T.E.D. KLEIN: Reassuring Tales

Fast zeitgleich mit “Teatro Grottesco“ erscheint in dem auf limitierte Spezialauflagen bekannten US-amerikanischen Verlag Subterranean Press (in dem auch schon Ligotti veröffentlicht hat) eine Sammlung von Kurzgeschichten T.E.D. Kleins, der ähnlich viel publiziert (hat) wie Jerome D. Salinger. 1973 wurde er mit (der hier enthaltenen und sicher im Rahmen dieser Sammlung den Höhepunkt darstellenden) langen Erzählung “The Events At Poroth Farm“ bekannt, die acht Jahre später in stark veränderter und erweiterter Form als der bisher einzige Roman unter dem Titel “The Ceremonies“ veröffentlicht wurde, ein von Lovecraft und Machen beeinflusstes Werk, das ein kosmisches Grauen evozierte und ebenso wie die im gleichen Jahr erschienene Sammlung mit vier längeren Erzählungen namens “Dark Gods“ die Bedeutungslosigkeit des Menschen inmitten eines indifferenten (oder feindlichen) Kosmos illustrierte. Im Vorwort wird zweierlei deutlich: Zum einen, dass Klein selbst eine weitaus realistischere Einschätzung des Werts der hier versammelten Arbeiten hat als der Verlag, der von einem Nachfolger spricht und damit “Reassuring Tales“ in eine Reihe mit eben erwähnten beiden Werken stellt, was wenig berechtigt ist, er zum anderen recht bieder wirkt.

Ein Teil der Geschichten ist schlicht schlecht gealtert, wie Klein selbst zugibt. “Magic Carpet“ ist eine auf die Pointe am Ende hin ausgerichtete Geschichte, der man die Zeit ihres Entstehens anmerkt und die selbst einen an Flugangst leidenden Menschen während eines Transatlantikfluges kaum in Angst versetzen dürfte. “One Size Eats All“ ist nicht mehr als eine nette Lagerfeuergeschichte für Kinder (und war als solche auch gedacht) um einen mörderischen Schlafsack, das Ende von “Camera Shy“ (hier spielt eine Polaroidkamera eine tragende Rolle) ist sehr früh vorhersehbar (so wie eben die Vampire nicht auf den Fotos zu sehen sind) und eine Geschichte wie “They Don’t Write ’Em Like This Anymore“ illustriert die Sehnsucht nach einer (paradiesischen) Vergangenheit, wobei diese Art von Vergangenheit selten existiert hat bzw. kaum paradiesisch war. Es gibt aber eben auch eine Geschichte wie “Ladder“, die der Vorstellung des (Vorher-)Bestimmtseins des Lebens eine originelle (und beklemmende) Dimension hinzufügt oder eben bereits oben erwähnte (Tagebuch-)Erzählung “The Events At Poroth Farm“.

Diese Sammlung ist also insgesamt deshalb eher für Komplettisten oder Fans geeignet. Diejenigen, die sich fragen, warum T.E.D. Klein, der Anfang der 90er auch einmal ein Drehbuch für Dario Argento geschrieben hat, von einigen (u.a. dem Lovecraftspezialisten Joshi, der eine sehr empfehlenswerte Sammlung von Texten als “The Modern Weird Tale“ veröffentlicht hat, in der sich u.a. Studien zu Klein und Ligotti finden) so sehr geschätzt wird, besorge sich (günstig via EBAY) besagten einzigen Roman (deutscher Titel “Morgengrauen“) respektive Band mit Erzählungen, dessen deutscher Titel (“Verschwörung der Götter) den Göttern mehr Rationalität zukommen lässt, als das im englischen Original der Fall war.

(M.G.)