PRAYER ROPE: Sainte-Edwige

Die Noisemusikerin und Kulturwissenschaftlerin Lexi C.M.K Turner hat mit ihrem Projekt Prayer Rope eine an prasselnden Dostortions, schrillem Feedback und anderen Obertönen reiche Hommage an die Schauspielerin Edwige Fenech (* 1942) herausgebracht – als Hommage bzw. Femmage kann man die EP jedenfalls schon aufgrund des erfürchtigen Titels “Sainte-Edwige” betrachten.

Fenech, deren Name übrigens nicht Pfennig, sondern Wüstenfuchs bedeutet und auf ihre Wurzeln in Malta und Tunesien zurückgeht, ist v.a. durch ihre Hauptrollen in italienischen Giallofilmen der frühen Siebziger ins Gedächtnis der Filmgeschichte eingegangen, eine ihrer bekanntesten Rollen hatte sie im von ihrem Schwager Sergio Martino inszenierten Thriller Der Killer von Wien (1971). Sie drehte ebenfalls mit Mario Bava, 2007 war sie in Eli Roths Hostel 2 zu sehen. Die beiden Prayer Rope-Tracks beziehen sich recht sicher auf zwei ihrer bekanntesten Filme. “Buio” zunächst auf den Giallo Tutti i colori del buio (1972) von Martino, der zu den Höhepunkten ihrer Filmografie zählt. “Iris” referiert auf den von Giuliano Carnimeo unter dem Pseudonym Anthony Ascott inszenierten Thriller Perché quelle strane gocce di sangue sul corpo di Jennifer? (1972), der im englischen Sprachraum unter dem Verleihtitel The Case of the Bloody Iris bekannt war.

Immer vorausgesetzt, dass Harsh Noise für die Freunde der Repetition gedacht ist, zeichnen sich bei den beiden Stücken wie bei einer nicht ganz einheitlichen Rauhfasertapete doch gewisse kleine Veränderungen in den Mustern des körnigen Geprassels ab, bei “Buio” schimmert irgendwann aber noch mehr – dem Titel entsprechend Dunkles – unter der Oberfläche durch, das vage genug bleibt, dass die Frage nach dem Ursprung (im entsprechenden Film?) letztlich Frage bleiben muss. “Iris” gestaltet sich feinkörniger, floraler, wenn man so will, zugleich ist es von einer kratzigeren Struktur und hält schrillere Momente bereit.

Für Gelegenheitshörer, denen die lärmenden Künste fremd sind, wird sich das ganze nach immergleicher Monotonie anhören, und manch einer würde sich wohl bei der Frage, wie hier Form und Thema aufeinander bezogen sind, in einer Endlosschleife verheddern. Noise-Conoisseurs, die vielleicht schon bei Turners anderen Projekten Tears of Morning und And The Maiden Feuer gefangen haben, braucht das freilich nicht zu interessieren. Das Album ist noch digital erhältlich, die auf zwanzig Exemplare limitierte Tape-Edition haben ihr Zuhause bereits gefunden.

Label: Summer Interlude Records