TANZ OHNE MUSIK: Infinity

Von fast allen anderen auf Galakthorrö veröffentlichenden Künstlern (sieht man von Hermann Kopp einmal ab) unterscheidet sich das Duo Tanz Ohne Musik -bestehend aus dem Rumänen Dan Serbanescu und Lina, die für Fotos und Videos zuständig ist- insofern, als dass die beiden schon vorher in Klein(st)auflage Material veröffentlicht haben. Zu der Wiederveröffentlichung eines längst vergriffenen Tapes äußerte sich hier vor zwei Jahren der Rezensent mit den Worten: „‘Between our Body Shapes‘ bewegt sich zwischen frostiger Tanzmusik und kurzen Momenten von entgrenztem Powernoise.“ Als habe er einen Blick in die Zukunft geworfen, nannte er damals schon (implizit) das kleine Label aus Braunschweig und ein dort veröffentlichendes Duo, das jüngst noch eine Zusammenstellung seiner Singles herausbrachte, als Referenzpunkte. Und natürlich passen Tanz Ohne Musik zu Galakthorrö, das wie kaum ein anderes Label im weiten Feld des (Post-)Industrials so etwas wie einen corporate sound hat, der zwischen der zugänglicheren Spielart des Angst Pops und rauerem, von Industrial geprägten Klängen anzusiedeln ist.

Tanz Ohne Musik bewegen sich in dem gleichen analogen Universum, arbeiten eher mit Reduktion als Opulenz. Der „konsequent ausgeführte[…] Minimalismus“, den man auf Labelseite dem Duo attestiert, spiegelt sich in der Reduktion der verwendeten Mittel, wie auch in den knapp gefassten Songtiteln wider, wie der Opener „Dream“ beweist. Er eröffnet das Album mit zischenden Sounds und melancholischen Melodieeinsprengseln. „Silence is Golden“ ist ein stärker auf Rhythmus basierendes Stück, bei dem die Vocals roboterhaft klingen. „Infinity“ ist ein Ruf nach Befreiung („Crush this iron cage / your soul is eternal.“ ), der von Beats untermalt wird. „In Your Eyes“ setzt auf treibenden Rhythmus, zischende Analogsounds und atonale Momente im Hintergrund . Auf „Visions“ bricht die Zurückhaltung bei den Vocals auf: Serbanescu singt, während er am Ende „Visions of love“ herausschreit. Bei diesem Stück wie auch auf dem folgenden „Hold“ wird das Ambivalente menschlicher Beziehungen, das (auch) immer wieder ein Thema bei Galakthorrö ist, thematisiert: „Hold your eyes in my skull“. Melachcholische Melodietupfer scheinen Trauer darüber zu illustrieren, bevor es abschließend „Hold your bite in my flesh“ heißt. „Awake“, auf dem die Maschinen klingen, als sollte aus Lasershots eine Melodie entstehen, ist eine Hymne auf die Vergeblichkeit: „Actions slowing down […] Future desires melting away“. “„Inside + Outside“ kombiniert repetitive Beats aus einer archaisch klingenden Rhythmusmaschine mit Klängen, die einen an eine Zeit erinnern, als man noch sogenannte Telespiele vor dem Fernseher spielte. Auf „Everything We Know“ changieren die Vocals zwischen Flüstern und Singen. Abgeschlossen wird das Album von dem zurückhaltenden, fast kontemplativen „Emptiness“: „Emptiness is when the veil of your illusion / is being burned by the fire of your sight”.  (MG)

Label: Galakthorrö