Arnold de Boer ist vielen als Gitarrist von The Ex und als Chef des nach seinem westfriesischen Geburtsort Makkum benannten Labels bekannt, mit dem er – nicht nur, aber durchaus auch – zu einem internationalen Botschafter ghanaischer Counter Culture geworden ist. Neben diesen und anderen Dingen sollte nicht unterschlagen werden, dass er auch ein Soloprojekt namens Zea betreibt und in gewissen Abständen zuckersüße Polemiken herausbringt. So wie die gerade erschienene Single.
Wenn es um die Vermüllung der Meere, die Zerstörung der Artenvielfalt und den Raubbau an den Ressourcen unseres Planeten geht, ist der Mensch unter den Lebensformen bekanntlich Spitzenreiter. Man hat es oft gehört, und während die simple Feststellung aus dem Mund von Politikern oder der Feder von Journalisten redundant wirkt, macht sie sich in polemischen Biss verpackt immer wieder gut. Mit dezent rumpelnden Pappschachteltakten im Hintergrund, frohsinnig-folkigem Gitarrenspiel a la John Renbourn und ebenso fidelem Gesang spielt de Boer in “Agency”, dessen Titel wohl im Sinne von Agenda gemeint ist, Szenarien wie die weltrettende Vernichtung der Menschheit, ein Parlament der Tiere und Pflanzen und vieles mehr durch, und alles wirkt wie eine spontane humorige Schimpftirade, die man nicht anders als mit “so ist’s” quittieren kann.
“My First Friends Were Animals” auf der zweiten Seite ist etwas weniger simpel gestrickt und ungleich voller und krachiger vom Sound. darüber hinaus auch recht zackig in seinem hypnotischen Keilhackenbeat, in dessen unerbittlichen Vorwärtsdrang sich einiges hinzumischt: Tierstimmen? Ein oud-artiges, orientalisch klingendes Instrument? Definitiv de Boers mit Echoeffekten verfremdete Stimme, mit der er nur mäßig verständliche Verse aus John Lennons “Give Peace a Chance” zitiert und erneut der selbstgefälligen Krone der Schöpfung – dem einzigen Tier, das nicht Tier genannt werden will – ein paar Zacken herausbricht.
“I am not defending nature, I am nature defending itself”, schleudert er dem Status Quo des Anthropozän entgegen, und wem das noch nicht kämpferisch genug ist, der sollte sich auf jeden Fall auf eines der Konzerte seiner gerade beginnenden Europatour begeben.
Label: Makkum Records / Subroutine Records