Seit einiger Zeit wird die musikalische Historie Controlled Bleedings aufgearbeitet und vergriffene Aufnahmen werden wieder verfügbar gemacht. Im April erscheint eine Mammutzusammenstellung von zehn Alben, die zwischen 1985 und 1988 aufgenommen wurden. Schon vor Jahren schrieb Paul Lemos anlässlich der „Curd“-Wiederveröffnetlichung: „[W]e were constantly experimenting with sound, and recording day and night.“
Und er macht nun ein (nur scheinbares) Kuriosum wieder zugänglich: Das unter dem Namen The Art Barbeque und kuriosen Pseudonymen veröffentlichte Album ist – was Besetzung (Lemos, Joe Papa, Chris Moriarty) und musikalische Ausrichtung anbelangt – letztlich Controlled Bleeding. Lemos selbst weist darauf hin: „[This name] allowed me to release everything I had put to tape.“ Viele der in dieser Zeit entstandenen Alben, etwa „Curd“, „Core“ oder „Songs From the Drain“ waren bei weitem nicht so kohärent wie z.B. „Music for Gilded Chambers“ oder „Music From the Scorurging Ground“, vielmehr waren es Zusammenstellungen von Stilen/Ausrichtungen und so ist auch „Feet Hacked Rails“ auf gewisse Weise fragmentiert, vielleicht „a heap of broken images” (T.S. Eliot): „Death in the Cameroon“ besteht aus Noise und unruhiger Perkussion, in die seltsame Melodien und Stimmen integriert werden. Stücke wie das einminütige „Hybler Bees Respond To Stimulous“, „Ants Rake“ oder „Untitled Return“ verweisen in ihrer atonalen Brachialität auf „Knees and Bones“ oder „Body Samples“. Dann gibt es aber auch Tracks, die melodisch-strukturierter sind: „Chest Cavity Dance Beat“ kombiniert Noise mit Melodieloops. “Dredging Phil”, Mindamoking Orch“ oder „Mindamoking Scrape“ mit ihren Melodieloops erinnern an die sphärisch melodischen Arbeiten, die sich z.B. auf „Headcrack“ finden. „Roast’s On“ kombiniert melodische Loops mit Stimmen(gewirr), hat einen gewissen Kollagencharakter, am Ende hört man sogar kurz Joe Papas so charakteristische opernhafte Vocals, die für das Klangbild der Band noch eine wichtige Rolle spielen sollten. „Platitude“ lässt einen kurzzeitig fast schon an Dark Ambient denken, klingt dann aber mit repetitiver Perkussion aus. Für „Niger Life“ mit seiner hektischen Perkussion und „ethnischen“ Samples würde Lemos heute wahrscheinlich von Kleingeistern der „cultural appropriation“ gescholten.
Lemos sprach einmal über die „creative spontaneity“, die zur damaligen Zeit ihre Aufnahmen und ihr Aufnehmen charakterisiert hätten. Das merkt man sicher auch diesem Album an. (MG)