POST DOOM ROMANCE: Fragment

Vor einigen Monaten reisten Mykel Boyd und seine Partnerin Chelsea Heikes a.k.a. Seah, die zusammen das Projekt Post Doom Romance betreiben, nach Finnland, genauer in die Inselregion um die Stadt Parainen, um dort im Rahmen einer Artist Residency typische klangliche und visuelle Details der Gegend aufzunehmen und in Form zusammengesetzter Fragmente zu dokumentieren. Das vorliegende Album ist eine Vorform einer größeren Veröffentlichung, die noch geplant ist. Musikalisch verdienen es die “inner and outer soundscapes” auf “Fragment” aber durchaus, als eigenständiges Werk betrachtet zu werden.

Das Album startet mit aquatischem Rauschen und Rumoren, es brummt und vibriert ordentlich, und auch das maritime Nass selbst hat eine gewisse Turbulenz, die allmählich, begleitet vom Schreien der Seevögel, als Brandung die ganze Szene übernimmt. Der Opener ist ein Stück, bei dem ab einem gewissen Moment klar wird, in welche Richtung die Reise geht und mit welcher Art von Sounds man es zu tun hat. Nicht alle der folgenden Tracks haben diese Struktur, doch in allen zählen spontane Bewegungen und Veränderungen, mysteriöse Sounds, die plötzlich auf der Bildfläche erscheinen und ein vertraut klingendes Szenario in Aufruhr bringen, im Zentrum.

In manchen Momenten prägen zu markantem Knarren verfremdete Naturgeräusche das Bild, oft in eher zurückhaltender, abwartender Form, was der Musik eine deutliche Spannung gibt, an anderen Stellen reihen sich dezent geloopte Aufnahmen von hellem Zirpen und Zwitschern aneinander und kreieren fast so etwas wie ein Idyll. In wieder anderen Stücken ist wenig von Wind und Wasser zu hören, stattdessen kommen scheinbar elektronische Klänge und etwas wie Radiowellen zum Zug, und immer scheinen sich die Klänge, ihre Verarbeitung und Kombination auf eine nokturnale Atmosphäre zu einigen. Das gilt auch für die im klassischen Sinne “musikalischsten” Momente, in denen warme, dunkle Dronesounds das Steuer übernehmen, auch für einzelne Exkurse ins infernalisch-krachige und besonders für manche hochtönende Ambientflächen, die so hell und glatt wie ein Lichtstrahl den dunklen Hintergrund noch deutlicher erscheinen lassen.

Das Album ist außerdem ein Dankeschön an treue Unterstützer des Duos, nach denen die einzelnen Fragmente benannt sind und zu denen auch Daniel Burke von Illusion of Safety (oder ein Namensvetter) zählt. (A. Kaudaht)