Im Rahmen der auch hier schon häufig besprochenen „Substantia Innominata“-10“-Reihe von Drone Records, die verstanden wird als „A concept that embraces the prospect of infinite possibilities for artists to create music about the intangible such as: The Unnameable, The Unspeakable, The Unthinkable, The Unidentifiable, etc“, wird „Arkhaîos“ von Jérémie Mathes veröffentlicht.
Der Franzose hat in den letzten zehn Jahren eine Reihe von Alben herausgebracht und auch einen Track zu der „Drone-Mind // Mind-Drone“-Reihe beigesteuert. Über seinen Beitrag dazu hieß es hier: „’Uunartoq Qeqertoq’ wurde in einem Metalltank aufgenommen und es dröhnt entsprechend. Der Name des Tracks verweist auf eine Insel in der Nähe Grönlands und in Verbindung mit dieser Musik, die durchgängig etwas Mysteriöses und vielleicht sogar latent Bedrohliches ausstrahlt, ist das für den Zuhörer ein Gang durch ‘unerforschtes Gebiet’“. Das ist insofern relevant als dass die auf dieser 10” zu hörenden beiden langen Tracks ebenso wie das Album “Fallow Memory” auf ähnlichem Material basieren.
Die quasi auratische Aufladung der Aufnahmeorte findet sich vielleicht paradigmatisch bei Lustmords „Paradise Disowned“ und „Heresy“, Mathes nahm in einer stillgelegten Fabrik in Frankreich auf und selbst wenn man nichts darüber wüsste, so wohnt den zwei langen Tracks tatsächlich etwa Höhlenartiges, Verhalltes inne. Mathes hat für einige Jahre in Kambodscha gelebt und integriert hier traditionelle Instrumente der Khmer, u,a. den Klang einer Tro Khmer. Auf dem 20-minütigen „Tomleiki“ tauchen in dem dunklen Dröhnen immer wieder akustische Elemente auf und gehen eine Synthese mit diesen im wahrsten Wortsinne unheimlichen, hallenden Drones ein. Auf „Yliaster“ findet sich eine ähnliche Herangehensweise, aber hier hat man fast den Eindruck eines Moments größerer Unruhe: Wind scheint zu wehen und zwischendurch lassen sich Melodien erahnen. Was bei beiden Tracks auffällt, ist dieses fortwährende Brodeln, sich Bewegen unter der Oberfläche, das beiden Tracks eine Dynamik gibt und keine Sekunde an Statik oder Monotonie denken lässt.
Mathes selbst spricht von “Dissolving time, space, mangling sounds collected into a simulacrum of altered realities. A oneiric junction between the concrete world and other unknown territories.” Die hier beschworenen „Realitäten“ und “unbekannten Territorien” werden durch diese Musik in der Tat beschworen. (MG)