MOONGAZING HARE / TRAPPIST AFTERLAND: Songs For Nathan

Diejenigen unserer Leser, die sich für Psychedelic und ungewöhnliche Folkmusik interessieren, kennen wahrscheinlich das Projekt Moongazing Hare um den Dänen David Folkmann Drost und Trappist Afterland, die Band des in Melbourne lebenden Adam Goeffrey Cole. Einige sind vielleicht auch schon auf The Active Listener gestoßen, ein in Neuseeland beheimatetes Label und Magazin, das sich der Unterstützung und Verbreitung solcher Musik aus aller Herren Länder widmet. „Moongazing Hare and Trappist Afterland sing Songs for Nathan“ ist Nathan Ford, dem Chef des Active Listener und einem Freund beider Künstler gewidmet und in vieler Art ein Werk der Liebe und Dankbarkeit.

Cole und Drost, die das Album nicht wie eine schnöde Split gestaltet haben, sondern die einzelnen Songs in einer Art Zopfdramaturgie angeordnet haben, huldigen damit nicht nur ihrer eigenen, langjährigen, von gegenseitigem Support und Inspiration geprägten Freundschaft, sondern auch ganz unterschiedlichen Ideen eines meist folkigen Underground – das spiegelt ich in den recht unterschiedlichen Stilen der beiden Bands, aber auch in der Songauswahl, denn mit einer Handvoll Coverversionen wird ganz unterschiedlichen Idolen die ehre erwiesen. Allem voran ist „Songs for Nathan“ jedoch, wie der Name schon sagt, primär ein Album für den gemeinsamen Freund, für dessen aufwendige medizinische Behandlung der Erlös des Albums verwendet werden soll.

Während Trappist Afterland von Beginn an eine eher zerfledderte, an ausladende Freakouts der 70er erinnernde Folkmusik repräsentieren, verkörpert Moongazing Hare eine eher aufgeräumte, konzentrierte, aber gleichsam märchenhafte Variante traditionell akustischer Musik. Kaum ein Klassiker könnte besser zu deren Stil passen als Lal Watersons „Fine Horseman“ aus den frühen 70ern, mit dessen Interpretation Drost den Reigen stimmungsvoll eröffnet. Ein Gitarrenspiel so pastoral wie das von Michael Cashmore und leicht verfremdete Vocals tragen die Geschichte um ein mysteriöses Wesen scheinbar direkt vom dunklen Moor, das in dem Lied besungen wird, zum Ohr. Trappist Afterland dagegen channeln mit „Restless Day“ die frühen Coil, verpassen dem esoterischen Elektrostück ein akustisches Gewand und transzendieren die Stimmung mit asiatischem Saitenspiel und verrauschter, rasselnder Vagheit ins Uferlose, das auch in „Sleep on the Tide“ gewahrt bleibt. In dem Song covert Cole den dänischen Kollegen selbst, und in seinem gelösten Six Organs-Klanggewandt bekommt der Song über das Vertrauen etwas ungemein anrührendes.

In den weiteres Stücken entfaltet sich eine beachtliche Bandbreite, die sich nicht nur den Originalen einiger Songs verdankt, sondern auch in den Eigenkompositionen zu finden ist. In „Stars on the Wraith“ zeigt Moongazing Hare, dass er nicht nur schön klingende Musik machen kann, denn in dem wellenförmigen Drone, den roadmovieartigen Twangs und dem Duett der Drost-Brüder entfaltet sich eine coole, subtile Spannung. In wieder anderen tracks, wie dem auf Johannes-Zitaten basierenden Mountain Goats-Cover Drosts und Coles Interpretation von Syd Barrets Klassiker „Opel“, kommt es trotz quietschender Saiten und rückwärts gespielter Passagen wieder zu Momenten des Loslassens.

Die positive Motivation ist den „Songs for Nathan“ deutlich anzumerken, und neben dem unterstützenswerten Anliegen kam dabei dann auch ein mehr als solides Folkalbum zustande, das ein weites Spektrum an dunkler, schräger, anrührender Musik umfasst undgerade deshalb nicht nur für Fans, sondern auch für Neueinsteiger in die Materie empfehlenswert ist. (U.S.)

Label: The Active Listener