In einer Auflage von 333 Exemplaren erscheint der zweite Teil der wortspielerischen Serie von Hauch Records – den ersten hatten wir Anfang letzten Jahres hier besprochen – und trägt auf dem Cover den augenzwinkernden Hinweis „Note for allergic persons: Contains traces of…“, um dann alle Beteiligten aufzulisten. Wie schon beim Vorgänger lassen sich die einzelnen Künstlerinnen und Künstler kategorisieren als die „Verändernden“ und die „Veränderbaren“. Von Labelseite wird die konzeptionelle Ausrichtung klar artikuliert, geht es bei diesen Überlegungen zur Musik der Zukunft weniger ausschließlich um die gefühlt jeden Tag neuen Meldungen zu den (vermeintlichen) Fähigkeiten künstlicher Intelligenz: „In any case, the music of the future is a music in motion, a music that permanently changes itself and in which one can intervene democratically, anarchically, in solidarity or critically. Music that does not confirm but provokes. […] Making the future audible in music means listening to it (and processing it accordingly) in such a way that what is possible emerges. Mix and re-mix are the common genre terms for this. However, the words ‘mixing’ and ‘re-mixing’ seem almost a little too gentle for what can actually happen.“ Diese Behauptung, dass Begriffe wie „Remix“ vielleicht etwas zu „sanft“ sind, ist vielleicht nicht ganz falsch, wie man weiter unten sehen wird.
Pondskater, Alex Ganz’ in Düsseldorf beheimatetes Projekt, ist mit „Reverse Interlock“ vertreten; das Stück erschien in seiner Ursprungsform vor knapp zwei Jahren auf dem Album „Way Out Ouest“. Der Remix von Oval arbeitet Sounds, die an ein Xylophon denken lassen. Im weiteren Verlauf wird ein verspielt-tanzbares Stück daraus. Tidy Kids „I lost My Mind“, im Original gerade einmal knapp 40 Sekunden lang, wird von (Chris) Clark mit minimalistischen Retrosounds, die an frühe 80er denken lassen, angereichert – passenderweise heißt es über Clark: „[Es sei] die Geschichte eines Elektronikers, der nach und nach die Klänge ‘alter’ Instrumente für sich (wieder) entdeckt.” Inmitten der analogen Klänge hört man in der Ferne skurril-entrückten Gesang. „Aruki Ikura“ von Ai wird von Electric Indigo, der Projektname, unter dem Susanne Kirchmayr agiert, geremixt: man hört stotternde und schleppende minimale Beats, zu denen melodische Passagen hinzukommen. The Visitor wurde von Gudrun Gut einer Bearbeitung unterzogen: Das 11minütige Original von “Installation 1″ ist geprägt von flächigen, ambienten und leicht mysteriösen Momenten. Im passend betitelten „Shortcut Remix“ (ver-)wandelt sich das Stück zu einem knapp vierminütigen rhythmischen Track mit Guts Sprechgesang: „Der Besuch“, „Yes. It was nice“, spricht sie mit dunkler Stimme. Welchen Begriff man nun wählt, um diese Be- und Überarbeitungen zu titulieren, spielt wahrscheinlich letztlich keine Rolle, denn spannend ist es allemal. (MG)
Label: Hauch Records