156: An Accidental Exorcism

Hinter dem unscheinbaren, aber garantiert irgendwie bedeutungsschwangeren Namen 156 verbirgt sich der amerikanische Musiker Adel Souto, der vor allem im Kunstbereich als Fotograf und Publizist bekannt ist, u.a. mit seinem Band The Hidden City, das in dreihundert Fotos die esoterische und manchmal unheimliche Seite von New York City abbildet. Esoterisch und mysteriös geht es, wenn man so will, auch in seiner Musik zu. Seine jüngst erschienene LP “An Accidental Exorcism” legt davon ein beredtes Zeugnis ab.

Wenn beim Opener “Gnashing of Teeth” schon im anfänglichen Rauschen und Dröhnen akustische Gewitterwolken aufziehen, subtile Kratzgeräusche Fragezeichen in die Luft malen und Wind und Wetter Dramatik einbringen, entsteht eine Spannung, die sich das ganze Album über hält. Mit dem scheppernden Beat, der bald darauf einsetzt und vorerst subkutan bleibt, deutet sich ein weiteres Merkmal des Projektes an – das Label nennt u.a. Z’ev und Crash Worship als Referenzpunkte und spricht von einem “drum circle in a rusty junkyard” und von “meditation music for metalheads”. Ich nehme das wörtlich und stelle mir Stahlköpfe vor, die beim Meditieren zu rumpeln und zu Knallen anfangen.

Ob das ebenfalls allgegenwärtige Rauschen dem Aufnahmeort irgendwo in den Everglades-Sümpfen Floridas geschuldet ist, weiß ich nicht zu sagen – in vielen Tracks bildet dieses einen ozeanartigen Hintergrund, aus dem wie in “Hearts Devoured” metallenes Scheppern und rituelle Gesänge auf- und wieder abtauchen. In “The Holocene Extinction” wird dieses Meer selbst zu einer alles verschlingenden Welle (oder zu einem tosenden apokalyptischen Wind, der alles hinwegfegt und dem Tohuwaboho ausliefert).

Einige Stücke stechen in ihrer Dynamik heraus, allem voran das von schrillem Feedback und rumpelnden Detonationen vorangepeitschte “Ode to Pazuzu”, der scheppernde Tanzflächenfüller “Whirling” oder das prasselnde Inferno von “When a City Stops”. Schon der Titel deutet die fast schon reinigende Apokalyptik nicht nur an, und im finalen “Sermon of Rage” stellt eine gesamplete Rede eine etwaige Theorie dazu in den Raum. Mit dem Läuten ferner Glocken und dezentem gerassel wird man auf fast schon harmonische Weise dem rauschenden Ausklang zugeführt, aber vielleicht ist das nur das letzte Echo des Holozäns.

Label: No Part Of It