Fast lakonisch kündigt Eryck Abecassis sein (immer noch einigermaßen) aktuelles Album an. Fünf neue Tracks, spärlich zusammengehalten durch die Erinnerung an seine frühen Jahre als Fotograf. Alles entstand vor etwas über einem Jahr im digitalen Alleingang, kein Labelmanager wurde im Zuge der Veröffentlichung belästigt oder sonstwie in Mitleidenschaft gezogen.
Der Titel “Empty The Earth Vampire Pool” passt einerseits zu diesem spartanischen Ansatz (Empty) und zugleich zur gar nicht monotonen Dramatik, die in allen Stücken auf die eine oder andere Art spürbar ist. Was bereits beim eröffnenden “Gene Corruptor” auffällt, ist die klare und saubere Produktion, die sich schon im anfänglichen Knarren zeigt und die auch die nervtötenden Hochtöner im weiteren Verlauf auffängt. Bald schleicht sich eine Melodie in die Szene und – über einige Tempowechsel hinweg, bis zur Entrückung in kosmische Dimensionen – zahlreiche Assoziationen – oder Projektionen – heraufbeschwört: Library Music, orientalisches, barockes und einiges mehr, und an einigen Ecken zeigt sich ein großes, in Andeutungen belassenes Songpotenzial. Weiter geht es in “Plaisir du Vide” mit einem verspielt gebrochenen Takt aus der Aservatenkammer des Hip-Hop, schön aufgeräumt und gleichzeitig ein Vergnügungspark an schrulligen Ideen. Nomen est omen!
Der Titel “Scissor pulse” klingt bedrohlich nach einem Schnitt an gefährlicher Stelle, und ebenso bedrohlich klingt auch die Wucht, mit der das 10-Minuten-Stück beginnt. Nachdem es sich einiges an Zeit gelassen hat – das es fraglos kann, denn es ist monumental – wird es zu einer anmutigen heiteren Karussellfahrt durch eine Szenerie aus Synthetik und Kunststoff. Selbst das Gesumme im darauffolgenden Stück, das an Jüngers gläserne Bienen erinnert und doch eher aus der Welt der Fliegen zu kommen scheint, klingt keineswegs nur verträumt oder gar statisch.
Dass Abecassis einen guten Sinn für Details und die Materialität seiner dargestellten Objekte hat, wird im Laufe des Albums so selbstverständlich, dass es einem beim Titel des abschließenden “Eternelle Virginité des Choses” noch einmal besonders bewusst wird, denn auch dem Material, hinter das Sounddesigner und Fotograf zurückzutreten vermögen wird hier keine Gewalt angetan. Das finale Stück demonstriert viel ernsthaftes Konklusionspathos, und genau so einen Abspann kann sich “Empty the Earth Vampire Pool” auch leisten. (A. Kaudaht)