AYUUNE SULE: Putoo Katare Yire

In gerade mal drei Jahren hat sich der ghanaische Sänger und Kologospieler Ayuune Sule vom Newcomer und Support-Act für King Ayisoba zum international angesehenen Solokünstler gewandelt, unter seinen Fans gilt er als einer der zugänglichsten und poppigsten Vertreter des Genres, das nach seinem Hauptinstrument – eben das an eine Frühform des Banjos erinnernde Kologo – benannt ist. Mit “Putoo Katare Yire”, an dem einige hochkarätige Gäste mitwirken, steht seit Ende April sein neuestes Stück Vinyl in den Regalen. Bosheit hat kein Zuhause, so die deutsche Übersetzung des Titels, der auch einen der schalkhaft-heiteren Songs schmückt, doch das ist nur einer von vielen Slogans, die hier geschmettert werden.

Wie gewohnt geht es ohne Umschweife zur Sache: “Tezaa So Ndeyine” ist ein stimmungsvoll nach Drums, Bläsern und den hypnotischen Kologosaiten klingendes Protestlied gegen religiöse Bigotterie – Protest hat hier aber, trotz des nur zum Teil in der Landessprache Frafra, zum Teil auch in Englisch dargebotenen Textes mit seiner unverblümten Wortwahl nichts mit schlechter Laune zu tun. Die meist minimalen Tonfolgen des Saitenspiels erzeugen eine Entrücktheit, die in der schnellen Gangart aufwühlend wirkt und zusammen mit den anderen Komponenten, die allesamt gelöst, zackig und heiter zugleich daherkommen, ein ungemein kraftvolles Emotionsgemisch erzeugen können. An diesem wirkt neben Sängerin Florence Adone übrigens kein Geringerer als African Head Charge-Frontmann Bonjo Iyabinghi Noah mit.

Es ist schwer, einzelne Hits herauszupicken, da jeder Song ins Bein geht und im Ohr bleibt, und jeder ist als unmissverständliches Statement konzipiert. “Don’t Be Lazy” ist ein tanzwütiges Ritual zum Entschlacken von Krankheiten mit mehrstimmigem Gesang, Dynamik ist der Königsweg, und wer kann es einem verübeln, dabei an den italienischen Tarantella zu denken? In einer etwas gemächlicheren Gangart, aber mit kämpferischen Vocals ist “Life Is A Journey” ein echter Ohrwurm, zu dem die fast anheimelnden Flöten wesentlich beitragen. “Fighting Music”, wieder mit Noah sowie dem Kologo-Crooner Prince Buju, errichtet mit Synthies und widerspenstigen Rhythmen ein Bollwerk gegen Gewalt und bricht eine Lanze für den Dialog. Besinnlichere Töne haben aber, zumindest in den Worten, ebenso ihren Platz, so in “Yaalima Nyaane Yoo”, wo Sule und Gastsängerin Fausty Amoa Mabile von der Liebe zwischen Menschen und Gott singen. Dass dies kein abgegriffenes, hippieskes Thema sein muss und komplexer als man vielleicht denkt, wird vom Kontrast zwischen mystischen Flöten und aufwühlenden Rhythmen einmal mehr unterstrichen.

Das abschließende Stück ist dem Instrument selbst gewidmet, das der Musiker von seinem Großvater geerbt hat – eine derart leidenschaftliche Hommage an die Vergangenheit impliziert meist auch einen hoffnungsvollen Blick auf Künftiges, und in den Liner Notes wird “Putoo Katare Yire” ohnehin als “the sound of optimism and hope” beschrieben. Ich lasse mich da gern überzeugen.