Keine Frage, die Interpreten dieser LP bringen gerne eine Menge an Details auf kleinem Raum unter und schätzen überdies die Eleganz der Umständlichkeit – an letzterem lässt schon die merkwürdig krumme Aufzählung im Interpretennamen keinen Zweifel. Auch auf rein musikalischer Seite passiert enorm viel und für’s erste wirkt es, als ändere sich die Richtung im Minutentakt. Nun sind Detailreichtum, spontane Wendungen und der vom Label angeführte ausufernde Klangraum ja beileibe nichts Schlechtes, und so gestaltet sich „The Piano’s Playing The Devil’s Tune“ auch recht spannend.
Mit tiefen Bässen und rhythmisch eingesetzten Geräuschen schafft es der eröffnende Titeltrack aller Unregelmäßigkeit zum Trotz hypnotisch zu sein, zu pulsierenden Takten im Downtempo gesellt sich manch mysteriöses Detail: entrückte Mandolinen, geschliffene Soundquader, teuflisches Lachen und eine schlaftrunkene Stimme, die sätze wie „Yes, I hit the TV screen“ zum besten gibt. Im DIY-Electro des an frühe Annie Anxiety erinnernden „Let’s talk a good story“ kehrt dies in Form erratischen Erzählens wieder – ganz wie in einem fiebrigen Angsttraum oder einem surrealen Hörspiel. Die Stimmen sind übrigens keine Unbekannten, Bandleaderin Killdeer hat sich ihre Meriten bei Nouvelle Vague erkämpft, Gastvokalistin de Madeiros dagegen stand bereits als Schauspielerin in Filmen wie „Pulp Fiction“ und „The Saddest Music in the World“ vor der Kamera.
Im Verlauf des kollagenartig arrangierten Albums kommt einiges zusammen, Bluesgesang trifft auf schnittige Snaredrums und Melodien von orientalischem Kolorit, Klavierregen kontrastiert mit Suicide-Referenzen im ultracoolen „Dream B”, profaner Alltag offenbart Außergewöhnliches. Der beeidruckendste Kontrast jedoch kommt dadurch zustande, dass das Album zwar einen enormen Gestaltungswillen zum Ausdruck bringt, dabei aber zugleich derart spontan und intim wirkt, dass man meinen könnte, man habe irgendwo Mäuschen gespielt. (J.G.)
Label: Altin Village & Mine