ANATOLIAN WEAPONS FEAT. SEIRIOS SAVVAIDIS: To The Mother Of Gods

Wenn sich aus einem Nebel aus elektrifziertem Rauschen und Dröhnen nach und nach die sanfte Melodie tiefer Gitarrensaiten herausschält und kurz drauf ein rasselnder Rhythmus einsetzt, wenn eine weltentrückte Flötenmelodie ein aufgewecktes Rockschlagzeug begleitet, wenn choralartiger Gesang auf dem Fundament eines sitarartigen Kreisens eine erhabene Melodie anstimmt, dann denkt man wahrscheinlich als letztes daran, dass hier ein DJ am Werk war, der seit langem in der internationalen Clubszene renommiert ist, und dessen Dancemusik ihre Wurzeln sogar im EBM hat. Doch hin und wieder zeigen Leute überraschende Interessen, so auch der griechische Elektronik-Veteran Aggelos Baltas.

Über einen Freund lernte Baltas vor einiger Zeit die Musik von Seirios Savvaidis kennen, der in Griechenland als bekannter Folksänger und -Instrumentalist mit einem Bein im Psychedelic Rock steht. Es war wohl die spirituelle, archaische Ausstrahlung der Musik und die symbolträchtigen Texte mit ihrer ungekünstelt romantischen Aura, die Baltas dazu bewogen, Kontak aufzunehmen und eine Kollaboration vorzuschlagen. So entstand diese Zusammenarbeit zwischen Baltas’ eigentlich danceorientiertem Projekt Anatolian Weapons und dem ungleichen Partner.

Auch wenn man es der Musik zunächst nicht anmerkt, ist Baltas’ Herangehensweise die eines Remixers und DJs. Den jeweiligen Rumpf der zehn Tracks lieferte Savvaidis in roher Form ab, wobei “roh” hier schon einen Großteil des hypnotisierenden, manchmal abgehobenen Charismas und die erhabene Stimmung der Songs beinhaltet. Mit dem versierten Händchen des Arrangeurs wusste Baltas’ genau, wo subtile Brüche, treibende Rhythmen und groovige Basslinien zu placieren waren, wobei Savvaidis’ evokativem Gesang immer der zentrale Platz zustand.

Dass all dies wie eine organische Einheit daherkommt, lässt Stücke wie z.B. das okkult beschwörende “Tarachti Katarrachti”, das ambiente, ein wenig an Popol Vuh erinnernde “Ofiodaimon” oder das Folkstück “Ston Stavraito”, das mit pastoralen Gitarren beginnt und mit einer kämpferischen Marschtrommel endet, wie Erzeugnisse einer routinierten Band anmuten. (A. Kaudaht)

Label: Beats In Space