Neu bei Tapetopia: Eine Auswahl von A.F. Moebius

Als achzehnte Folge der Tapetopia-Reihe, in der alte Tapeveröffentlichungen des DDR-Underground unter dem Dach des Aufnahme + Wiedergabe-Labels neu herauskommen, erscheint Anfang Mai eine Zusammenstellung verschiedener Tracks von A.F. Moebius in zwei Vinyl-Editionen und auf Kassette. Unter dem nach dem berühmten Mathematiker benannten Künstlernamen firmierte der in Karl-Marx-Stadt aufgewachsene Frank Bretschneider Mitte der 80er parallel zum Start seiner bekannten Band AG Geige. Als Zusammenstellung entstand “Eine Auswahl” bereits 1988, in dem Bretschneider die insgesamt vierzehn Tracks aus einem wahrscheinlich größeren Fundus an zwischen 1985-87 entstandenen Stücken auswählte und für ein Split-Tape mit seiner damaligen Band Heinz & Franz zusammen mit Heinz Havemeister kuratierte.

Die primär auf dem Einsatz eines Korg-M-20, Tapeloops und Samples basierenden Stücke, deren stilistische Klammer so etwas wie ein experimentierfreudiger New Wave-Sound sein mag, offenbaren einen recht unterschiedlichen Charakter, zu den herausragenden Momenten zählen “Antipoden”, das in seinen knapp zwei Minuten immer etwas wie aus dem Takt geraten wirkt und dessen dumpf-verzerrte Vocals nicht minder trunken klingen, sowie die hypnotische Taktung von “Blau”, zwischen der sich die Fata Morgana einer entrückten, folkigen Flötenmelodie bewegt. Dann die flink-treibende Pulsierung, die sich in “Erika” aus einem hektischen Schreibmaschinentippen herauskristallisiert, ebenso der surreale Trip “Im Kopf”. Nicht zuletzt das so ätzende wie entrückte Postpunk-Szenario im irreführenderweise “Elektro” betitelten Stück. Bretschneider blieb auch nach der Wende und nach der Auslösung von AG Geige musikalisch-künstlerisch ausgesprochen aktiv, war an der Gründung bzw. Fusion von labels wie Rastermusic und Raster-Noton beteiligt und veröffentlichte einige Tonträger solo un in Kollaboration. “Eine Auswahl” von A.F. Moebius ist nun nach längerer Zeit erstmals wieder erhältlich. Die Heinz & Franz gewidmete Seite des damals bei KlangFarben erschienenen Split-Tapes wurde vor zwei Jahren ebenfalls bei Tapetopia wiederveröffentlicht.