EXPOSE: ETC

Die in LA ansässige Noiserock-Band Expose liefert mit ihrem zweiten Album “ETC” ein kraftvolles und kompromissloses Werk ab, das sich zwischen roher Gewalt und einer subtilen Verspieltheit bewegt, mit der sie immer mal wieder mit schalkhafter Miene kleine Fenster in Räume voll tiefschwarzer Desolatheit öffnet.

Expose ist tief in der kalifornischen Gitarrenlärm-Szene verwurzelt, sprengt jedoch deren Grenzen mit einer Mixtur aus verzerrten Riffs, analogen Synthies und ungewöhnlichen Instrumentierungen, die von einem mal zähen, mal ungestümen Charakter geprägt ist. Das Label beschreibt das Album anschaulich als “geschmiedet aus schweißtreibenden Jamsessions unter Halogenröhren in ölverschmierten Garagen”, und dieser raue Ursprung schwingt in jeder Note mit.

ETC beginnt mit dem instrumentalen “Dutch Field”, einem nervösen und schrillen Auftakt, der sich immer weiter aufbaut, bis ein orientalisch anmutendes Saxophon eine reizvolle Spannung zwischen rhythmischer Präzision und klanglichem Chaos erzeugt. Diese Fähigkeit zur Kontrastbildung zieht sich durch das gesamte Album. “Speed Dial” ist eine rasende Punknummer, deren dumpfe Vocals und roher Sound an die besten Momente des Hardcore erinnern, während ein brachialer Synthie-Ausbruch das Stück zu einem verstörenden Höhepunkt führt. Hier wird deutlich: Expose lieben das Spiel mit Dynamiken. Den Fokus verlieren sie dabei nicht.

Mit “The Constant” schlägt die Band melodischere Töne an, nur um sie schnell wieder in sludgegetränkte, schwere Klänge zu tauchen. Die Balance zwischen zarterem Fingerpicking und lärmenden Ausbrüchen verleiht dem Stück eine besondere Ambiguität. “Road Railing” hingegen ist reine Ekstase: Ein Wirbelwind aus verzerrten Sounds, überdrehten Synthesizern und kreischendem Saxophon, das schließlich in einer launigen Bratschen-Einlage endet.

Die Energie des Albums wird durch dunklere und bisweilen langsamer angelegte Tracks wie “Reverse 3″ und “Zero To Zero” ergänzt. In solchen besonders dystopisch anmutenden Momenten demonstriert die Band ihre Fähigkeit, atmosphärische Spannung aufzubauen: flirrende Synthiesounds, schleppende Rhythmen und eine klangliche Desolatheit, die das Verstörende nicht fürchtet. Auf “Self Terror” beweist die Band schließlich, dass sie auch vermeintlich sanfte Elemente wie verspielte Saxophone oder entrückte Gitarrenakkorde einsetzen kann, um ihre ureigene, raue Schönheit hervorzubringen, bevor alles wieder in eruptiven Lärmkaskaden explodiert. Mein Favorit allerdings sit das kurze “Sink”, ein einziger surreal-entrückter Fiebertraum.

Expose zeigen mit “ETC” eine fast absurde Verspieltheit, die sich – ob in spontanen Brücken und Wendungen, in orientalisierenden Trällereinlagen des Saxofons oder in derben Rock’n'Roll-Zitaten – immer wieder mit einer harten, düsteren Grundstimmung verbindet. Expose verweben Noise, Sludge und was man Post-Hardcore nennt zu einem schwer fassbaren Ganzen, das keine Kompromisse eingeht und immer wieder neue, unerwartete Wendungen bereithält. Als Zaungast solcher Musik kann ich mir keine Vergleiche anmaßen, aber sollten sie in Europa touren, empfehle ich eine gemeinsame Tour mit Pound Land. (U.S.)

Label: Quindi Records