ROBIN CRUTCHFIELD: The Hidden Folk

Vor kurzen beklagte ein bekannter Musikjournalist in der konkret den “Hang zum Irrationalen und zur Neoromantik“ in der zeitgenössischen Popmusik. Für den Autor dürfte Robin Crutchfields neues (Solo-)Album ziemlich ungenießbar sein, widmet der ursprünglich aus der New Yorker No Wave-Szene stammende Crutchfield nun zum insgesamt vierten Mal (s)ein Album Gnomen, Zwergen, Kobolden, sprich: “seinen Freunden in der verzauberten anderen Welt“ –

um auf den Titel  des bei Timothy Renners Label Hand/Eye erschienenen Vorgängers von “The Hidden Folk“ anzuspielen. Der Opener “We Find Our Way In“ – ein Titel, den man fast schon als (Be-)Drohung lesen kann- wie auch z.B. “Zither Madness“ oder “Poison Splinter“ sind wunderbar aufeinander verweisende dichte und atmosphärische Harfen- bzw. Zitterminiaturen. Es gibt aber auch aus merkwürdigen Geräuschen bestehende Tracks wie “Insect Machines“, “Gnomes Underground“ oder “The Hollow Oak My Humble Home“ (das trotz völlig anderer Instrumentierung und Herangehensweise an Graeme Revells “Insektenmusikanten“ erinnert), die den Eindruck erwecken, im Unterholz übten Elfen auf Holzinstrumenten  – diese Assoziationen werden natürlich durch Titel der (instrumentalen) Tracks sowie das Artwork, das diesmal von der großartigen Kathleen Lolley adäquat gestaltet wurde, forciert. Zudem posiert Crutchfield auf seiner Website mit Elfenohren und Miniaturharfe. Dabei trägt die verrauschte Lo-Fi-Produktion dazu bei, dem Album eine vermeintliche Unmittelbarkeit und Authentizität zu geben. Vielleicht kann Crutchfields obsessive Hingabe an diese Märchenwesen als Eskapismus und Irrationalismus gedeutet werden, vielleicht handelt es sich auch einfach nur – um den Künstler selbst zu Wort kommen zu lassen – um “acoustic glissando and drone soundscapes for the daydreamers of the world”.

(M.G.)