulgärikonoklasten gegeben. Dabei trägt natürlich die (mangelnde) Bildqualität, die Materialität des Films, seine dem Minimalstbudget (von 2000 Dollar) geschuldete Grobkörnigkeit dazu bei, dass der eine oder andere glaubte (oder glauben wollte), auf der Leinwand seien tatschlich Menschen mit Bohrern und anderen Gerätschaften ins Jenseits befördert worden.
Die von Regisseur Roger Watkins verwendete Musik, mit der er seinen Film untermalte, entstammte durchweg der KDM Music Library. Was auffällt, ist, dass die vier Tracks von Eric Peters und die zwei von Lewis Stern fast schon wie Protoindustrial klingen, weniger in seiner drastischeren Ausprägung à la „Slug Bait“, sondern eher als unheilschwangeres Dröhnen wie „Cease to Exist“ oder einige von Maurizio Bianchis Arbeiten. Als Kontrast zu dieser dystopischen Elektronik kann man Alan Hackshaws beschwingtes jazziges „Beat Me Till I’m Blue“ betrachten. Ron Geesins zwei Stücke klingen, als begleite jemand klappernde Pfedehufe, indem er auf einem Kamm bläst („Agonythm“) bzw. als versuche jemand Vögel zu imitieren, die sich inmitten von langsam drehenden Rotorblättern befinden („Omination“). David Fanshawes sieben Beiträge sind eine extrem heterogene Mischung verschiedenster Musiken: Da hört man ein dissonantes Klavier, das eine Opernsängerin begleitet („Nightmare“), so etwas wie Dark Ambient avant la lettre („Terror Noises“), verhallte Gongs („Dark Vibrations“) oder verfremdete, fast sakrale Stimmen („Transformation Odyssey“). „Celestial Cantabile“ von Don Harper, Li De La Russe, Niki St. George ist eine minimalistische Nummer, die klingt, als spielten Azathoths idiot flute players auf Ketamin. (M.G.)
Label: Vombis