Den achten Teil der seit 2011 bestehenden „Drone-Mind // Mind-Drone“-Reihe von Drone Records, die unter dem Motto „This series is dedicated to the Drones of the World, and the Drones of our Mind“ steht, hatten wir hier Ende 2021 besprochen, gerade ist der neunte Teil erschienen, auf dem erneut vier verschiedene Künstler ihre Version des, ihre Herangehensweise an den Drone zeigen. Bezüglich des achten Teils hieß es hier: „Drone kann den Aufbau einer Musik gestalten, ihre Materialität prägen, eine Musik hypnotischer machen und ihr Rückgrad verleihen, und immer besteht eine starke Wechselbeziehung zwischen dem Dröhnen und dem suchenden, repziperenden und interpretierenden Geist. Dies unter der Formel ‘Drone-Mind // Mind-Drone’ zu vereinen, ist auch beim achten Teil ein starkes Argument gegen alle, die behaupten, Drone hätte sich über die Jahre totgedröhnt.“ Gleiches lässt sich nun über Teil 9 sagen.
Daina Dieva stammt aus Litauen und wurde auf diesen Seiten u.a. als Gastsängerin von Ô Paradis und als Mitglied des Projekts Calitys, das letztes Jahr auf Cyclic Law debüttierte, wahrgenommen. Dieva ist mit zwei eigentlich recht unterschiedlichen Stücken vertreten: „My Eyes Become Night“ besteht aus rauschigen, ziemlich dunklen Drones. „Budesiu“ scheint anfangs daran anzuknüpfen, entwickelt sich aber schnell zu einem deutlich melodischeren Stück, auf dem Dievas Gesang eine zentrale Rolle zukommt, der von so etwas wie Harmoniumdrones untermalt wird. Von der erzeugten Atmosphäre erinnert das Stück entfernt an getragenere Stücke von Dead Can Dance. Living Temples sind mit einem anlässlich der Frühlingstagundnachtgleiche live im Studio aufgenommenen Stück vertreten: „The Slaying Of The Serpent“ ist ein langer, sich langsam entwickelnder Track aus melodischen Flächen und in der Ferne rumpelnden und schabenden Sounds, die sich immer stärker perkussiv verdichten (passenderweise heißt es in den Credits „archaic shamanic instruments“ seien zum Einsatz gekommen). Adriano Zanni aus Italien arbeitet u.a. mit Feldaufnahmen, was besonders beim ersten Stück deutlich wird: „Melissophobia Hypnotherapy“ beginnt mit dem zunehmenden Summen von Insekten und dunkel hallenden Drones. „Exercise In Listening“ hat Passagen, auf denen man meint, eine E-Gitarre komme zum Einsatz, es gibt melodische flächige Sounds, die im Rahmen dieser Veröffentlichung fast schon bombastisch klingen. Das norwegische Projekt Are Mundal wird von Labelseite mit „surrealistic, phantasmagoric drones“ beschrieben, was sicher nicht falsch ist, beginnt das lange „Rustic Movement For An Accordeon“ mysteriös, dunkel-dröhnend, man hört einen Loop eines seltsamen Geräuschs, das eine Stimme sein könnte. In den Credits gibt es noch den Hinweis neben elektrischer Violine, bearbeitetem Klavier und einigem mehr seien „other curiosities“ zum Einsatz gekommen. Mit all diesen Kuriositäten erzeugt Mundal eine im doppelten Wortsinne unheimlich atmosphärische Musik, auf der im letzten Teil auch mal plötzlich seltsame, kaum zu lokalisierende Stimmen auftauchen können. Das ist vielleicht mein Favorit auf dieser an starken Tracks nicht armen Veröffentlichung. (MG)
Label: Drone Records