Johannes Scheblers Projekt Baldruin hatte uns zuletzt mit dem Album „Relikte aus der Zukunft“ begeistert, er selbst war uns in einem etwas anderen Zusammenhang erst letzte Woche als ein Drittel des Projekts Yayoba, dem hier attestiert wurde, „surreale Exotica“ zu spielen, erneut begegnet.
Der Titel des neuen Baldruin-Albums gibt schon einen guten Hinweis, wie das darauf Enthaltene zu verstehen ist, enthält das Album doch 17 kurze Stücke, die als Mosaik(-Teile) eines Ganzen verstanden werden können. Vor zwei Jahren fiel der Begriff „Miniaturen“ bei der Beschreibung des 2022 erschienenen Albums „Kleine Freuden“, was natürlich nicht verstanden werden sollte, als handele es sich bei den Stücken um etwas Sekundäres, zu gehaltvoll und eigen(ständig) ist diese Musik.
Das zweiminütige „Zwischen Planeten“ eröffnet das Album: eine melancholische Fläche, die mit analogen Synth erzeugt worden zu sein scheint, man muss kurzzeitig an den Klang eines Harmoniums denken, dazu einzelne, leicht mysteriöse Sounds. Auch auf „Stimme des Wegelagerers“ hört man Analogsynthsounds, die fast schon eine Art Kindermelodie spielen, bevor dann eine flüsternde Stimme einsetzt. Worte sind auch auf „Aus dem Feuer, aus dem Licht“ zu hören, wo der Titel immer wieder geflüstert wird, dazu ertönen seltsame Stimmen von schattenhafte Wesen. „Immer wieder im Kreis“ dagegen ist von Perkussion und leicht dissonanten Spielzeugsounds, so als ob etwas aufgezogen würde, durchzogen. Auf „In den Tiefen“ kann man eine leicht sakrale Orgel hören, auf “Gemeinsam hindurch” getragene Streicher. Das dunkle Summen und die sakralen Stimmen auf “Mit vebundenen Augen” lassen entfernt an Dead Can Dance zur Zeit von “Aion” denken, bei dem Zusammenspiel von Perkussion und Flöten auf „Purpur-Trank“ meint man, Ka Baird sei zum Musizieren dazugekommen.
Das leicht perkussive „Der verwunschene Hain“ ließe sich vielleicht auch programmatisch lesen, denn alle der einzelnen Mosaikteile haben gemein, dass sie aus einer ganz anderen Welt zu kommen scheinen, erzeugen einen „Blick nach drüben“ – wo auch immer das sein mag. Baldruin erzeugen liminale Musik, Schwellen und Grenzen überschreitend.
Label: Quindi Records