Auf diesen Seiten sind schon mehrfach die Veröffentlichungen der “Drone-Mind/Mind-Drone”-Reihe besprochen worden, die es sich u.a. zum Ziel gesetzt hat, Drones aus verschiedensten Teilen der Welt zu präsentieren. Dabei ist der Ansatz eine Betonung geographischer Diversizität, bei der aber gleichzeitig die Verbundenheit mit- und untereinander herausgestellt wird: „DRONEMIND and MIND-DRONE build a circle of diverse interrelations.The Drone as a metaphor for everything that vibrates, that releases energy – from atoms and elementary particles to the hum of the earth and the universe. The Drone as an entity that connects everything that exists within our own “mind-space”,perception and self.”
Gydja, das Projekt der ursprünglich aus Island stammenden und nun in Neuseeland residierenden Abby Helasdottir, die in den letzten Jahren regelmäßig Cover für Cold Spring gestaltet hat, eröffnet die Zusammenstellung mit einem enorm starken Track: “Gjallarbru” ist eine minimalsymphonische Nummer aus kristallinem Knarzen, Windrauschen und an- und abschwellenden Drones. Was auffällt, ist der unglaublich transparente Klang, in dem die einzelnen Elemente nicht zu einem einzigen Brei (vermischt) werden. Dieser immer auch (dem Titel angemessen) mysteriös klingende Track lässt den Hörer denken, gleich höre er den Ruf „Tekeli-li!“ Clade, ein Duo, dessen Mitglieder in den USA und Schottland beheimatet sind (und die durchaus selbstbewusst sagen „In an era when so much content is driven by personality, we offer instead the challenge, or the respite, of interacting with sound on its own terms.“) klingen dagegen etwas rauer. Auf „Furnace“ hört man Knistern, dunkles Dröhnen, verhallte Geräusche, immer an der Grenze zur Bedrohung. „The Last Summer“ ist musikalisch ähnlich, ist aber etwas verrauschter und erzeugt mit seinen in der Ferne dröhnenden Melodiefragmenten eine melancholische Atmosphäre, die einem eine Vorstellung des Abschiednehmens gibt. Monocube aus der Ukraine setzen auf sphärische, leicht melodische Drones, die weit in der Ferne hallen, an Intensität zu- und abnehmen und zwischenzeitlich einen fast sakralen Charakter bekommen. Yrsel aus Frankreich klingen auf “Krstnhmnbrtncrt” so, als hätten sie ihre Klänge aus dissonanten Streichern und/oder Blasinstrumenten gewonnen, ganz so als werde The Caretaker von Hermann Kopp gecovered.
Wie auch schon die vier Teile und sechtzehn Künstler zuvor beweist der fünfte Teil auf welch hohem Niveau Geräuschmusik angesiedelt sein kann. Bezogen auf den vierten Teil schrieb ich vor einiger Zeit: “Was erneut auffällt ist, dass trotz der durchaus sehr unterschiedlichen Herangehensweisen und der daraus resultierenden Musik auch Teil 4 erneut wieder dadurch auffällt, dass aus dieser (scheinbaren) Heterogenität ein Ganzes entsteht.” Ein Satz, der auch diese Rezension abschließen kann. (MG)
Label: Drone