V.A.: Drone-Mind // Mind Drone. Volume 4

Egal ob auf der inzwischen eingestellten und durchaus legendären 7′-Serie oder auf der inzwischen in die vierte Runde gehenden Compilation-Reihe „Drone-Mind // Mind Drone“, auf der jeweils vier Künstler ihre Interpretation, ihre Variation des Drones spielen – es ging und geht immer (auch) um den Drone als das Bewusstsein erweiternde, die Wahrnehmung (ver)ändernde Musik: „Drone music is seen as more than a mere ‘music style’, it expresses an approach to perceive and understand the world“, heißt es dann auch ganz konsequent und selbstbewusst zur Konzeption.

Wie zuvor stammen auch die diesmal Beteiligten aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt. Kiril Platonkin aus Russland ist mit zwei Stücken vertreten, die auf Gitarrenklängen basieren: „Takeoff“ ist eine Klanglandschaft und erinnert sowohl musikalisch als auch von der erzeugten Stimmung entfernt an Troum. Zwischendurch hat man den Eindruck Möwengeschrei (?) zu hören. Am Ende verstummt der Drone und übrig bleibt Stimmengewirr. Jeremie Mathes‘ „Uunartoq Qeqertoq“ wurde in einem Metalltank aufgenommen und es dröhnt entsprechend. Der Name des Tracks verweist auf eine Insel in der Nähe Grönlands und in Verbindung mit dieser Musik, die durchgängig etwas Mysteriöses und vielleicht sogar latent Bedrohliches ausstrahlt, ist das für den Zuhörer ein Gang durch „unerforschtes Gebiet“. Der in Portugal ansässige Ethnologe Iliou Persis spricht in seinen Linernotes von der Verbindung zweier Realitäten. Man erfährt, dass er sich dafür interessiert, was Masken mit dem Bewusstsein desjenigen machen, der sie trägt. „Tomba Di Tutte Le Imagino“ beginnt zaghaft: in der Ferne Glocken, Knarren und Knarzen, dann setzt Rhythmus ein, Trommeln werden geschlagen, Dynamik und Dramatik nehmen zu. Zahlreiche Klangelemente kommen hinzu, gegen Ende scheint ein Chor zu singen. Wenn Persis schreibt: „an enormous amount of power appears to explode from some silent part of my brain and I look at myself behaving more animalistic than an animal, less human than a walking god.“, dann wird natürlich noch einmal auf das Moment der Transformation angespielt. Diese 10 Minuten geben einem dann auch tatsächlich den Eindruck, man sei Zeuge eines Initiationsritus. Roman Kharkovsky aus Pakistan steuert zwei Stücke bei: „When I Became The Clouds Above Kremenchuk“ besteht aus flächigen, warmen, an- und abschwellenden Drones.

Was erneut auffällt ist, dass trotz der durchaus sehr unterschiedlichen Herangehensweisen und der daraus resultierenden Musik auch Teil 4 erneut wieder dadurch auffällt, dass aus dieser (scheinbaren) Heterogenität ein Ganzes entsteht, gleichzeitig ist diese Veröffentlichung ein Zeugnis dessen, was dronebasierte Musik alles kann. Ob man die Welt nach dem Hören nun verstehen kann, mag ich nicht zu beurteilen, aber die verschiedenen Wahrnehmungsansätze, die hier zu finden sind, sind nicht gerade zu unterschätzen. (M.G.)

Label: Drone