Die großen englischen Melancholiker sind zurück. Gut eineinhalb Jahre nach „The Bone Carver“ kommt mit „Mother-Of-Pearl“ recht schnell der Nachfolger, das insgesamt 14. Studioalbum. And Also The Trees haben nie in dem Maße die (eigentlich verdiente) Resonanz gehabt, die einige ihrer Kollegen erlebten, dabei ist die Band um die beiden Jones-Brüder qualitativ vielen voraus: Auch das Spätwerk der Band bewegt sich auf einem gleich hohem Niveau.
Dabei ist das neue Album unter etwas anderen Vorzeichen als vorherige entstanden. Als wir die Band vor einigen Monaten interviewten, meinte Justin: „we created the ‘Brothers of the trees’ shows that are electric in their approach with a strong element of improvisation. We called it ‘Brothers of the Trees’ to start with as it was just Simon and I who performed. Since then it expanded sometimes and contracted depending on the event or stage/venue. These shows were mostly different versions of existing AATT material played in new ways. Having done a number of these performances we thought it would be a good exercise to create new works. So this is a current project that has been running in parallel with other projects and one day we will write, record and release an album of new material played in this way under the name of And Also The Trees but with a note that it is from, or in the Brothers’ mindset.“
„Mother-Of-Pearl Moon“ ist dieses oben angesprochene Album, entstand es doch aus einer Reihe von Improvisationen auf der E-Gitarre. Das schlicht betitelte das Album einleitende „Intro“, eines von insgesamt drei Instrumentals, lässt daran denken, dass Justin meinte: „When I was younger I wanted to be a composer for film. That didn’t happen for many obvious reasons but it does seem to be part of the make-up of AATT music.” „The Whaler” beginnt mit den für AATT so passenden Zeilen „As the scene unwinds“. Nachdem der titelgebende „whaler“ da ist, ändert sich die Perspektive. Man ist inmitten des Geschehens: „As the storm unwinds“. Dann wird das Ende beschreiben: „The black waves came pounding on the beach/They took the sails and all they reached/And all the butches knives, harpoons and lives/Were swirling out…into the deep.“ Auf „Town Square“ wird ein nächtlicher Gang durch eine Stadt beschrieben, die – natürlich, möchte man sagen – „full of mystery“ ist. Hier wird die, wie auch auf weiteren Songs des Albums beschworene, Wasserbildlichkeit aufgegriffen, wenn der „river-man“ auftaucht. Das Nächtliche und das Wasser finden sich auch im Titelstück: „Broken light on the black water“. „This Path Through The Meadow“, zu dem die Band ein stimmungsvolles Video gedreht hat, beeindruckt mit einem tollen Einsatz der Klarinette.
Auf dem leicht orientalisch klingenden „Valdrada“ ist das zu findende Wasser „like a mirage“, ist die besungene Stadt voller „alleys/Full of echoes and strangers“. Auch auf dem reduzierten “Visions Of A Stray” tauchen wie so oft in den Texten Jones’ wieder Figuren auf: „He had a vision of a woman/Walking through the cornfields“. Auf dem instrumentalen „Ypsilon“ lässt der Moog an ein Theremin denken, der seltsame Entitäten beschwört, bevor ein paar Töne auf der Gitarre einsetzen, die wie häufig bei der Band an eine Mandoline erinnert. Wenn es auf dem letzten Stück „Away From Me“ fast gegen Ende heißt „And down the avenues we’ll ghost/Beneath the lamp posts“, dann ist das vielleicht nicht die schlechteste Beschreibung der (nicht nur) auf diesem Album erzeugten Atmosphäre. And Also The Trees spielen ihre scheinbar aus der Zeit gefallene Musik, die in einem, in ihrem ganz eigenen Universum existiert. (MG)
Label: AATT