Auf dem einen langen Track, der “Extended Story (Not What it Seems)” ausfüllt, wirft einen Mark Wilson, der seit über 20 Jahren mit seinem Soloprojekt Conure unterwegs ist, gleich in die Mitte eines turbulenten Geschehens. Schrilles, mit etwas Hall unterlegtes Feedbackrauschen füllt den Raum und birgt Stimmen und einiges mehr in seinem Nebel. Einige Details kommen bedrohlich nah, vielleicht sind es Samples oder kurz angepeilte Übertragungen bei der Sendersuche am Radiogerät.
“Extended Story” hat den Charme des kaputten, und in seiner rauschenden Substanz hört man immer mehr Lärm durchscheinen. Dennoch bewahrt es eine gewisse sanfte Flächigkeit, die man sich gut bei einer Live-Show vorstellen könnte. “Extended Story”, das eine bittersüße und vielleicht unbewusste “nostalgic reverie of childhood vacations” evozieren soll, ist ein sich ständig bewegendes und an vielen Stellen steigerndes Stück, dass sich wie das Auge einer subjektiven Kamera durch ein Gelände von wechselhafter Topographie bewegt. Dabei werden zahlreiche Details aufgestöbert, die sich, wie es scheint, nur unfreiwillig offenbaren und manchmal sogar zu einem Versteckspiel einladen. Allem voran einiges, dass sich nach gebrüllten oder auch im Chor gesungenen Stimmen anhört, aber auch kleinteiliges Klappern und Rasseln und andere seltsame Sounds alltäglicher Verrichtungen, bis aus einer unerwarteten Richtung hohe Sinustöne hinzukommen und alle Aufmerksamkeit an sich reißen.
Soghaft rauschende Noise-Passagen von einer psychedelischen Intensität, die man von Acts wie Govt Alpha her kennt, leiten über in ein Szenario von matterer Klangfärbung und verschwommenerer Struktur, doch knarrige Unebenheiten und alarmierende Hochtöner lenken den Fokus wieder komplett um. Conures Richtung ist unberechenbar, und Ruhe gönnt er nur dem, der den Wohlklang solche Klanglandschaften wahrzunehmen vermag. All denen sei dieses fantastische Werk ans Herz gelegt. (U.S.)
Label: Recorded Psychic Readings