Ein unerbittliches Rumoren bildet den abgedunkelten Hintergrund für das bedrohliche Knarren, das Trepaneringsritualens “Septentrional” wie eine verzerrte Perkussion einleitet. Weitere knarrende Laute fügen sich ein und erinnern mit der Zeit immer mehr an den Atem einer Bestie. Doch plötzlich wird klar: Es handelt sich um menschliche, entmenschlichte Stimmen – bedrohliches Growlen, das fast wie das Hervorwürgen dunkler Mächte klingt. Die monotonen Strukturen verändern sich nur subtil, was dem nach dem ursprünglichen Menschenpaar der nordischen Mythologie betitelten Opener “Askr Ok Embla (Frêne Et Orme)” eine stark rituelle und fast tranceartige Qualität verleiht.
“Septentrional”, ursprünglich 2010 auf Kassette bei Aaron Dilloways Hanson Records erschienen, erlebte vor einign Wochen seine Wiederveröffentlichung als LP bei Cloister Recordings. Dieses zweite Album von Thomas Martin Ekelund alias Trepaneringsritualen markierte seinerzeit eine entscheidende Wegmarke in der frühen Phase des Projektes, die sechs Originalstücke werden in der Reissue durch einen bislang unveröffentlichten Bonustrack ergänzt, der die düster-rituelle Aura vielleicht noch überbietet. “Septentrional” – was im Lateinischen schlicht “des Nordens” bedeutet – verweist auf die kalten, spirituell aufgeladenen Winde der nordischen Mythenwelt und findet in der Klangwelt von Trepaneringsritualen eine raue, physikalisch anmutende Entsprechung.
Mit “Den Blodtunga Jorden” setzt eine treibende, rhythmische Struktur ein, die, obwohl ohne markante Taktung, eine enorme Energie aufbaut. Die Stimmen wirken hier wie aus einem Filmfragment entnommen, ehe der Rauschgesang im Hintergrund aufblitzt – flüchtig und doch eindringlich. Die repetitiven, fast hypnotischen Klänge erinnern an unterirdische Schreie, während zischende Sounds wie ein sprühender Nebel über der Szenerie liegen. “Etern” dröhnt in düsteren, grollenden Tönen und entfaltet dabei einen dichten Klangkern, während dumpfe, beschwörende Gesänge in einer unverständlich gemurmelten Sprache durch die Szene hallen. Erneut entsteht eine rituelle Atmosphäre, fast als würde man einer unheiligen Zeremonie beiwohnen. Der Track entwickelt eine unheilvolle Aura mit seinem bedrohlichen Knurren, das sich wie ein urtümliches Tier an die Oberfläche drängt.
“Maran” ist ein spannungsgeladenes Stück, dessen eigentümliche Atmosphäre sich erst allmählich offenbart. Das Knurren und die knirschenden Sounds wirken bedrohlich und lassen eine dunkle, tastende Klangwelt entstehen. Der Track evoziert Bilder von Werwölfen oder anderen unheimlichen Kreaturen, die durch nebelverhangene Wälder streifen, irgendwann bricht ein Schrei los, der an Momente des Black Metal erinnert, bevor er wieder in das Bett der knurrenden und knirschenden Sounds zurückgleitet. “Vite Krist (Trälars Konung)” bringt eine rhythmischere, fast marschartige Struktur in das Album, flankiert von Störgeräuschen und einem ultraverzerrten Gesang, der sich ganz in das eher metallene Klangbild fügt.
Nachdem das sich wieder eher tastend voranbewegende “Adils, Aun Ok Egil”, der ursprüngliche Abschlusstrack, in einem eher minimalistischen Rahmen bleibt (und dabei doch stets eine bedrohlich-angespannte Stimmung wahrt, als ob sich jederzeit eine neue dunkle Macht erheben könnte), offenbart der bislang unveröffentlichte Bonustrack “Helsót” eine noch rohere und ungeschliffenere Seite des Ganzen: Dumpfe, brummende Sounds und kratzende Geräusche dominieren das Bild, während der Track in ein verstörendes, fast physisch greifbares Klangbild getaucht wird, das die raue und unbändige Energie der frühen Aufnahmen perfekt einfängt.
Label: Cloister Recordings