PALE THORNS: Somberland

Bei dem sanften Morgennebel, der noch über der von ruhigen Gezeiten gestreichelten Küste liegt, und den anderen Bildern, die das melancholische Artwork zieren, könnte man schöngeistigen Ambient erwarten. Doch „Somberland”, das Debüt von Magnus Lindhs Soloprojekt Pale Thorns, beginnt eher rau und entpuppt sich schnell auch als einigermaßen schwer – so rau und so schwer, wie man es von einem Skin Area-Musiker vielleicht auch erwartet hätte.

Weniger erwartet hätte man bei dem Mitglied des postindustriellen Avantgarde-Duos vielleicht einen Hang zu Postrock, Doom und Sludge, doch genau solche Arten des schwermütigen Rock und Metal ziehen ihre Spuren durch die schleppenden Riffs und Rhythmen im Down- und Midtempo.

Lindh selbst nennt „Somberland” einen Soundtrack zum Ertrinken – lässt man sich auf die Assoziation ein, so muss man feststellen, dass dies mit einer fatalistischen Gelassenheit einher geht, die bei aller Düsternis jeder Bitterkeit entbehrt. Auch wenn die Musik niemals statisch bleibt und an vielen Stellen von der Kunst der Intensivierung von Fülle und Dynamik lebt, ist ihr doch jede Dramatisierung fremd, und in den vokallastigen Stücken („Lightstrom”, „The Way Out”) drückt sich im Gesang doch eher ein entspanntes, verträumtes Staunen aus.

Freilich hebt man die Elemente „postiger” Rock- und Metalmusik besonders dann hervor, wenn man Skin Area kennt, doch Lindts Musik ist letztlich aufgeräumter als Sludge, lichter als Doom und zugleich weniger seicht als handelsüblicher Postrock – und nebenbei recht vielgestaltig und stets dem Experiment zugeneigt: Songs, die wie Balladen beginnen, entfalten die doomige Wucht erst gegen Ende, wenn sie niemand mehr erwartet, organische Zwischenspiele verbinden besondere Passagen, mediale Samples und naturbelassene Field Recordings wirken mal verklärend, mal verunklärend, und in den abstrakteren Momente wirken harte Riffs schon mal wie zitathaft einmontiert.

Ich könnte mir vorstellen, dass Lindh seine Ausrichtung in Zukunft immer mal variieren wird, und bin auf weiteres gespannt. Dem starken Debüt wäre es zunächst einmal zu gönnen, dass es auch außerhalb der Industrial-Community wahrgenommen wird und auch die Rock-a-Rolla-Gemeinde erreicht. (U.S.)

Label: Divided Visions